Damit das Gedränge möglichst gering ist, hat die Schulleitung Vorkehrungen getroffen. An vier Eingängen können die rund 1000 Schülerinnen und Schüler im Gymnasium GRG 23 in Wien-Alterlaa am Montag in das Schulgebäude. Wie schon während des Schichtbetriebs mit den geteilten Klassen müssen sich alle Schülerinnen und Schüler auch an diesem Montag im Mai unter Aufsicht die Hände desinfizieren und die Corona-Schutzmasken aufsetzen, bevor sie die Klassenräume dürfen. Insofern sind die Abläufe vor Unterrichtsbeginn hier schon Routine. In den Klassen selbst werden dann vor der ersten Unterrichtsstunde mit den jeweiligen Lehrern die Antigen-Schnelltests vorgenommen. An diesem Tag allerdings mit der doppelten Anzahl an Schülern.


Stickerpass fehlt an manchen Schulen noch

Neu ist jedenfalls, dass Bildungsminister Heinz Faßmann einen Stickerpass angekündigt hat. Für jeden Test gibt es künftig ein Pickerl, dreimal pro Woche müssen die Tests nun mit der Rückkehr aller Schüler auch an den Mittelschulen, den Unter- und Oberstufen nun durchgeführt werden. Der Stickerpass samt Pickerln ist für die Schüler ab zehn Jahren mit der Öffnung der Gastronomie und Freizeiteinrichtungen ab Mittwoch dieser Woche dann Zutrittsberechtigung für Lokale, Kinos und auch Freibad.

Allerdings musste man Montagfrüh in manchen Schulen noch auf die Anlieferung der Stickerpässe in Papierform warten. "Wir haben sie noch nicht", schilderte Markus Michelitsch, Direktor des GRG 23, in der Früh im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Eine wirkliche Überraschung ist das für ihn allerdings nicht. Denn von den Schulbehörden wurde bereits avisiert, dass Stickerpässe für die Schüler zwischen Montag und Mittwoch dieser Woche geliefert werden.

Logistische Herausforderung

Generell haben sich die Schulleitungen nach den Anforderungen durch den wochenlangen Heimunterricht und den Schichtbetrieb mit Anwesenheit in geteilten Klassen im heurigen Schuljahr auf die besonderen Schutzmaßnahmen nun beim Vollbetrieb in den Schulen bereits eingestellt. Direktor Michelitsch sagt dennoch offen: "Es ist eine logistische Herausforderung." Inzwischen habe man für die vor Schulbeginn notwendigen Schnelltests und die Abwicklung einen eigenen Raum eingerichtet. Ein Freizeitpädagoge und ein Bediensteter des Verwaltungspersonals sind jeweils mit der Vorbereitung der Maßnahmen beschäftigt. Sie sorgen dafür, dass für die Schnelltests in den einzelnen Gruppen und Klassen die notwendigen Testschachteln zur Verfügung stehen. Zusätzlich muss alle zwei Wochen Inventur gemacht werden.

Viele Schüler "psychisch angeknackst"

Über die Rückkehr zum Vollbetrieb für bundesweit 1,1 Millionen Schüler in Österreich ist Michelitsch dennoch höchst erleichtert. "Na, Gott sei Dank", sagt er, "die Schülerinnen und Schüler gehören in die Schule. Das ist ganz, ganz wichtig." Bis zum Ende des laufenden Schuljahres sind es in Ostösterreich ohnehin nur mehr 33 Schultage. Der Direktor des GRG 23 hält den Unterricht für alle in den Klassen vor allem auch aus psychischen Gründen für wichtig. Man merke schon, dass es vielen Schülern durch die soziale Isolation in den vergangenen Wochen und Monaten schlecht gehe, dass sie "psychisch angeknackst" seien. Das sieht er auch durch eine Umfrage an seiner Schule untermauert. "Das sieht man, dass mehr als die Hälfte zu kämpfen hat mit der Situation", sagt Michelitsch. Umso größer ist die Hoffnung, dass jetzt die restlichen Wochen im regulären Schulbetrieb mit Präsenzunterricht für alle Schülerinnen und Schüler genützt werden kann.

Ähnlich geht es Erika Tiefenbacher, Direktorin an der MS Schopenhauergasse in Wien: "Das ist schon lange her, dass alle Schüler in einer Klasse waren." Der Start am Montagfrüh mit der Rückkehr aller Schülern und Klassenzimmern, in denen bis zu 25 Schüler sitzen, hat in ihrer Schule nach den Vorbereitungen zu keinen größeren Problemen geführt: "Prinzipiell läuft das gut." Dabei verhehlt sie nicht, dass die Situation nun für Lehrer wie Schüler "am Anfang eine Umstellung" sei. Aber dennoch ist auch Tiefenbacher erleichtert über den Neustart in den regulären Schulalltag. "Die Umstellungen sind weniger Hürde für uns alle, es überwiegt die Freude, dass alle wieder da sind." Bei einem Rundgang durch alle Klassen, wollte sie auch selbst noch ein Bild machen und die Schüler begrüßen.

Pädagogischer Ertrag versus Gesundheitsschutz

Der Direktor einer anderen Wiener Mittelschule hat gemischte Gefühle bezüglich der Rückkehr zum Vollbetrieb: "Für uns ist es immer die Grätsche zwischen pädagogischem Ertrag und Gesundheit." Denn auf der einen Seite stehen die Vorteile eines Präsenzunterrichts für alle, auf der anderen Seite sind Auflagen kaum zu erfüllen. "Wir haben nicht die großen Räume, dieses Abstand halten ist teilweise utopisch", schildert er. "Es ist ein Stückchen Normalität", urteilt der Schulleiter. Allerdings bleibe die Maskenpflicht für Lehrer und Schüler aufrecht, was den Unterricht erschwere: "Es ist eine Frage des Durchhaltens."

Keine wirkliche Freude hat er damit, dass nun auch ein Stickerpass mit der Ausgabe der Pickerl zusätzlich organisiert werden muss. "Es ist natürlich ein enormer Verwaltungsaufwand wieder", beklagt er deshalb. Es gehe zwar irgendwie, aber an sich sei das nicht Aufgabe der Schule, wobei er es grundsätzlich als sinnvoll ansieht, dass die durchgeführten Schnelltests an den Schulen als Zutrittsberechtigung ab der Öffnung von Lokalen und Freizeiteinrichtungen ab Mittwoch gelten. Allerdings ergeben sich mit dem neuen Stickerpass auch wieder neue Frage. So sei er "schon gespannt", was passiere, wenn ein Stickerpass von Schülern verloren geht: "Das wird auch eine Herausforderung."