Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Maskenpflicht wieder ausgeweitet wird. Regional ist das bereits passiert, einerseits im stark betroffenen Oberösterreich mit aktuell 546 positiven Fällen, andererseits auf Fortgehmeilen rund um den Wörthersee. Obwohl in Kärnten derzeit nur 18 Infektionen bekannt sind. An einer neuen Verordnung zur Maskenpflicht wird im Gesundheitsministerium aber bereits gearbeitet, um sie dann bei Bedarf innerhalb von 24 Stunden umsetzen zu können.
Die Fallzahlen haben am Freitag ein neues Hoch seit Mitte April erreicht mit etwas über 160 Neuinfektionen. Noch lässt sich das Geschehen gut eingrenzen, die Infektionsherde sind bekannt. "Alarmstufe ist, wenn wir nicht mehr wissen, woher die Infektionen kommen", sagt Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Gegenwärtig ist das epidemische Geschehen auf drei Bundesländer beschränkt, nämlich auf Wien, Niederösterreich und Oberösterreich. In allen anderen Bundesländern zusammen hat es in den vergangenen zwei Wochen nur 100 Neuinfektionen gegeben.
Risikobewusstsein steigt wieder
Erst wenn es flächendeckend zu einer Zunahme kommt, wird es wieder bundesweite Maßnahmen geben, stellte Anschober klar, aber auch: "Der Mund-Nasen-Schutz könnte dann ein Thema werden." Der Minister begrüßt die vermehrten Diskussionen über eine erneute Erweiterung der Maskenpflicht, denn sie würden zeigen, dass das Risikobewusstsein wieder zunimmt. Wo eine Maskenpflicht dann gelten wird, ließ Anschober offen. Die Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl von der MedUni Wien nannte allgemein als sinnvolles Setting "Innenräume, in denen laut gesprochen wird".
Derzeit ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in öffentlichen Verkehrsmitteln sowie im gesamten Gesundheitsbereich inklusive der Apotheken verpflichtend. Puchhammer-Stöckl empfiehlt aber dringend, auch dann zur Maske zu greifen, wo mehrere Menschen auf engerem Raum sind. In einem leeren Supermarkt müsse man sie nicht aufsetzen, wenn man schon die Schlangen vor Kassen sieht, sei es dagegen vernünftig. Die Virologin berichtete vom Besuch eines Konzerts. Beim Eintreten ist die Maske vorgeschrieben gewesen, auf den Plätzen durfte man sie abnehmen. So steht es aktuell auch in der Verordnung. "Nach dem ersten Stück gab es laute Bravo-Rufe", erzählte Puchhammer-Stöckl. "Ich bin gegangen." Singen und rufen, so die Virologin, sei "verheerend".
Aktionsplan mit insgesamt 17 Maßnahmen
Die Ausweitung der Maskenpflicht ist ein Bereich, an dem das Ministerium derzeit arbeitet. Es gibt einen Aktionsplan mit insgesamt 17 Maßnahmen, um vor allem im Herbst eine zweite Welle zu verhindern, wie sie derzeit Israel mit fast 2000 Fällen pro Tag erlebt. Eckpfeiler des Aktionsplans ist das bereits angekündigte Ampelsystem. Es könnte beim Sommerministerrat, wie auch einige weitere der 17 Maßnahmen, Ende Juli bereits beschlossen werden.
Per Erlass soll etwa das Testen beschleunigt werden. Zwischen einem Anruf bei der Hotline 1450 und dem Vorliegen des Ergebnisses sollen demnach maximal 48 Stunden vergeben. Anschober will aber auch die Hotline "evaluieren", wie er sagt, grundsätzlich sind dafür die Länder zuständig. Es soll aber "niederschwelligere Testungen" geben, sagte der Minister. Auch beim Kontaktpersonenmanagement (oder Contact tracing) will der Bund künftig die lokalen Behörden unterstützen. Er tut dies bereits mit Soldaten und Polizisten, doch das ist eher nur als Überbrückung gedacht. "Die Gesundheitsbehörden müssen auf deutlich stärkere Beine gestellt werden", sagt Anschober. Dafür müssen aber die Bundesländer sorgen.