Die Zahl der Corona-Neuinfektion in Österreich hat sich zumindest innerhalb eines Tages ein wenig verringert. Von Mittwoch auf Donnerstag wurden laut Behörden 1.510 Fälle registriert, tags zuvor waren es noch 1.848. Dennoch liegt die aktuelle Zahl der Neuansteckungen über dem Durchschnitt der vergangenen Tage von 1.435. Die Sieben-Tages-Inzidenz beträgt nun 112,5 Fälle auf 100.000 Einwohner, das ist ein leichter Anstieg. Stabil ist die Zahl der Spitalspatienten.

538 Menschen müssen wegen einer Covid-19-Infektion im Krankenhaus behandelt werden. Das sind laut Zahlen aus dem Gesundheits- und Innenministerium um sieben weniger als am Mittwoch. Gleich geblieben ist die Zahl der Patienten, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen. Allerdings malte Arschang Valipour, Leiter der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie an der Klinik Floridsdorf, im Gespräch mit der Wochenzeitung "Falter" ein düsteres Bild, denn die Delta-Variante führte dazu, dass nun einer von vier Patienten eine intensivmedizinische Behandlung brauchte.

"In den ersten Wellen landete einer von zehn stationär aufgenommenen Personen auf der Intensivstation", so Valipour. "Lungenentzündungen sind jetzt noch aggressiver und die Patientinnen und Patienten benötigen mehr Sauerstoff", sagte er dem "Falter". Auch der Statistik Austria-Generaldirektor, Tobias Thomas, warnte: "Die gesundheitliche Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei." Seit Anfang Juli steigen die Inzidenzzahlen wieder. "Damit befinden wir uns mitten in der vierten Welle", sagte Thomas am Donnerstag bei einem Medientermin.

Schon mehr junge Intensiv-Patienten als im gesamten Vorjahr

Im heurigen Jahr sind bis Ende Juli sogar schon mehr jüngere Covid-Patientinnen und Patienten auf den heimischen Intensivstationen (ICU) behandelt worden als im gesamten Vorjahr, das von zwei Corona-Wellen im April und November geprägt war. Der Gesundheit Österreich GmbH zufolge wurden 2020 insgesamt 213 Covid-Patientinnen und -Patienten, die jünger als 40 Jahre alt waren, intensivmedizinisch betreut. In den ersten sieben Monaten des heurigen Jahres waren es schon 246.

Auffallend ist, dass der Anteil der jungen Intensivpatientinnen und -patienten steigt, die Covid-19 nicht überleben. Während bei den insgesamt 32 Zehn-bis 19-Jährigen, die im Vorjahr auf Intensivstationen gebracht werden mussten, in keinem einzigen Fall die Krankheit tödlich verlaufen ist, sind im heurigen Jahr drei von bisher 18 intensivpflichtigen Patientinnen und Patienten im Teenageralter gestorben. Von den 60 Personen im Alter zwischen 20 und 29, die zwischen 1. Jänner und 31. Juli 2021 intensivmedizinisch gepflegt wurden, sind sechs und damit immerhin zehn Prozent an Covid-19 verstorben. Von Anfang Jänner bis Ende August des Vorjahrs hat demgegenüber einer von 17 schweren Fällen in dieser Altersgruppe Corona nicht überlebt.

Stellt man den ICU-Belag der jüngeren Bevölkerungsgruppen im letzten Quartal des Vorjahrs dem der ersten sieben Monate des heurigen Jahres gegenüber, zeigt sich, wie vergleichsweise gut die Jungen durch die zweite Welle gekommen sind. Der Anteil der 20- bis 29-Jährigen sowie der 30 bis 39-Jährigen hat sich seither mit Zuwächsen von 30 auf 66 bzw. 77 auf 140 jeweils fast verdoppelt.

Mehr als 96 Millionen Tests

Seit Mittwoch sind drei Todesfälle zu beklagen. Das war auch von Dienstag auf Mittwoch der Fall, somit waren das die einzigen sechs Todesfälle, die in den vergangenen sieben Tagen registriert wurden. Seit Ausbruch der Pandemie sind 10.778 Menschen in Österreich mit oder an Covid-19 gestorben. Pro 100.000 Einwohner sind das 120,7 Menschen. "Die Corona-Pandemie ist eine ernste Angelegenheit, das hat die Sterblichkeit im letzten Jahr gezeigt", sagte Thomas von der Statistik Austria. Einen massiven Anstieg habe es im Herbst vor einem Jahr gegeben, als in der 49. Kalenderwoche mit 2.544 Sterbefällen der höchste Wert seit 42 Jahren erreicht wurde. Das waren um 58,7 Prozent mehr Sterbefälle als im Schnitt der letzten fünf Jahre. Derzeit liegt die Sterblichkeit laut Statistik Austria noch im Bereich der vergangenen Jahre.

Die Positiv-Rate bei den PCR-Tests reduzierte sich leicht von 2,22 auf 1,9 - das ist auch der Durchschnitt der vergangenen Woche. Innerhalb eines Tages wurden 504.211 PCR- und Antigenschnell-Tests eingemeldet. Davon waren 80.296 aussagekräftige PCR-Tests. Seit Beginn der Pandemie sind mehr als 96 Millionen Tests gemacht worden.

Das Bundesland mit der höchsten Sieben-Tages-Inzidenz ist derzeit Wien mit 165,8, gefolgt von Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg (133,7, 123,1 bzw. 110,2). Danach kommen Niederösterreich (89,6), Tirol (87,4), die Steiermark (79,6), das Burgenland (65,9) und Kärnten (64,9). In absoluten Zahlen ist auch Wien auf Platz eins mit 494 Neuinfektionen innerhalb eines Tages. Danach folgen Niederösterreich (290), Oberösterreich (216), die Steiermark (184), Tirol (95), Vorarlberg (84), Salzburg (82), Kärnten (39) und das Burgenland (26).

Leichter Rückgang bei den Impfungen

Laut Statistik Austria lag Österreich bei der Sieben-Tages-Inzidenz am 26. August mit 88 laborbestätigten Corona-Fällen pro 100.000 Einwohner im Mittelfeld der EU-Länder. Deutlich niedriger ist dieser Wert beispielsweise in Deutschland (59), aber auch in Polen (4) und Ungarn (6). Der EU-Durchschnitt beträgt 101, Frankreich kommt auf 221, Großbritannien hat mit 331 Fällen den höchsten Wert.

In Österreich laborierten am Donnerstag 16.303 Menschen aktiv an einer Infektion mit SARS-CoV-2, das sind um 386 mehr als am Mittwoch. Seit Frühjahr 2020 haben sich 691.663 Menschen mit dem Virus angesteckt. Davon erholt haben sich 664.582 Menschen. Innerhalb der vergangenen 24 Stunden galten 1.121 wieder als gesund.

10.428 Impfungen sind am Mittwoch durchgeführt worden, ein leichter Rückgang im Vergleich zum Vortag mit mehr als 15.000 Stichen. Insgesamt haben laut den Daten des E-Impfpasses 5.513.071 Menschen zumindest eine Teilimpfung erhalten: Das sind 61,7 Prozent der Bevölkerung. 5.213.214 und somit 58,4 Prozent der Einwohner Österreichs sind voll immunisiert.

Am höchsten ist die Durchimpfungsrate im Burgenland mit 68,8 Prozent. In Niederösterreich sind 64,5 Prozent der Bevölkerung geimpft, in der Steiermark 62 Prozent. Nach Tirol (60,9), Wien (60,2), Vorarlberg (59,6), Kärnten (58,2) und Salzburg (58,1) bildet Oberösterreich das Schlusslicht mit einer Durchimpfungsrate von 57 Prozent. Europaweit liegt Österreich hier im EU-Schnitt - bei der ersten Teilimpfung knapp darunter, bei der Vollimmunisierung leicht darüber, berichtete die Statistik Austria.

Regierung berät kommenden Mittwoch mit Landeschefs

Angesichts der steigender Sieben-Tages-Inzidenz beraten Bund und Länder am 8. September über die Verschärfung der Coronamaßnahmen. Während die Regierung den Termin bestätigte, zeigten sich Kanzleramt und Gesundheitsministerium bei inhaltlichen Details zurückhaltend. Als Themen genannt wurden u.a. die Erhöhung der Durchimpfung vor allem der jungen Bevölkerung, der "dritte Stich" sowie welche Maßnahmen gesetzt werden können, wenn die Auslastung der Intensivstationen weiter steigt.

Diskutiert wurde zuletzt über die Rückkehr zur FFP2-Maskenpflicht, über eine kürzere Gültigkeit von Coronatests und über das von einigen Bundesländern befürwortete Ende der Gratistests. Hintergrund der Debatte sind stark wachsende Infektionszahlen und parallel dazu der Anstieg der Hospitalisierungen. Mit Stand Donnerstag wurden 142 Covid-19-Kranke auf einer Intensivstation behandelt. Damit startet die mittlerweile vierte Infektionswelle deutlich früher als die zweite Welle im vorigen Herbst. Vor einem Jahr waren es - noch dazu ohne Impfung - erst 30 Intensivpatienten. Auch bei den Neuinfektionen liegt Österreich mit aktuell 1.510 Fällen deutlich über dem Vorjahr, als am 2. September 327 Neuinfektionen gezählt wurden.

Bundeskanzleramt und Gesundheitsministerium verwiesen in einer gemeinsamen Aussendung am Donnerstag darauf, dass die Auslastung der Intensivstationen laut Corona-Prognosekonsortium weiter steigen wird. Im "Worst-Case-Szenario" sei auch nicht auszuschließen, dass in einzelnen Ländern auch die kritische Auslastungsgrenze von einem Drittel überschritten werden könnte. Damit könne das Gesundheitssystem wieder an seine Grenzen stoßen.

Ende der Gratistests gefordert

Am Donnerstag berät jedenfalls die wöchentliche "Corona-Taskforce" der Regierung, kommenden Mittwoch ist dann der Termin mit den Landeshauptleuten vorgesehen. Mehrere ÖVP-Landeschefs hatten zuletzt ein Ende der Gratistests gefordert, um mehr Menschen zur Corona-Impfung zu motivieren. Die SP-regierten Bundesländer lehnen das ab. Mit einer Durchimpfung von knapp 62 Prozent Teilimmunisierten liegt Österreich mittlerweile deutlich unter dem EU-Schnitt von 65 Prozent. Mit Spitzenreitern wie Portugal (85), Malta (80) oder Spanien (78 Prozent) kann Österreich ohnehin nicht mithalten.

Wie es weiter geht, wollen Bund und Länder am kommenden Mittwoch vor dem ersten Ministerrat nach der Sommerpause beraten. Die Sitzung wird hybrid stattfinden - ein Teil der Landeshauptleute wird also selbst nach Wien kommen, ein Teil wird zugeschaltet.

Die zuständigen Gewerkschaften fordern von der Regierung bei dieser Gelegenheit auch einheitliche Vorgaben für die Coronastrategie in den Kindergärten. In einer Aussendung kritisierten sie, dass für Schulen zwar ein vier Punkte Plan vorgestellt wurde, nicht aber für Kindergärten und Horte, die nun ebenfalls wieder öffnen. "Was ist so schwer daran, zumindest eine durchdachte Empfehlung abzugeben? Hier wird mit Menschenleben gespielt, denn in den Kindergärten und Horten gibt es keine Plexiglasscheiben", kritisierte ÖGB-Vizepräsidentin und -Frauenvorsitzende Korinna Schumann. (apa)