Mit den Landeshauptleuten und dem Gemeindebund berät die Regierung am Freitag weitere Lockerungen der Corona-Maßnahmen mit 10. Juni. Es ist damit zu rechnen, dass die Sperrstunde in der Gastronomie weiter in die Nacht rückt und die Maskenpflicht im Freien, etwa im Fußballstadion, fällt. Geredet wird auch über Hochzeiten und das Vereinsleben.
Die aktuelle Corona-Statistik legt nahe, dass weitere Öffnungen möglich sind: Zwar lagen die Neuinfektionen mit laut Ages mit 631 über den 508 vom Tag davor. Die österreichweite Sieben-Tages-Inzidenz liegt mit 41,1 Sars-CoV-2-Fällen pro 100.000 Einwohnern in einem niedrigen Bereich, trotz höheren 83,3 in Vorarlberg 52,8 in Tirol. Auch die Anzahl an Hospitalisierten mit Covid-19 geht zurück: Derzeit befinden sich 512 Personen in krankenhäuslicher Behandlung.Auch die Anzahl der Intensivpatientinnen und -patienten ging erstmals seit 26. Oktober 2020 auf unter 200 zurück.
Einfachere Gastroregeln
Es geht dabei um eine spätere Sperrstunde für Lokale, derzeit ist diese von 22 Uhr bis 5 Uhr früh festgelegt. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein will sie von 22 Uhr auf Mitternacht verlegen. Das dürfte angesichts der nahenden Fußball-EM auch Freunde des Public Viewings besonders freuen. Die spätere Sperrstunde war schon bei der Sitzung der Landeshauptleute am Freitag der Vorwoche "allgemeiner Tenor" gewesen, wie die "Wiener Zeitung" berichtete. Außerdem ist mit einer Verkleinerung des Zwei-Meter-Abstands auf einen Meter zu rechnen. Zudem soll die Anzahl der Personen, die an einem Tisch sitzen dürfen, erhöht werden.
Maskenpflicht im Freien dürfte fallen
Ziemlich fix scheint auch, dass man bei Veranstaltungen im Freien bald keine Maske mehr tragen muss. Bleiben dürfte die FFP2-Maskenpflicht noch in den Schulen oder etwa im Handel, wobei in den nächsten Wochen diskutiert werden soll, wieder zum herkömmlichen Mund-Nasen-Schutz zurückzukehren.
Thema der Gespräche sind nach APA-Informationen auch Hochzeiten, aus den Ländern wurden zuletzt auch Wünsche nach einer Abschaffung des Einreiseformulars auf dem Landweg und einer Verkleinerung der Quadratmeter-Regel im Vereinsleben deponiert. Die 20-Quadratmeter-Regel war Landespolitikern auch in Thermen ein Dorn im Auge. Vor dem für Freitag dieser Woche angesetzten Gipfel der Bundesregierung mit den Ländern will sich die ÖVP auch nicht mehr mit der Begrenzung auf vier erwachsene Personen für Treffen in Innenräumen abfinden.
Stress im Lockdown verminderte Einhalten der Schutzregelungen
Wer den Lockdown als einschränkend erlebte, war vier Mal so häufig erschöpft und drei Mal so häufig gestresst und hielt sich seltener an Schutzmaßnahmen. Das ergab die Zwischenauswertung einer laufenden Studie des Zentrums für Public Health der MedUni Wien in Kooperation mit der FH Burgenland und der Universität Tampere in Finnland zu den Lockdowns in Österreich. Die größere Häufung von Erschöpfung und Stress ist laut den Forschern darauf zurückführen, dass die Freizeit als weniger erholsam erlebt wurde. Den größten Einfluss hatte dabei die eingeschränkte freizeitbezogene Selbstbestimmung und in einem geringeren Maß auch ein reduziertes Vermögen des "Abschaltens" sowie ein geringeres Gefühl sozialer Verbundenheit. Gesundheitliche Sorgen führten eher zur Befolgung der Schutzmaßnahmen, wirtschaftliche Sorgen dagegen zu einer verminderten Bereitschaft zur Regelbefolgung.
"Wir konnten anhand der vorliegenden Zwischenauswertung zeigen, dass die Lockdown-bedingte Einschränkung der Freizeit unsere Möglichkeiten vermindert, Ermüdung und Stress im notwendigen Maße abzubauen", erläuterte Gesundheitspsychologe Gerhard Blasche von der Abteilung Umwelthygiene und Umweltmedizin am Zentrum für Public Health der MedUni Wien. "Die Lessons Learned aus der Studie zeigen uns, dass bei zukünftigen Lockdowns besonders achtsam mit den Einschränkungen des Freizeitverhaltens umgegangen werden sollte, um die psychischen Auswirkungen solcher Maßnahmen zu reduzieren", betonte Erwin Gollner, Departmentleiter Gesundheit an der FH Burgenland.
Fahrplan am Freitag
Um 9.00 Uhr starten morgen die Gespräche zwischen der Bundesregierung, den Landeshauptleuten und Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl im Bundeskanzleramt. Von Regierungsseite sind Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler, Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (beide Grüne) und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) dabei. Danach soll es gegen Mittag eine Pressekonferenz geben, wo die Öffentlichkeit über die Ergebnisse informiert wird. (apa, red)