Die behördlichen Genehmigungswege für solch eine Initiative sind eine nicht zu unterschätzende Aufgabe und Herausforderung. Viele potenzielle Initiativen finden nicht statt, weil nicht gewusst wird, dass und wie es möglich ist.

Je kleinteiliger die Strukturen, desto einfacher sind die Wege: Wenn die Co-Working-Nutzer in der Gemeinde Moosburg in Kärnten eine Outdoor-Besprechung am Dorfplatz machen wollen, stellen sie einfach einen Tisch auf dem Platz davor. Wenn sie ihn über Nacht auch stehen lassen möchten, reicht es aus, vom Bürgermeister ein Okay einzuholen.

Hier kann und muss die Stadt vom Dorf lernen. Niederschwelligkeit ist ein wesentliches Kriterium für Aneignung, Engagement und Belebung. Ein Projekt wie die "Living Streets" in Gent in Belgien, wo Straßen im Sommer autofrei werden, entsteht dadurch, dass die Stadtverwaltung sich als Kümmerer versteht und der Selbstorganisation der Anrainer vertraut. Die initiierende Gruppe werde zum Tun ermächtigt, ein Scheitern in Kauf genommen, sagt Stadtrat Dirk Holemans.

Zulassen und Einladen

Wenn der notwendige Leidensdruck da ist und die Gemeinde einfach zulässt, können Privatpersonen öffentlichen Raum unter ihre Obhut nehmen und so die Treffpunktqualität im Ort massiv verändern. Ein Beispiel ist Dingden im Münsterland, wo eine Bürgerinnengruppe damit begann, in Heinzelmännchen-Aktionen über Nacht den öffentlichen Raum zu verschönern und schließlich eine ganze Platzgestaltung umsetzte.

Um das Engagement von Bürgerinnen, die Defizite aufspüren und Lust an der Veränderung haben, zu fördern, braucht es ein Aussprechen der Einladung, ein offensives Zugehen der Verwaltung auf die Bürgerinnen.

In Klagenfurt wurde mit Bürgerinnen gemeinsam der Bedarf nach einem Aktionsort im öffentlichen Raum festgestellt und entwickelt. Realisiert wurde dann ein "Wanderwürfel", upgecycelt aus alten Schultischen, der nun Treffpunkt, Impulsgeber für Aktivitäten und Ausstellungsfläche im Stadtteil ist. Durch die höhere Verweildauer von Menschen im öffentlichen Raum schaffen wir Belebtheit und dadurch Sicherheit und attraktivere Fußwege. Es entsteht ein Lebensraum, der Begegnungen und Austausch verschiedener sozialer Gruppen fördert.

Es sind die kleinen Schritte, die dafür notwendig sind. Dazu brauchen wir aber die Stadtverwaltung der kurzen Wege: nicht nur zulassen, sondern einladen - einen Impuls "Top-down" setzen, damit "Bottom-up" etwas passiert.