Die Italiener müssen sich trotz sinkender Covid-Neuinfektionen mit dem Skifahren noch gedulden. Der italienische Gesundheitsminister Roberto Speranza hat am Samstag eine Verordnung unterzeichnet, mit der die für 7. Jänner geplante Öffnung der Skipisten auf den 18. Jänner verschoben wird. Die Regierung gab damit dem Druck des Wissenschafter-Komitees nach, das das Gesundheitsministerium im Umgang mit der Coronavirus-Epidemie berät.
Die Regierung hatte vor den Weihnachtsfeiertagen eine Anti-Covid-Verordnung beschlossen. Diese sah die Schließung der Skianlagen bis zum 7. Jänner vor. Die Betreiber der Skianlagen und die norditalienischen Regionen fordern mit Nachdruck den Start der Skianlagen.
Rückkehr zum Ampelsystem nach den Feiertagen
Italien will nach Ende der Weihnachtsfeiertage am 6. Jänner im Kampf gegen das Coronavirus auch wieder auf das Ampelsystem zurückgreifen. Dieses sieht die Einstufung der Regionen in drei Risikozonen vor. In den Gelben Zonen dürfen - anders als in den beiden anderen Risikogebieten - die Lokale tagsüber wieder öffnen. Wichtig sei es, die Epidemiekurve zu senken. "Unser Ziel ist, die Kurve auf 50 Fälle pro 100.000 Einwohner zu drücken, derzeit sind es 150 Fälle", hatte der Minister kürzlich gesagt.
Die Zahl der registrierten Neuinfektionen hat sich in Italien am Samstag binnen 24 Stunden von 22.211 auf 11.831 fast halbiert. Allerdings wurden für die kommenden Tage noch zahlreiche Nachmeldungen erwartet. Die Zahl der an oder mit Covid-19 Gestorbenen ist ebenfalls zurückgegangen. Die Behörden meldeten am Samstag 364 weitere Menschen, die innerhalb von 24 Stunden an oder mit einer Corona-Infektion verstorben sind. Am Vortag waren es 462 gewesen. Damit stieg die Gesamtzahl der Toten seit Beginn der Pandemie in Italien auf 74.985. 22.948 Personen werden derzeit in den Spitälern behandelt, dort stieg allerdings Zahl der Patienten auf den Intensivstationen. Insgesamt befinden sich 551.545 Personen in Italien in Heimquarantäne.
Zu wenig Personal für Massenimpfungen
An die 47.000 Personen wurden seit dem Auftakt der Immunisierungskampagne vor einer Woche geimpft. Kritiker bemängeln das langsame Tempo und werfen der Regierung Versagen vor. Denn nach Behördenangaben verfügt das Mittelmeerland jede Woche über knapp 470.000 Dosen des Impfstoffs der Unternehmen Pfizer und Biontech. Mehrere Zeitungen berichteten jedoch am Samstag über Schwierigkeiten, die Impfungen wie geplant zu verabreichen. Wie "La Repubblica" schrieb, fehlte es um den Jahreswechsel an Impfärzten und Mitarbeitern in Krankenhäusern. Viele Dienstpläne seien für "Routinetage" geplant gewesen und nicht für eine Großaktion. In dem 60-Millionen-Einwohner-Land soll am Beginn der Kampagne besonders das medizinische Personal selbst immunisiert werden.
Das Blatt zitierte den Vize-Gesundheitsminister Pierpaolo Sileri damit, dass in Deutschland zwar deutlich mehr Dosen injiziert worden seien. Doch er wolle noch nicht von einer Verzögerung sprechen. Sileri hoffte, dass bis 6. Jänner alle 469.950 Dosen des ersten Wochenplans verabreicht werden könnten.
Auffällig ist, dass es große Unterschiede bei den Impf-Quoten zwischen den Regionen gibt: Die reiche Lombardei im Norden des Landes, in der die Corona-Pandemie besonders stark zugeschlagen hat, liegt dabei deutlich unter dem Gesamtdurchschnitt. Dort waren rund 80.000 Dosen eingetroffen. Bis Samstag kurz vor 14 Uhr waren nach der Statistik aber nur rund 2.170 (2,7 Prozent) davon gespritzt worden.
Die Zeitung "Corriere delle Sera" aus Mailand wies als Grund auch darauf hin, dass die Impfstoffe früher als erwartet eingetroffen seien. Viele Krankenhäuser hätten erst mit dem 4. Jänner als Start ihrer Aktivität geplant. Bisher haben sich in Italien nach Zahlen der Regierung mehr als 2,1 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert. (APA/dpa/AFP/Reuters)