Die erste Antikörperstudie hat Österreich nur einen kleinen Schritt in Richtung einer wichtigen Erkenntnis gebracht: Die Mortalitätsrate ist für den (politischen) Umgang mit dem Virus bedeutsam. Bis Dienstag waren in Österreich 606 Tote gemeldet.

Ob bei der Berechnung der Mortalitätsrate im Nenner die Zahl der Erkrankten oder aller Infizierten (inklusive Asymptomatische) stehen soll, ist umstritten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat sich bisher der ersten Definition bedient und sie mit 3,4 Prozent angegeben. Jedoch lässt sich überhaupt erst jetzt, mit Antikörpertests, der Infizierten-Verstorbenen-Anteil berechnen.

Die Bandbreite der Studie, die aber nur in stark betroffenen Regionen durchgeführt wurde, ist groß. Der Anteil aus diesen Gebieten, der eine Infektion durchgemacht hat, wird mit 1,37 bis 7,97 Prozent angegeben. Es ist anzunehmen, dass für ganz Österreich diese Zahlen niedriger sind. Für die Berechnung der Mortalität ist die Bandbreite ein Problem, sie würde hier zwischen 0,09 und 0,50 Prozent liegen.

Im Bezirk Heinsberg in Deutschland wurde mittels einer Antikörpertestung eine Sterblichkeitsrate von 0,37 Prozent ermittelt. Die volle Studie wurde am Montag publiziert. Legt man diesen Wert auf Österreich um, käme man hier auf eine Dunkelziffer um zwei Prozent.

Übersterblichkeit in Österreich kaum darstellbar

Eine andere Kennzahl, die weltweit unter Beobachtung steht, ist die Übersterblichkeit. Hier gibt es in einigen Ländern markante Ausschläge nach oben, die mittlerweile wieder abnehmen. Darunter fallen Belgien, Frankreich, Italien, Spanien, die USA und Großbritannien. Österreich ist dies erspart geblieben. Allerdings starben in den vergangenen Wochen auch in Österreich mehr Personen als üblich. In den fünf Wochen seit dem 16. März sind insgesamt rund 1000 Personen mehr gestorben als in den Vergleichswochen im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Das entspricht einem Plus von etwa 12 Prozent. Auch bei einem Blick auf die letzten 20 Jahre zeigt sich, dass in diesen Kalenderwochen jeweils mehr Personen starben als je zuvor.

Die Gründe dafür sind unklar. Unter diesen Sterbefällen könnten unerkannte Covid-Erkrankungen sein, aber auch Kollateralschäden, weil durch den Fokus auf Covid-19 andere Erkrankungen zu wenig behandelt wurden. Bei Herzinfarkten gibt es diesen Verdacht. Zu bedenken ist, dass der milde Winter und eine lange, aber nicht sehr aggressive Grippewelle dazu geführt haben, dass in den ersten Wochen des Jahres die Sterblichkeit unterdurchschnittlich war.•