Zwei Coronavirus-Cluster haben am Mittwoch in Niederösterreich für Aufsehen gesorgt. In einem Schlachtbetrieb in Eggenburg (Bezirk Horn) wurden bis am späten Nachmittag 34 Infizierte verzeichnet, in Bezug auf den am Dienstag bekannt gewordenen Häufungsfall von Erkrankten im Umfeld der Wiener Neustädter "Pfingstkirche Gemeinde Gottes" gab es einen Anstieg der Zahl der Covid-19-Patienten von vier auf neun.

Noch Dienstagfrüh war im Bundesland im Vergleich zum Vortag keine Corona-Neuinfektion registriert worden. Seitdem dürften sich die Mienen der Mitglieder des Landessanitätsstabs mehrmals verfinstert haben. Mit dem Eggenburger Schlachtbetrieb wurde Mittwochmittag der vorläufige Höhepunkt in Sachen Clusterbildung in Niederösterreich bekannt.

Schlachtbetrieb de facto geschlossen

Insgesamt 244 Mitarbeiter des Unternehmens seien abgesondert worden, was einer Schließung des Betriebs gleichkomme, wie Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) betonte. Eine behördliche Schließung liege allerdings nicht vor. Entdeckt wurde der Cluster, nachdem ein Mitarbeiter des Schlachtbetriebes Symptome gezeigt hatte, sich an die Hotline 1450 wandte und im Anschluss positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Eine bereits für das Unternehmen geplante Screening-Maßnahme sei schließlich vorgezogen worden und habe die Infektionen bekannt gemacht, hieß es aus dem Büro von Königsberger-Ludwig.

Der betroffene Betrieb selbst betonte, bereits seit März auf verstärkte Hygienemaßnahmen gesetzt zu haben. So sei etwa im Eingangsbereich eine Schleuse installiert worden, weiters seien Fiebermessungen bei Mitarbeitern vorgenommen worden.

Alle Kirchen vorübergehend geschlossen

Hinsichtlich des Clusters im Umfeld der Wiener Neustädter Freikirche stehe das Land Niederösterreich in engem Austausch mit den Bezirksverwaltungsbehörden, hob Königsberger-Ludwig hervor. Sofort nach Bekanntwerden des ersten Falles sei getestet worden, anschließend seien das Contact-Tracing sowie die Absonderung von 270 Personen erfolgt, sagte die SPÖ-Politikerin.

Die Betroffenen hätten nun den Auftrag, "Selbstbeobachtungen durchzuführen". "Ohne Zweifel" rechnete die Gesundheitslandesrätin "noch mit dem ein oder anderen Positiven unter den 270". Gezählt wurden bisher neun Infizierte. Der Cluster sei jedenfalls "im Moment gut eingefangen, weil die Menschen in Quarantäne gesetzt sind", befand Königsberger-Ludwig. "Wir glauben, dass sich das Virus durch diese Maßnahmen nicht so weit verbreitet wie zuletzt in Oberösterreich."

Vorsicht lässt unterdessen auch die "Pfingstkirche Gemeinde Gottes" walten. Alle Kirchen seien - vorerst bis Monatsende befristet - geschlossen worden, sagte Ion Paduretu, der Sprecher der Dachorganisation der Pfingstkirchen in Österreich. Die Gottesdienste würden aktuell online übertragen.

Seitens der Politik meldeten sich am Mittwoch die niederösterreichischen Neos zu Wort. Landessprecherin Indra Collini monierte das Fehlern einer bundesweiten Gesamtstrategie zur Bekämpfung des Coronavirus und forderte eine "fundierte Teststrategie" für Niederösterreich ein.

133 Neuinfektionen in ganz Österreich

Insgesamt gab es in Österreich am Mittwoch 133 Neuinfektion innerhalb von 24 Stunden. Neben den Fällen in Niederösterreich wurde am Dienstag auch die Bildung eines neuen Covid-Clusters in der Stadt Salzburg bekannt, Polizeiinspektionen am Hauptbahnhof und im Stadtteil Itzling waren betroffen. Sie wurden vorübergehend geschlossen und alle dort Beschäftigten außer Dienst gestellt. Die für heute angekündigten Tests von knapp über 100 Exekutivbeamten standen noch aus, jedoch erhöhte sich die Fallzahl für den "Cluster C" von drei auf fünf.

Zuletzt war es in Salzburg rund um einen Clubabend der Rotarier ("Cluster A") und um zwei private Seniorenwohnheime ("Cluster B") zu größeren Krankheitsausbrüchen gekommen. Wie die Stadt mitteilte, sei der erste Cluster bereits rückläufig, der zweite konnte eingekapselt werden und sei stabil.

Gesundheitsminister: "Regionale Ausbrüche"

"Nach wie vor handelt es sich vorwiegend um regionale Ausbrüche, die regional eingegrenzt werden müssen. Auffallend ist der starke Anteil von Reiserückkehrenden aus dem Westbalkan. Es ist daher völlig richtig, dass Österreich durch verstärkte Grenzkontrollen, Landeverbote und Einreisebeschränkungen auf diese Situation reagiert hat", kommentierte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) die aktuelle Lage. Die Aufdeckung neuer Cluster zeige offensichtlich, dass sich das vor zwei Wochen gestartete Screening-Programm bewähren würde. (apa)