Unmittelbar vor Beginn der neuen Bundesliga-Saison gab es für die zwölf Oberhaus-Vereine eine wahre Hiobsbotschaft: Am Freitag hat die Bundesregierung die erlaubten Zuschauerzahlen bei Veranstaltungen wieder drastisch zurückgestutzt - statt bis zu 10.000 dürfen ab nächster Woche nur noch maximal 3.000 Menschen zu Outdoor-Sportevents. Sportminister Werner Kogler (Grüne) bedauerte am Freitag diesen Schritt, der in den steigenden Coronavirus-Infektionen begründet liegt. Besonders betroffen sind jedenfalls die Bundesliga-Vereine.
Die neuen Obergrenzen - indoor sind künftig höchstens 1.500 Besucher mit fixem Sitzplatz erlaubt - sollen ab Montag per Verordnung aus dem Gesundheitsministerium bundesweit gelten. Die Planungen von zahlreichen Sportligen, -verbänden und Organisatoren, auch im Kulturbereich, sind somit zum Teil über den Haufen geworfen. Lediglich die Auftaktpartien der neuen Bundesliga-Saison an diesem Wochenende bleiben von den neuen Regeln noch unberührt.
"Erstens ist es natürlich schade, und ich bedauere das auch sehr, dass wir die hohen Zuschauerbeschränkungen, die wir hatten mit der Einschätzung von Juni und Juli, einmal bis auf Weiteres nicht halten können", sagte Kogler am Freitag in einer Pressekonferenz der Regierung. "Dazu müsste sich die Lage sehr, sehr verbessern. Das ist allerdings auch nicht ausgeschlossen. Im internationalen Vergleich, denke ich, lassen wir da dennoch sehr viel zu."
Zu wohl keiner anderen Veranstaltung strömen in Österreich Woche für Woche so viele Menschen wie zu Spielen der Fußball-Bundesliga. Den höchsten Zuschauerschnitt hat traditionell Rekordtitelträger Rapid Wien, im Grunddurchgang 2019/20 lag dieser vor dem Beginn der Covid-19-Pandemie bei mehr als 18.000. Bei den Grün-Weißen wollten die Verantwortlichen vorerst keinen Kommentar zu den neuen Maßnahmen abgeben. Das aus gutem Grund, denn Rapid bestreitet am Freitagabend gegen Admira das erste Spiel in der neuen Meisterschaft. Dem gelte die gesamte Aufmerksamkeit, hieß es aus dem Verein. Gegen die Südstädter waren im Allianz-Stadion noch die im Sommer vorab für den Herbst zugelassenen 10.000 Zuschauer erlaubt.
Wie schlimm Rapid und andere Vereine die Reduzierung der Höchstgrenze wirtschaftlich treffen wird, kann nur grob abgeschätzt werden. Der Unterschied "von 10.000 auf 5.000 liegt bei uns noch einmal im siebenstelligen Bereich", hatte Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek der APA unter der Woche gesagt. Bitter für Grün-Weiß ist auch, dass die europäische Gruppenphase ab Oktober (Champions oder Europa League) nur vor einer Mini-Kulisse stattfinden kann und somit auch kaum Einnahmen aus dem Kartenerlös kommen.
Allein die grün-weißen Dauerkarten-Besitzer übersteigen die Marke von 3.000 weit. Bis dato wurde für die neue Saison immer mit 10.000 geplant, sämtliche Konzepte sind darauf ausgerichtet. Ähnliche Probleme haben nun Meister Salzburg, auch im dortigen Stadion sind aktuell noch 10.000 Besucher erlaubt, Sturm Graz und die Wiener Austria, die in puncto Zuschauerschnitt direkt nach Rapid kommen.
Wie lange die neuen Grenzen gelten, werde davon abhängen, "wie hier die Maßnahmen greifen", sagte Kogler. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) kündigte an, dass man diese "zumindest über den Winter" brauchen werde, und wollte weitere Verschärfungen nicht ausschließen.
Die Bundesliga-Führung ist von den neuen Corona-Maßnahmen jedenfalls überrascht worden: Die Herabsetzung der Zuschauerobergrenze "macht Planungen äußerst schwierig", sagte Liga-Vorstand Christian Ebenbauer am Freitag. Auf Sicht würden einige Vereine sogar in eine "wirklich existenzbedrohende Lage" schlittern. "Diese Entscheidung der neuerlichen, kurzfristigen Veränderung der Vorgaben ist eine große Enttäuschung für uns", kritisierte auch Austria-AG-Vorstand Markus Kraetschmer.
Meisterauftakt in Wolfsberg
Sportlich steht am Sonntag (17 Uhr/Sky) das erste Spitzenspiel an: Meister Red Bull Salzburg hat beim Start in die neue Saison ein klares Ziel vor Augen. Mit einem Auswärtssieg am Sonntag gegen den WAC will der Serienmeister gleich zu Beginn ein klares Statement abgeben und sich für das Champions-League-Play-off Ende September aufwärmen. "Unsere beste Vorbereitung darauf sind gute Leistungen in den ersten Liga-Spielen", sagte Trainer Jesse Marsch. WAC-Trainer Ferdinand Feldhofer rechnet sich wie bei den beiden Remis im Frühjahr Zählbares aus: "Wir wollen ähnlich wieder dagegenhalten und ein unangenehmer Gegner sein."