Mit dem ersten Lockdown reduzierte sich für Männer die Erwerbsarbeitszeit und verlängerte sich die Freizeit. Für Frauen brachte die Zeit nach dem ersten Lockdown im Vergleich zu davor jedoch kaum Erleichterungen mit sich, wie eine Erhebung eines Forschungsteam vom Institut für Verkehrswesen der Universität für Bodenkultur (Boku) zum Mobilitätsverhalten, der Zeitnutzung und dem Konsumausgabe zeigt.

Hausarbeit ist immer noch in Frauenhänden

Dem Lockdown folgte eine gesellschaftliche Debatte zu den unterschiedlichen Auswirkungen auf Frauen und Männer, speziell in Haushalten mit Kindern. Durch Schulschließungen kam es zu einem erheblichen zusätzlichen Betreuungsaufwand zu Hause - oftmals parallel zur Arbeit im Home Office. Während sich die Erwerbsarbeit bei Männern nach dem Lockdown im Durchschnitt um etwa eine Stunde verringerte, gingen Frauen nur um wenige Minuten ihrer bezahlten Arbeit nach. 

Während sich die Erwerbsarbeit bei Männern nach dem Lockdown im Durchschnitt um etwa eine Stunde verringerte, gingen Frauen nur um wenige Minuten ihrer bezahlten Arbeit nach. Für Wege, also Mobilität, wendeten alle etwa eine halbe Stunde weniger pro Tag auf als davor.

Für unbezahlte Arbeiten im Haushalt verwendeten Männer im Durchschnitt zwar nach dem ersten Lockdown eine knappe halbe Stunde mehr pro Tag auf. Sie bleiben damit aber weiterhin deutlich hinter den Frauen zurück: Bei den Frauen waren es vor dem Lockdown 2,9 Stunden, danach drei Stunden. Bei den Männern aber davor 1,5 Stunden, danach zwei Stunden.

Mehr gemeinsam verbrachte Zeit mit Kindern

Frauen verbringen sowohl vor als auch nach dem Lockdown deutlich mehr Zeit mit ihren Kindern, waren es vorher 8,2 Stunden, sind es danach 9,8 Stunden pro Tag. Die Studie zeigt aber, dass Männer bei der Zeit, die sie mit ihrem Nachwuchs gemeinsam im Haushalt verbringen merklich aufgeholt haben: Vor dem Lockdown waren es fünf Stunden, danach nun 8,2. Eine eindeutige Auskunft darüber, was genau Männer wie Frauen während der gemeinsam verbrachten Zeit gemacht haben, kann die Studie nicht liefern. Auf der Homepage der Boku zur Studie heißt es allerdings: "Die gemeinsame Zeit mit Kindern kann als Indikator für Betreuungstätigkeiten betrachtet werden."

Die stärksten Zugewinne gab es im Übrigen bei der Freizeit von 5,4 auf 6,2 Stunden pro Tag - auch hier bei Männern etwas mehr als bei Frauen. An den Befragungswellen des sogenannten "Mobility-Activity-Expenditure Diary" (MAED), an dem auch Expertinnen und Experten der Wirtschaftsuniversität Wien, des Fonds Gesundes Österreich und der Austrian Energy Agency beteiligt waren, nahmen insgesamt 908 repräsentativ ausgewählte Österreicherinnen und Österreicher teil.