Nach einem ungewöhnlich starken Anstieg der Infektionszahlen verschärft Südafrika seine Corona-Beschränkungen deutlich. Präsident Cyril Ramaphosa setzte die Alarmstufe am Sonntagabend in einer TV-Rede auf die zweithöchste Stufe herauf. Am Vortag war bekanntgeworden, dass die hochansteckende Delta-Variante den Kap-Staat im Griff hat. Auch bereits zuvor mit der Beta-Variante infizierte und danach genesene Südafrikaner seien nun gefährdet, so Ramaphosa.

Besonders betroffen ist das Ballungszentrum um die Städte Pretoria und Johannesburg (Gauteng-Provinz), wo mehr als 60 Prozent aller Neuinfektionen registriert wurden. Die Gesundheitsinfrastruktur befindet sich an der Kapazitätsgrenze. Reisen sind dort nur noch in Ausnahmefällen erlaubt. Die neuen Restriktionen sehen neben nächtlichen Ausgangsbeschränkungen nach 21.00 Uhr auch ein Alkoholverbot sowie weitgehende Versammlungsverbote im Freien vor.

Südafrika ist zahlenmäßig das am schwersten von der Pandemie betroffene Land in Afrika. Bisher wurden dort 1,9 Millionen Fälle dokumentiert. Kapp 60.000 Menschen starben an den Folgen einer Infektion. Geimpft sind rund 2,7 Millionen der insgesamt knapp 60 Millionen Südafrikaner.

Die bisherigen Einschränkungen haben verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft. Millionen Menschen kämpfen ums Überleben, Armut und Nahrungsmittelunsicherheit haben sich in wenigen Wochen dramatisch verschärft. Bereits vor der Epidemie steckte Afrikas zweitgrößte Volkswirtschaft in einer schwierigen Lage.

 

 

Moskau: Täglich 2.000 Spitalfälle

 

Angesichts des dramatischen Anstiegs der Infektionen mit der Delta-Variante des Coronavirus treten in der russischen Hauptstadt Moskau am Montag verschärfte Pandemie-Bestimmungen in Kraft. Unternehmen müssen die Anzahl ihrer Mitarbeiter im Büro um 30 Prozent reduzieren. Geimpfte Mitarbeiter sind davon ausgenommen. Zudem müssen alle Arbeitnehmer über 65 Jahre sowie diejenigen mit Vorerkrankungen von zu Hause aus arbeiten.

Die Stadt führt ab Montag auch einen "Anti-Covid-Pass" für das Ausgehen ein. Dieser erlaubt nur Bewohnern den Zutritt zu Restaurants, die geimpft wurden, in den vergangenen sechs Monaten krank waren oder einen aktuellen negativen PCR-Test vorweisen können. In Moskau werden nach Angaben von Bürgermeister Sergej Sobjanin derzeit täglich fast 2000 Infizierte in die Krankenhäuser eingeliefert. Am Sonntag vermeldeten die Behörden 144 Todesopfer innerhalb von 24 Stunden - das ist die höchste Zahl in einer russischen Stadt seit Beginn der Pandemie. Die EM-Austragungsstätte St. Petersburg hatte erst am Samstag mit 107 Todesfällen einen Höchststand verzeichnet.

In ganz Russland wurden am Sonntag 599 Todesfälle registriert. Die Behörden meldeten zudem 20.538 Neuinfektionen. Vor allem aufgrund der Ausbreitung der besonders ansteckenden Delta-Variante waren die Corona-Infektionszahlen zuletzt wieder stark angestiegen.

In der EM-Spielstadt St. Petersburg ist vor dem Viertelfinalspiel am kommenden Freitag die Zahl der Corona-Neuinfektionen drastisch im Steigen begriffen. Am Sonntag meldeten die Behörden der russischen Hafenstadt fast 1.300 neue Fälle innerhalb eines Tages, 50 mehr als am Vortag.

Sobjanin hatte wegen des Anstiegs mit einem Lockdown gedroht. Er sagte mit Blick auf die sich rasante Verbreitung der Delta-Variante: "Um dieses Problem grundlegend zu lösen, muss man sich impfen lassen oder in einen Lockdown gehen." Moskau hatte am Samstag seine EM-Fanzone nach einer Schließung wieder geöffnet. Seit Anfang Juni steigen die Zahlen in Russland rasant.

Die Republik Burjatien am Baikalsee in Sibirien hat als erste Region in Russland bereits eine zweiwöchige Quarantäne verhängt. Supermärkte und Apotheken sollen geöffnet bleiben. Die Behörden begründeten den Schritt mit einer hohen Corona-Sterblichkeit. Zudem gebe es nicht genügend Ärzte und Krankenhausbetten für Patienten.

Sydney zwei Wochen im Lockdown

Nach einem Anstieg bei den Neuinfektionen sind Australien die Corona-Maßnahmen teils deutlich verschärft worden. Im Großraum Darwin im Norden des Landes gilt seit Sonntag zunächst für zwei Tage ein "voller Lockdown", teilte die Regionalregierung mit. Dort wurden mehrere Menschen positiv getestet, nachdem sich ein Bergarbeiter vermutlich bei einer Übernachtung in einem Quarantäne-Hotel an der Ostküste infiziert hatte. Knapp 200 Menschen befinden sich nun in Isolation.

Auch für die westaustralische Millionenstadt Perth ordneten die Behörden Beschränkungen an. Dort gelten seit Sonntag zunächst für drei Tage Kontaktbeschränkungen und Maskenpflicht. Zuvor war eine Frau aus Perth nach einer Reise nach Sydney positiv getestet worden. In dem Land mit rund 25 Millionen Einwohnern meldeten die Behörden bisher mehr als 30.000 Infektionen. 910 Menschen starben mit dem Virus.

Seit Samstagabend ist die größte Stadt des Landes, Sydney, wegen der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus für mindestens zwei Wochen abgeriegelt. Mehr als fünf Millionen Menschen sind von den Einschränkungen betroffen.

Ab Samstag 18.00 Uhr (Ortszeit) wurden der gesamte Großraum Sydney, die Bergregion Blue Mountains sowie die nahe gelegenen Küstengemeinden abgeriegelt, wie die Regierungschefin des Bundesstaates New South Wales, Gladys Berejiklian, zuvor angekündigt hatte. "Wir müssen uns auf eine potenziell große Anzahl von Fällen in den folgenden Tagen einstellen."

Ein Großteil der fünf Millionen Einwohner von Sydney durfte bereits seit Mittwoch die Stadt nicht mehr verlassen, um eine Verbreitung des Virus in andere Gebiete zu verhindern. Die Menschen sind aufgefordert, in den kommenden zwei Wochen nur für notwendige Besorgungen, medizinische Dienstleistungen und Sport aus dem Haus zu gehen.

"Heute fühlt es sich einfach wie ein weiterer Tritt an, während man langsam wieder aufsteht", sagte der 32-jährige Chris Kriketos, der in einer Bäckerei im Zentrum von Sydney arbeitet.

Der jüngste Ausbruch geht auf einen Fahrdienst zurück, der vor rund zwei Wochen die Besatzung eines Flugzeuges in ein Quarantäne-Hotel brachte. Die Behörden haben seither mehr als 110 Corona-Fälle registriert. Angesichts der Lage setzte Neuseeland am Samstag für drei Tage die Regelung aus, die Flüge ohne Quarantäne mit Australien erlaubt.Gesundheitsexperten glauben jedoch, dass es weitere Ausbrüche geben werde, solange nicht die Mehrheit der Australier geimpft ist. Bisher wurden unter den 25 Millionen Einwohnern Australiens rund 7,2 Millionen Dosen verabreicht. Nur ein Bruchteil der Australier hat eine zweite Dosis erhalten.(apa)