Hoffen ist das eine, Konzepte zu erstellen das andere. Und das Dritte, nun ja, das ist die Umsetzung. Der Breitensport in Österreich hat gehofft, er hat Konzepte einer Wiederöffnung erstellt - und er hat sich die Frage gestellt, "ob wir wieder einmal für den politischen Papierkorb gearbeitet haben", wie Michael Eschlböck, Präsident des American-Football-Verbandes Österreichs und Vize-Präsident von Sport Austria, früher als Bundessportorganisation bekannt, nicht unprovokant sagt.

Gespräche mit Gesundheits- und Sportministerium über eine Wiederöffnung des Breitensports seien am Laufen, sie hätten doch Grund zur Zuversicht gegeben, räumt man seitens des organisierten Sports in Österreich ein - und zu einigen Forderungen, die man mit Argumenten untermauert sehen will.


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Psychosoziale Auswirkungen von Sport
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Neue Nahrung haben diesen Forderungen nicht nur die Zahlen gegeben, wonach die Sportvereine Österreichs aktuell um rund ein Drittel weniger aktive Mitglieder zählen als in Prä-Corona-Zeiten (Eschlböck: "In vielen Fällen wird es auch nur ein Aussetzen, ein Ruhend-Stellen der Mitgliedschaften sein, was ja in wirtschaftlich schwierigen Zeiten für die Eltern durchaus verständlich ist"), sondern auch die Hilferufe seitens der Kinder- und Jugendpsychiater und -psychologen.

Denn neben dem gesundheitlichen Faktor der Sportausübung dürfe auch der psychosoziale Nutzen nicht außer Acht gelassen werden, betonen Niessl, Eschlböck und auch Public-Health-Experte Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien. Dass das Vereinsleben derzeit im Gegensatz zum aktuell heiß thematisierten Skifahren nicht möglich ist, will Hans Niessl, Präsident von Sport Austria, gar nicht bewerten. "Ich bin glücklich über alles, was Bewegung bringt, aber das sollte nicht alles gewesen sein", sagt er. Es solle nicht stattdessen, sondern parallel dazu ein Fokus auf den Vereinssport gelegt werden.

Kein "Entweder-oder"

"Hervorzuheben ist, dass die positiven gesundheitlichen Effekte der sozialen Aspekte in Sportvereinen in allen Altersgruppen und bei beiden Geschlechtern nachgewiesen werden konnten. Da der Sportverein in diesem Bereich ein Alleinstellungsmerkmal aufweist, das in der (öffentlichen) Diskussion praktisch nicht bekannt ist, ist es auch aus medizinischer und Public-Health-Sicht sehr empfehlenswert, diese Aspekte verstärkt zu kommunizieren", hieß es schon in einer Studie, bei der Hutter 2016 Mitherausgeber war.

In Zeiten der Pandemie hat sich daran freilich nicht viel, aber doch einiges geändert. Die Sportausübung im Verein ist schwieriger, aber nicht unmöglich geworden, wie Hutter sagt: "Wir sind nicht gegen die Maßnahmen, ganz im Gegenteil. Wir wollen nur zeigen, wie man sie auch im Sport sinnvoll anwenden kann." Zum anderen seien die Herausforderungen durch mögliche Kollateralschäden größer geworden. "Wir müssen vor allem Kinder und Jugendliche aus dem Bewegungs- und Sozial-Lockdown herausbekommen", sagt er.

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie seien hier nicht unbedingt ein Hindernis, vielmehr könne beides Hand in Hand gehen, wie Eschlböck betont. Test-Kits, die Schulkinder jetzt schon verwenden, könnten demnach auch als Voraussetzung für eine Teilnahme am Vereinsleben angewendet werden. "Damit würden wir einerseits dazu beitragen, dass mehr Kinder und Jugendliche Sport betreiben können, andererseits durch die regelmäßigen Testungen auch zur Eindämmung der Pandemie."

Es gehe nicht um ein Entweder-Sport-oder-Gesundheit, wie Niessl betont. Stattdessen gelte es, "den Gesundheitsmotor Sport wieder anzuwerfen". Das letzte Wort ist freilich noch nicht gesprochen. Doch die Hoffnung war nicht nur am Anfang, sie stirbt bekanntlich auch zuletzt.