Mitte Oktober hat das Corona-Infektionsgeschehen in Österreich einen Schub bekommen. Über Tage lagen die Wachstumsraten der Fallzahlen jenseits der fünf Prozent. Das ist gleichbedeutend mit einer Verdoppelung der Corona-Fälle alle zwei Wochen.

Nun hat sich das Wachstum ein wenig eingebremst. Die effektive Reproduktionszahl, ein wichtiger Indikator des Infektionsgeschehens, zeigt nach dem Ausschlag Mitte des Monats wieder eine Abwärtstendenz, liegt aber weiterhin über 1. Das heißt, Infizierte stecken durchschnittlich nach wie vor mehr als eine weitere Person an, weshalb die Fallzahlen auch weiter im Steigen begriffen sind, aber gebremster. Allerdings sind derzeit Herbstferien, die Zahl der PCR-Tests ist etwas zurückgegangen. Das eingebremste Wachstum ist daher ein fragiler Befund.

Spitäler füllen sich

Am Mittwoch wurden in der Früh 4.261 neue Fälle gemeldet. Bei dieser Zahl sind auch Nachmeldungen inkludiert, die zuletzt wieder gehäuft auftraten. Die Gesundheitsagentur Ages ordnet die Meldungen den tatsächlichen Testzeitpunkten zu, weshalb sich in der Rückschau für den 19. Oktober und den Staatsfeiertag Werte jenseits der 4.000 zeigen. Es ist aber davon auszugehen, dass sich die heutigen 4.261 Fälle ebenfalls nachträglich noch einmal deutlich nach oben bewegen werden.

Der Sprung bei der Inzidenz Mitte Oktober ist nun auch, mit der üblichen Verzögerung, in den Krankenhäusern zu bemerken. Binnen einer Woche ist die Zahl der Covid-Intensivpatienten um 15 Prozent auf 250 Personen gestiegen, bereits 1.257 Patienten liegen auf Normalstationen. Auf diesen gibt es anteilsmäßig mehr Personen mit Impfdurchbrüchen als auf Intensivstationen, wo vollständig Geimpfte nach wie vor eine Ausnahme darstellen. Wien meldet etwa ein Verhältnis von 3:1 zwischen Ungeimpften und Geimpften auf Normalstationen.

Zu beachten ist, dass die Impfrate in den für Spitalsaufenthalte relevanten Altersgruppen deutlich höher ist, bei den über 80-Jährigen sogar jenseits der 90 Prozent. Es gibt also viel weniger Ungeimpfte als Geimpfte in diesen Kohorten, dennoch liegen viel mehr ohne Schutzimpfung im Spital als vollständig Immunisierte.

Dritte Impfung relevant

Auch wenn sich Impfdurchbrüche und symptomlose Infektionen bei Geimpften mit den steigenden Fallzahlen mehren, bleibt das Verhältnis zwischen diesen Gruppen stabil. In Wien lag die Inzidenz der Geimpften in der Vorwoche bei 65, jene der Ungeimpften bei 401, österreichweit steht es 149 zu 550 aus Sicht der Geimpften.

Ohne Auffrischungen ist zu erwarten, dass sich dieses Verhältnis verschiebt. Einerseits wird die Gruppe der Nicht-Immunen (also auch nicht Genesenen) durch die hohen Fallzahlen immer kleiner, andererseits wurden die meisten bis Juni geimpft, und der Schutz vor einer Infektion lässt sukzessive nach, jener vor einem schweren Verlauf bleibt länger erhalten.

Dennoch, gerade bei Älteren ist die dritte Impfung von Relevanz. Und hier zeigt sich in den ersten Daten bereits ein Delta zwischen möglichen und tatsächlich durchgeführten Auffrischungen. Ab kommender Woche wird die Zahl jener, die eine dritte Impfung erhalten sollen, deutlich steigen, auf mehr als 40.000 pro Woche allein in Wien. Ihre Impfung liegt dann bereits lange genug zurück für eine Auffrischung.(sir)