In Deutschland zeichnet sich zunehmend eine Verlängerung des bundesweiten Corona-Lockdowns über den 10. Jänner hinaus ab. Mehrere Politiker, darunter Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, warnten davor, die Einschränkungen zu früh zu lockern.
"Angesichts der immer noch zu hohen Zahlen ist es notwendig, die Maßnahmen, die Einschränkungen, zu verlängern", sagte Spahn zu "RTL Aktuell". Dies sei "besser, als zu früh zu lockern und dann möglicherweise in einigen Wochen schon wieder vor möglichen schwierigen Fragen zu stehen." Auf den Intensivstationen habe man gerade einen Höchstwert an Corona-Patienten.
Wie die "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" am Samstagnachmittag berichtete, verständigten sich die Länder vor ihren für Dienstag geplanten Beratungen mit dem Bund zum weiteren Vorgehen grundsätzlich auf eine Verlängerung, Uneinigkeit herrschte allerdings offenbar hinsichtlich der Dauer des Lockdowns und darüber, wie insbesondere mit Kindertagesstätten, den so genannten Kitas, sowie Schulen weiter verfahren werden sollte.
Bund unterstützt Verlängerung um drei Wochen
Vor allem die besonders stark von Corona betroffenen Länder seien für eine Frist bis zum 31. Januar. Zu ihnen gehörten dem Bericht nach Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen oder Thüringen. Unterstützung erhielten sie dabei vom Bund. Bremen, Hamburg und Hessen neigten dagegen dazu, schon eine Woche vorher neu zu entscheiden.
Ähnlich seien die Trennlinien bei Schulen und Kindergärten verlaufen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Teilnehmer der Telefonschaltung. Die stark betroffenen Länder wollten sie weiter geschlossen halten, die weniger stark betroffenen Länder überlegten, Kindergärten und Schulen bis zur siebten Klasse ab dem 11. Januar wieder zu öffnen. In höheren Klassen solle es dann Wechsel- oder Distanzunterricht geben. Sollte es keine Einigung geben, können die einzelnen Länder ab dem 11. Januar selbst entscheiden, wie sie vorgehen.
Spahn sagte laut RTL, er halte eine weitere Schließung von Schulen und Kitas für richtig. Das sei für Schüler und Eltern zwar schwierig. "Aber auch da gilt: Es ist für alle leichter, jetzt eine Woche länger die Schulen zu zu haben, als sie aufzumachen und dann irgendwann in einigen Wochen wieder vor Debatten zu stehen."
Anstieg von Infektionen nach den Feiertagen befürchtet
Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann sagte im Deutschlandfunk, die Zahlen der Patienten, die in den Krankenhäusern behandelt werden müssten, sprächen eine sehr deutliche Sprache. Auch eine Verschärfung der gegenwärtigen Maßnahmen schloss die SPD-Politikerin nicht aus.Es sei zu befürchten, dass es nach den Feiertagen noch einmal einen massiven Anstieg der Infektionszahlen gebe.
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte, die Zielmarke für ein Ende des Lockdowns auf bundesweit 25 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in sieben Tagen zu verschärfen. "Wir sollten kein Stückwerk machen, sondern sagen, wir gehen aus dem Lockdown raus, wenn wir diese Ziel-Inzidenz von 25 erreicht haben. Vorher nicht", zitierten RTL und ntv den Politiker. Als Grund für die Verschärfung verwies Lauterbach demnach auf neue, gefährlichere Varianten des Coronavirus. Selbst die momentane Zielmarke von 50 Neuinfektionen sei noch weit weg. "Das erreichen wir allenfalls Ende Januar. Das glaube ich aber auch noch nicht."
Das Robert-Koch-Institut bezifferte die Sieben-Tage-Inzidenz am Samstag mit 141,2. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen positiv getestet wurden. Die Gesamtzahl der bekannten Ansteckungsfälle stieg binnen 24 Stunden um 12.690 auf knapp 1,76 Millionen, die Zahl der Todesfälle legte um 336 auf 33.960 zu. Allerdings sind die Daten kaum mit denen der Vorwoche vergleichbar, da über die Feiertage weniger Menschen getestet und weniger Fälle gemeldet wurden. (Reuters)