Italien will den bis zum 31. März andauernden Corona-Ausnahmezustand nicht mehr verlängern. "Ich glaube, dass der Ausnahmezustand nicht verlängert wird. Bis Ende Februar werden wir viele der heutigen Beschränkungen abgeschafft haben. Vielleicht sollte auch der Grüne Pass überdacht werden und zwar auf der Grundlage der Entwicklung des Virus", sagte Gesundheits-Staatssekretär Pier Paolo Sileri laut Medienangaben.
"Wir bewegen uns von der Pandemie zur Endemie. Das bedeutet, mit dem Virus zu leben: Die Masken verschwinden langsam, der Abstand wird immer geringer, wir kehren zu einer Normalität zurück, die aber nicht mehr dieselbe sein wird wie vorher", so Sileri.
Auf dem Ausnahmezustand basieren mehrere Verordnungen für Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Der Staat kann auf dieser Grundlage Einsatzkräfte besser koordinieren und bürokratische Hürden umgehen. So kann der für das Impfprogramm zuständige Regierungskommissar Francesco Paolo Figliuolo weiterhin im Amt bleiben und das wissenschaftliche Komitee CTS, das die Regierung im Umgang mit der Pandemie berät, weiterarbeiten.
Die Regierung hatte den Notstand erstmals Ende Jänner 2020 ausgerufen, nachdem in Italien der erste Coronavirus-Fall gemeldet worden war. Seither wurde er mehrmals verlängert.
Post und Bank mit 3G-Regel
Trotz sinkender Zahl von Neuansteckungen lockert die Regierung in Rom die Anti-Corona-Restriktionen nicht. So wird die Maskenpflicht für den Außenbereich um weitere zehn Tage verlängert. Diskotheken und Tanzlokale bleiben geschlossen, teilte das Kabinett am Montagabend mit. Ab heute (1. Februar) gilt die 3G-Regel für den Zugang zu Post- und Bankfilialen, Versicherungen und öffentlichen Ämtern sowie für die meisten Geschäfte, darunter auch Trafiken.
Der Starvirologe Matteo Bassetti sprach sich für die Abschaffung des Grünen Passes und der Maskenpflicht aus. "Da 95 Prozent der Bevölkerung entweder geimpft oder vom Coronavirus betroffen wurden, sollte der Pass nicht mehr notwendig sein", so Bassetti.
"Die Menschen sind nach zwei Jahren Pandemie müde: So kann es nicht weitergehen. Ich appelliere an die Politiker, vorsichtig zu sein: Wenn man es mit einer ansteckenden Krankheit zu tun hat, ist ein genervter Bürger die größte Gefahr, der man begegnen kann, weil er sich nicht mehr an die Regeln hält. 90 Prozent der Italiener sind geimpft und der Prozentsatz steigt weiter an. Sie und wir haben alle Vorschriften eingehalten, trotzdem gibt es immer noch unsinnige Einschränkungen", so Bassetti, Direktor der Klinik für Infektionskrankheiten "San Martino" in Genua. (apa)