Die Masken sind weitgehend gefallen, die Grenzschranken in die Höhe gegangen. Nur der Sport steht nach wie vor bis zu einem gewissen Grad vor verschlossenen Türen - teilweise buchstäblich, weil nicht in allen Bereichen die nach wie vor geltenden Maßnahmen eingehalten werden können, die bürokratischen Hürden zu hoch oder die Rechtslage zu komplex ist, teilweise freilich auch finanziell. Immerhin könnte nun eine Öffnung der Schulsportanlagen und eine Nutzungsmöglichkeit von Schulsportanlagen für Vereine unmittelbar bevorstehen - und damit eine langjährige Forderung des Sports erhört werden.
Die finanzielle Lage sei aber nach wie vor prekär, klagten Vertreter des organisierten Sports am Dienstag erneut. Von den zu Beginn der Krise versprochenen Hilfsgeldern sei noch immer nichts geflossen. Zudem wisse man nicht einmal, wieviel aus dem 700.000-Euro-Topf, den sich der Sport mit kulturellen und sozialen Vereinen teilen, für die einzelnen Bereiche zur Verfügung stehe. "Es gibt nicht einmal Formulare", sagte Hans Niessl. Der ehemalige burgenländische SPÖ-Landeshauptmann und nunmehrige Präsident von Sport Austria, betonte erneut die Dringlichkeit des Anliegens. Viele der rund 15.000 Sportvereine in Österreich, deren ehrenamtliche Funktionäre mit dem Privatvermögen haften, stünden mangels Überbrückungshilfen vor der Existenzfrage. Zudem würden Perspektiven fehlen.
Mangelnde Perspektiven
Denn während der Profifußball mit begleitenden Sars-CoV2-Tests, die sich andere Sportarten beziehungsweise unterklassige Vereine nicht oder nur sehr schwer leisten können, und einem strengen Sicherheitskonzept seinen Betrieb wieder hochfahren konnte und aus anderen Ländern ausgelassene Partybilder kursieren wie nach Dominic Thiems Sieg bei der Adria Tour in Belgrad, heißt es für viele der heimischen Vereine weiter: Bitte warten - nicht nur aufs Geld, auch auf Zuseher und einen Ausblick, wann reguläres Training oder Wettkämpfe wieder erlaubt sind - was nicht nur Profiklubs, sondern freilich vor allem auch die Breite und den Nachwuchs betrifft und hier ganz besonders Hallen-, Mannschafts- und Kontaktsportarten. Stellvertretend rechnet Thomas Linzer, Präsident der Oberwart Gunners aus der Basketball-Bundesliga, vor: "Wir haben circa einen Jahrsetat von 700.000 Euro. Der aktuelle Schaden durch den Abbruch der Meisterschaft hat 75.000 Euro betragen. Dazu kommen aber die fehlenden Erlöse aus dem Ticketing, wenn wir nicht wissen, wie es weitergeht, sowie das um etwa 20 bis 30 Prozent verringerte Sponsorenvolumen für das kommende Jahr." Alleine für seinen Verein ("Und wir haben nunmal keine Millionenbudgets") rechnet er mit einem "nachhaltigen Schaden von rund 250.000 Euro".
Miroslav Sraihans, Obmann des 1. SC Simmering, Tabellenführers in der zweiten Fußball-Landesliga, geht für seinen Verein von einem Verlust von 61.000 Euro aus - "das ist für einen Amateurklub kaum zu stemmen", sagte er. Und für jene Sportler, die auch international tätig, aber von den bisherigen Lockerungen noch nicht betroffen waren, würden auch sportliche Probleme erwachsen, betonte Boxer Marcos Nader. Kontaktsport ist derzeit noch nicht erlaubt. "Der Sport ist im Wachkoma."(art)