Die Durchimpfung der ältesten Österreicherinnen und Österreichern ist deutlich höher als bisher angenommen. Das zeigt eine Neuberechnung des Gesundheitsministeriums. Demnach haben fast 90 Prozent der über 85-Jährigen eine Impfung erhalten. Vor der Neuberechnung waren es 75 Prozent. In der Altersgruppe der 75- bis 84-Jährigen sind 87 Prozent geimpft (bisher 82). Ganz genau sind freilich auch diese Werte nicht, weil die Impfstatistik keine exakte Altersberechnung enthält.
Hintergrund der Neuberechnung ist die Art und Weise, wie das Alter der geimpften Personen ermittelt wird. Die Zuordnung der mittlerweile 4,7 Millionen Geimpften zu den jeweiligen Altersgruppen kann nämlich nicht tagesaktuell neu berechnet werden. Daher zieht das Gesundheitsministerium für die Statistik das Geburtsjahr der geimpften Personen vom aktuellen Jahr ab, um für jeden "Impfling" ein ungefähres Alter zu erhalten, wie ein Sprecher auf APA-Anfrage erklärte. Bis Montag wurde für diese Berechnung das Jahr 2020 herangezogen. Seit der Umstellung auf die Bevölkerungsstatistik von 2021 verwendet das Ministerium aber auch für die Altersberechnung das Jahr 2021.
Damit ist jede geimpfte Person - rein statistisch - um ein Jahr gealtert. Ein Teil der Geimpften rückte somit in eine neue Altersgruppe vor - etwa wenn jemand nun nicht mehr als 84-Jähriger, sondern als 85-Jähriger gewertet wurde - und erhöhte dort die Durchimpfungsrate. Umgekehrt ist die Durchimpfung bei den jüngeren Altersgruppen durch die Umstellung rein statistisch gesehen gesunken. Bei den unter 25-Jährigen wies die Statistik bisher 30 Prozent als geimpft aus, nun sind es nur noch 27 Prozent.
Ab 14 darf man selbst über Impfung entscheiden
Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) hat sich am Dienstag den Fragen Jugendlicher zur Corona-Impfung gestellt. Die Veranstaltung fand auf dem Badeschiff beim Schwedenplatz und online statt. Der Minister, der praktischer Arzt ist, verriet dabei, dass seine eigenen Töchter bereits geimpft sind. Er habe im Vorfeld mit seinen Töchtern, die zwölf und 15 Jahre alt sind, ausführlich diskutiert und stelle sich daher heute den Fragen von Jugendlichen, so Mückstein.
Er habe seine Töchter ganz normal angemeldet auf https://www.oesterreich-impft.at/ und habe relativ rasch einen Termin bekommen, sagte der Minister. Ab 14 Jahren dürfen Jugendliche selbst entschieden, ob sie sich impfen lassen wollen, klärte Mückstein auf. Wenn man aber mit den Eltern uneins ist, sollte man das Gespräch suchen und etwa einen Arzt aufsuchen, riet der Minister.
Zugelassen ist die Impfung derzeit ab zwölf Jahren. In Österreich gebe es keine Impfpflicht, aber eine "klare Empfehlung". Mit der Impfung verhindere man nämlich die weitere Ausbreitung der Krankheit. "Und man hat eine Verantwortung der Gesellschaft gegenüber", so der Minister. Er sei zuversichtlich, dass bis Schulbeginn ein großer Teil der ab Zwölf-Jährigen durchgeimpft sein werden, denn es gebe bereits jetzt Bundesländer, die zu viel Impfstoff bzw. zu wenige Impfwillige haben.
Infos zu Langzeitfolgen
Auf Fragen zur Impfpflicht betonte der Minister, dass es in Österreich keine Impfpflicht gebe, Arbeitgeber aber eine Impfung verlangen können. Das werde etwa im Gesundheitsbereich auch bei anderen Krankheiten verlangt. Bei Konflikten mit Arbeitgebern empfehle er, das Gespräch zu suchen.
Informationen zu Nebenwirkungen und Langzeitfolgen könne man sich auf der Homepage des Ministeriums holen, so Mückstein. Er versicherte den Jugendlichen, dass "jeder in Österreich zugelassene Impfstoff sicher ist". In Kanada und den USA seien bereits sieben Millionen Kinder und Jugendliche geimpft. Die Nebenwirkungen seien vergleichbar mit anderen Impfungen: Fieber, Kopfschmerzen, etc. Das klinge nach einigen Tagen ab. Insgesamt seien auf der ganzen Welt seien bereits Hunderte Millionen geimpft worden. (apa)