Zahlreiche ehemalige Corona-Infizierte sind von Langzeitfolgen betroffen. Man spricht dann von Long Covid oder Post Covid. Wie viele, ist noch unklar, die Berichte und Beobachtungen gehen hier weit auseinander. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein sprach von 10 bis 14 Prozent aller Infizierten, wobei Long Covid auch jene betrifft, die kaum erkrankten.

Vor allem Jüngere und Frauen leiden darunter, betonte Susanne Rabady, Vizepräsidentin der Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin auf einer Pressekonferenz. Dabei wurde ein Leitfaden für Ärzte zur Erkennung und Behandlung der vielschichtigen Symptome präsentiert.

"Die Studienlage ist immer noch relativ dürftig", sagte Rabady in Bezug auf Long Covid. Die Kollegen in der Praxis hätten eine "Hilfestellung" gebraucht, erläuterte sie. Rund 200 verschiedene Symptome wurden unter dem Begriff Long Covid bisher erfasst. Darunter sind Atemnot, anhaltender Husten, Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns, Muskelschmerzen und starke Erschöpfungszustände.

Zeit als wichtigster Faktor

Zunächst geht es laut Rabady in dem Leitfaden um das Erkennen der Ursache und ob ein Zusammenhang mit einer Corona-Infektion besteht. In weiterer Folge müsse geklärt werden, "wie schwer" das Problem ist. "Dazu gibt es Hilfsmittel, die stellt unsere Leitlinie auch zur Verfügung", so Rabady. "Das wichtigste ist das professionelle Gespräch mit dem Patienten", betonte sie. Schließlich hilft die Leitlinie auch zu entscheiden, "wann und ob eine weitere Abklärung notwendig ist".

Der Lungenfacharzt Ralf Harun Zwick, der in Wien ein Rehabilitationszentrum leitet, berichtet, dass die Zeit der wichtigste Faktor sei, dass aber dennoch die Medizin, konkret die fachspezifische Betreuung, die Genesung aktiv unterstützen könne. Rabady sagt: "Bei den allermeisten gibt sich das nach Monaten." Auch eine Impfung könne zu einer Besserung führen, sagt Zwick. Dafür gebe es zunehmend Evidenz, dass sich durch die Corona-Impfung auch die Symptomatik der Long-Covid-Erkrankung bessert. Es handle sich dabei um den Beginn eines Prozesses und eine "lebende Leitlinie", die ständiger Aktualisierung bedürfe, so Rabady.