Mit Donnerstag erfährt die heimische Corona-Testpraxis eine entscheidende Neuerung: Antigen-Schnelltests können ab dann bei niedergelassenen Ärzten durchgeführt werden. Eine entsprechende Verordnung tritt am Donnerstag in Kraft, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Mittwoch in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Vizepräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin, Susanne Rabady, und dem Leiter des medizinischen Primärversorgungszentrums Wien-Mariahilf, Wolfgang Mückstein.
Patienten mit Symptomen können künftig nach telefonischer Terminvereinbarung einen Abstrich beim Hausarzt machen lassen, sofern dieser am Programm teilnimmt. Die Kosten übernimmt die Sozialversicherung.
Die Schnelltests seien somit künftig breit einsetzbar und würden einen wichtigen Teil der heimischen Teststrategie ausmachen, so der Gesundheitsminister. Es sei zudem eine ausreichende Zahl an Test-Kits vorhanden, sodass es zu keinem Mangel an Testungen für die niedergelassenen Ärzte kommen werde. Hausärzte seien nicht verpflichtet, Antigen-Tests in ihren Praxen durchzuführen, wie Anschober betonte. Die Verordnung regle nur, dass Ärzte die Testungen "realisieren können".
Nachüberprüfung mit PCR-Testung
Der große Vorteil der neuen Testmethode im Vergleich zum derzeit gängigen PCR-Test laut Anschober: Ergebnisse liegen deutlich schneller vor, weil zur Auswertung kein Labor benötigt wird. Ein Hausarzt, der den Test abnimmt, verfügt damit noch während der Konsultation über ein Testergebnis. Antigentests sind zudem deutlich günstiger als die PCR-Testmethode, was zu ihrer breiten Einsetzbarkeit beiträgt.
Einen Nachteil haben die Schnelltests allerdings auch: Die Sensitivität ist weitaus niedriger als bei PCR-Tests, die medizinisch als "Goldstandard" gelten. Positive Schnelltests müssen deshalb nach aktuellem Stand mit einem zusätzlichen PCR-Test nachüberprüft werden. Zu den Einsatzbereichen für Antigen-Tests gehören laut Anschober neben niedergelassenen Ärzten etwa auch Spitalsambulanzen, der Pflegebereich, Schulen und bestimmte stark exponierte Berufsgruppen. Hier könnten künftig jeweils Screenings in breiterem Ausmaß durchgeführt werden.
"Vom Wattestäbchen noch niemand gesund geworden"
Rabady zeigte sich erfreut, dass niedergelassene Ärzte nun über diese neue Testoption verfügten, denn "kranke Menschen gehören zum Arzt", wie sie sagte. Die Symptome von Covid-19 seien medizinisch schwer von jenen anderer Erkrankungen abzugrenzen. Schnelle Testergebnisse seien deshalb entscheidend, um Sicherheit zu haben: "Ein Arzt ohne Test ist oft hilflos bei der Differenzialdiagnostik." Ein Test ohne Arzt sei noch schlimmer, betonte die Ärztin: "Vom Wattestäbchen in der Nase ist noch kein Patient gesund geworden."
Mückstein testete in den vergangenen drei Wochen im Rahmen eines Probebetriebs in seiner Praxis bereits rund 100 Patientinnen und Patienten. Die Vorteile der Antigen-Testmethode seien offensichtlich, sagte der Arzt. Das Ergebnis liege in rund 15 Minuten vor, der Abstrich sei zudem einfach durchzuführen. Die Lieferung der Test-Kits dauet laut Mückstein nach der Bestellung nur wenige Tage.
Für die Zukunft setzt der Gesundheitsminister auch große Hoffnung in eine weitere neue Testmethode: Beim sogenannten Lamp-Test seien die ersten Eindrücke äußerst positiv, sagte Anschober. Noch ist die Testmethode, die von Wiener Forschern entwickelt wurde, allerdings nicht marktreif. Das "Loop-mediated isothermal amplification"-Verfahren (RT-Lamp) funktioniert ähnlich wie ein PCR-Test – auch hier wird das Erbgut des Virus nachgewiesen. Es hat laut Anschober aber gegenüber dem aufwendigen PCR-Test einen entscheidenden Vorteil: Ein "hochentwickeltes Labor" ist dafür nicht notwendig.