Nach Dutzenden Coronafällen in den vergangenen Tagen wachsen in Chinas Hauptstadt Peking Sorgen vor einem Lockdown wie in der Wirtschaftsmetropole Shanghai. Die Einwohner der zweitbevölkerungsreichsten Stadt der Volksrepublik deckten sich mit Lebensmitteln und anderen Vorräten ein, während am Montag in Pekings größtem Bezirk Chaoyang Corona-Massentests bei allen Bürgern begannen. Auf Online-Plattformen und in der Stadt drängten sich Kunden in den Geschäften, um sich mit Blattgemüse, Frischfleisch, Instantnudeln und Toilettenpapier zu bevorraten. "Ich bereite mich auf das Schlimmste vor", sagte im Bezirk Haidian ein Student, der online Dutzende Snacks und zehn Pfund Äpfel bestellte.

Die Behörden im Diplomatenviertel Chaoyang, der mit rund 3,5 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichste Bezirk Pekings, ordneten am späten Sonntag an, dass Einwohner und dort Beschäftigte in dieser Woche dreimal getestet werden müssen. Die Regierung hatte zuvor erklärt, dass sich das Virus eine Woche lang "heimlich" in der Stadt ausgebreitet habe, bevor es entdeckt worden sei. Seit Freitag wurden in Peking 47 lokal übertragene Fälle gemeldet, wobei mehr als die Hälfte davon auf Chaoyang entfielen.

Obwohl die Zahl der Fälle in der chinesischen Hauptstadt im Vergleich zu den weltweiten und denen in Shanghai gering ist, wurden die Bewohner in Chaoyang aufgefordert, das Gebiet ohne triftigen Grund nicht mehr zu verlassen und öffentliche Aktivitäten zu reduzieren. Die meisten Schulen, Geschäfte und Büros blieben in dem wohlhabenden Viertel, in dem viele Botschaften und Firmenzentralen ansässig sind, allerdings vorerst geöffnet.

In Shanghai ging der Lockdown unterdessen in die vierte Woche. Dort wollen die Behörden offenbar nun in kleineren Gebieten um bestätigte Coronafälle herum zu einer gezielteren Durchsetzung der Vorschriften übergehen. Derzeit dürfen viele Menschen in der Stadt wegen der Beschränkungen ihr Haus oder ihre Wohnanlage nicht verlassen. Diejenigen, denen es erlaubt ist, werden oftmals von der Polizei dazu aufgefordert, wieder nach Hause zurückzukehren. Am Wochenende riegelten die Behörden Eingänge öffentlicher Wohnblocks ab und sperrten ganze Straßenzüge mit zwei Meter hohen grünen Maschendrahtzäunen ab.

In Asien starteten die Börsen mit deutlichen Verlusten in die neue Handelswoche. "In China fällt der Regierung keine Alternative zu ihrer Zero-Covid-Strategie ein. Shanghai bleibt abgeriegelt, die Häfen dicht und die Schiffs-Staus werden immer länger. Damit dürften die altbekannten Lieferkettenprobleme in vier bis sechs Wochen auch wieder ins europäische (Produktions-)kontor schlagen", erklärten die Analysten der LBBW. (reuters)