Großbritannien hat den Corona-Impfstoff der Universität Oxford und des Pharmakonzerns AstraZeneca zugelassen. Die britische Aufsichtsbehörde für Arzneimittel (MHRA) habe dem heimischen Vakzin eine Zulassung erteilt, gab das Gesundheitsministerium in London am Mittwoch bekannt. Damit steht nach der Biontech/Pfizer-Vakzine in dem Land ein weiteres Präparat zum Impfen bereit.
Großbritannien ist damit das weltweit erste Land, das den Oxford-Impfstoff zugelassen hat. Die behördliche Bestätigung ist ein willkommener Schub für AstraZeneca und das Oxford-Team, denen mangelnde Klarheit über die Ergebnisse von Studien im Spätstadium vorgeworfen wurde. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hält dagegen eine Zulassung des Corona-Impfstoffes von AstraZeneca in der Europäischen Union schon im Jänner für unwahrscheinlich.
Zulassung in EU dauert noch
"Wir sind von Anfang an von einer Zulassung im Februar 2021 ausgegangen", sagte dazu Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Dienstag gegenüber der APA. "Danach haben wir auch unsere Impfstrategie ausgerichtet. AstraZeneca kommt als Impfstoff spätestens ab dem 2. Quartal 2021 zum Einsatz", so der Ressortchef. In dieser Phase solle der Impfstoff wie angekündigt für die breite Bevölkerung in Österreich ausgerollt werden. Der stellvertretende EMA-Direktor Noel Wathion hatte zuvor am Dienstag erklärt, AstraZeneca habe "noch nicht einmal einen Antrag bei uns gestellt".
Die ersten Impfungen damit in Großbritannien sollen bald nach Jahreswechsel beginnen, hieß es. Es sollen zwei Dosen im Abstand von vier bis zwölf Wochen pro Person verabreicht werden. Das Unternehmen wolle im ersten Quartal 2021 Millionen Impfdosen zur Verfügung stellen, insgesamt gebe es
einen Vertrag über die Lieferung von bis zu 100 Millionen Dosen.
EU-Behörde forderte weitere Daten von AstraZeneca
Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat von dem Pharmakonzern AstraZeneca zusätzliche Informationen zu seinem bereits in Großbritannien zugelassenen Corona-Impfstoff angefordert. Das letzte Paket zu klinischen Daten habe die Behörde am 21. Dezember erhalten und werde aktuell bewertet, berichtete die EMA am Mittwoch. Für eine bedingte Zulassung des Impfstoffes in der Europäischen Union seien weitere Informationen zu dessen Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit nötig.Diese seien bei dem Unternehmen angefordert worden. Zudem rechne man im Jänner mit weiteren Informationen aus laufenden klinischen Studien. Zwischendaten aus einer großen Studie in den USA würden im ersten Quartal 2021 erwartet. Ein AstraZeneca-Sprecher sagte, der Konzern habe ein volles Datenpaket bei der EMA eingereicht. In den USA werde der Impfstoff, wenn alles gut laufe, voraussichtlich irgendwann im April eine Notfallzulassung erhalten, sagte Moncef Slaoui, der Leiter der Operation Warp Speed, die die Entwicklung um einen Impfstoff in den USA antreibt und überwacht.
In der EU ist bisher nur der Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer zugelassen. Am Dienstag hatte der stellvertretende EMA-Direktor Noel Wathion eine Zulassung des AstraZeneca-Impfstoffs schon im Jänner für unwahrscheinlich erklärt.
Großbritannien war dagegen am Mittwoch vorgeprescht und hatte als erstes Land weltweit den von AstraZeneca und der Universität Oxford entwickelten Impfstoff zugelassen. Die EMA will sich davon nicht unter Druck setzen lassen. Bei der Genehmigung in Großbritannien handle es sich um eine Notfallzulassung. Die europäische Behörde arbeite hingegen an bedingten Zulassungen für Corona-Impfstoffe, mit all den damit verbundenen Kontrollen und Verpflichtungen. Die bedingte Zulassung stelle sicher, dass Corona-Impfstoffe die strengen EU-Standards für Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität erfüllen, die für alle anderen Impfstoffe und Arzneimittel gelten.
Indessen hat auch Argentinien den Corona-Impfstoff der Universität Oxford und des Pharmakonzerns Astrazeneca zugelassen. Die Arzneimittelbehörde Anmat erteilte am Mittwoch nach eigenen Angaben eine auf ein Jahr begrenzte Notfallregistrierung für den Verkauf des Mittels gegen Rezept. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis des Produkts sei akzeptabel, hieß es. Es war zunächst unklar, wann mit dem Einsatz des Präparats zu rechnen ist und wie viele Dosen das südamerikanische Land erhalten soll. (apa,dpa,reuters)