Die Corona-Variante Omikron befeuert weiter das Infektionsgeschehen in Österreich. Von Dienstag auf Mittwoch wurde ein neuer Höchststand von exakt 27.677 Neuinfektionen vermeldet. Bisheriges Allzeit-Hoch war vor einer Woche mit 17.006 Fällen, als die Omikron-Welle an Fahrt aufnahm. Weitere detaillierte Zahlen aus dem Gesundheits- und Innenministerium ließen aufgrund von Datenbereinigungsarbeiten am Mittwoch noch auf sich warten.

Der derzeitige massive Anstieg zeichnete sich bereits bei den am Vormittag veröffentlichten Zahlen im Epidemiologischen Meldesystem (EMS) ab, wo von Dienstag auf Mittwoch zunächst 31.070 Neuinfektionen eingemeldet wurden. Allerdings handelte es sich dabei um Rohdaten, wie das Gesundheitsministerium am Mittwoch auf APA-Anfrage betonte. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) berichtete dann im Ministerrat von rund 30.000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden.

Grundsätzlich werden am Mittwoch immer mehr Neuinfektionen gemeldet als an anderen Wochentagen. Dies liegt u.a. daran, dass an diesem Tag die Ergebnisse der meisten an den Schulen durchgeführten PCR-Tests in das Meldesystem einfließen. Die 27.677 Neuinfektionen sind rund 60 Prozent mehr als am Dienstag und wären auch für einen Mittwoch ein einsamer Rekord: Vorige Woche wies das EMS 18.427 Neuinfektionen aus, am Mittwoch davor 10.725.

Die stärkste Zunahme gab es erneut in Wien mit 9.161 Neuinfektionen, was auch für die Bundeshauptstadt erneut einen Rekord bedeutet. Bisher lag der Maximalwert bei 5.573 am 12. Jänner. In Vorarlberg waren es 1.109, in Tirol 3.702, in der Steiermark 2.398, in Salzburg 2.771, in Oberösterreich 3.315, in Niederösterreich 4.044, in Kärnten 815 und im Burgenland 362.

Omikron bringt bereits merklichen Mobilitätsrückgang

ie Welle an Omikron-Infektionen wirkt sich auf das  Mobilitätsverhalten aus. Eine Analyse der Grazer Firma Invenium zeigt, dass der an anonymisierten Mobiltelefondaten ablesbare momentane Mobilitätsrückgang rund 14 Prozent gegenüber dem Vor-Pandemie-Niveau beträgt - und das ohne generellen Lockdown. Deutlichere Reduktionen misst man aktuell im öffentlichen Verkehr. Österreicherinnen und Österreicher dürften das Auto wieder mehr nutzen.

Es passt ins Bild, dass angesichts der deutlich ansteckenderen Sars-CoV-2-Variante vermutlich doch einige Menschen eher geneigt sind, Züge, U-Bahnen und Co zu meiden. Im Verlauf der Pandemie ging das Aufkommen im öffentlichen Verkehr teilweise um 85 Prozent zurück - eine Entwicklung, die Verkehrsforscher mit Sorge betrachteten. Zuletzt im Oktober 2021 lag das Minus jedoch nur noch bei um die zwölf Prozent im Vergleich zu langjährigen Mittelwerten.

Um 30 weniger Personen in öffentlichen Verkehrsmitteln

Laut den neuesten Daten sind jetzt allerdings wieder knapp über 30 Prozent weniger Menschen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, so Experten des Spin-off-Unternehmens der Technischen Universität (TU) Graz gegenüber der Austria Presseagentur. Vergleiche man dies mit dem niedrigeren Gesamtrückgang von rund 14 Prozent, sei klar, dass sich unter den winterlichen Bedingungen ein Teil der Mobilität nicht etwa auf das Fahrrad, sondern in Richtung Pkw verlagert.

Statt den öffentlichen Verkehrsmitteln steht derzeit das Auto wieder hoch im Kurs. Insgesamt ging die Mobilität um 14 Prozent zurück. 
- © Ford Motor Company (Austria) GmbH

Statt den öffentlichen Verkehrsmitteln steht derzeit das Auto wieder hoch im Kurs. Insgesamt ging die Mobilität um 14 Prozent zurück.

- © Ford Motor Company (Austria) GmbH

Die Experten machen die Mobilitätsveränderungen daran fest, wie groß der Anteil an Menschen hierzulande zu bestimmten Zeitpunkten ist, deren Bewegungsradius pro Tag über einem Kilometer liegt. Deren Anteil schrumpfte im ersten Lockdown Mitte März 2020 um rund 40 Prozent. In den folgenden "harten" Lockdowns zwei und drei lagen die Reduktionen bei um die 25 Prozent gegenüber dem Vorkrisen-Niveau. Im vierten Lockdown-Aufguss im November und Dezember verzeichnete man nur noch ein Minus von rund 18 Prozent.

Quarantäne-Fälle tragen zu Mobilitätsrückgängen bei

Auch ohne Lockdown für Alle sehe man nun in den bis zur zweiten Kalenderwoche 2022 reichenden Daten wieder einen merklichen Rückgang, wenn auch etwas weniger ausgeprägt. Dazu trägt die mittlerweile durchaus erkleckliche Anzahl an Personen bei, die sich angesichts der hohen Infektionszahlen mit Kontaktbeschränkungen konfrontiert sehen. Dazu kommen auch der weiter bestehende "Lockdown für Ungeimpfte" oder ein gewisses Rückzugsverhalten vieler Menschen, die Effekte der Empfehlungen zum Homeoffice oder auch 2G im Handel. Hier handle es sich durchaus um eine Entwicklung, die mit einer Art Lockdown vergleichbar sei, hieß es seitens Invenium.

Kurz nach dem Ende des vierten Lockdowns vor Weihnachten habe die Mobilität in Österreich nämlich wieder ein recht hohes Niveau erreicht. Dann kam eine deutliche Reduktion über die Weihnachtsferien. Die niedrigen Bewegungsniveaus der Weihnachtszeit im Jahr davor - inklusive damaligem Lockdown - wurden aber nicht annähernd erreicht.

Wie auch in früheren Pandemie-Phasen registriert man momentan die stärksten Rückgänge im Personenaufkommen in den Innenstädten. So etwa im Zentrum von Graz, wo sich aktuell im Tagesdurchschnitt 27 Prozent weniger Menschen tummeln als zur gleichen Zeit vor der Krise. Am unter Normalbedingungen auch von Touristen viel frequentierten Wiener Stephansplatz und seiner Umgebung wirkte sich der letzte Lockdown noch mit einem Minus von 59 Prozent besonders stark aus. Aber auch zuletzt lag die Besucherfrequenz 41 Prozent unter dem Normalwert, wie die Daten zeigen. (apa, red)