Gemeinden haben budgetär immer weniger Spielraum. Wird sich da nicht oft das Dilemma ergeben: Sollen wir die Lebensqualität der zunehmend älteren Bevölkerung verbessern, etwa durch Fahrtendienste, ein Pflegeheim oder Barrierefreiheit. Oder sollen wir Investitionen für Junge und Familien tätigen, damit diese nicht abwandern? Für beides wird das Geld vielleicht nicht reichen.

Ja, es wird einen kontinuierlichen Aushandlungsprozess zwischen den Generationen geben müssen. Eine große Herausforderung wird sein, dass gerade in den Regionen mit ruckläufigen Bevölkerungszahlen es zugleich einen immer schwierigeren Bevölkerungsaufbau gibt. Das heißt, es gibt dort immer mehr Pensionisten und pflegebedürftige Menschen, aber immer weniger Kinder, Jugendliche und Personen, die im erwerbsfähigen Alter sind. Es leben dort immer weniger Zahler, aber immer mehr Leute, die von diesen Zahlern abhängig sind. Die Frage ist also, wie hoch die Umverteilung der Gelder aus den wirtschaftsstarken zu den schwachen Regionen sein wird, um hier einigermaßen die "Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse" zu gewährleisten.

Die Zersiedelung macht die demografischen Herausforderungen nicht kleiner. Pflege für Angehörige beginnt ja in der Regel mit Hilfsleistungen, weil die Mutter oder der Vater nicht mehr auf eine Leiter steigen kann.

Genau, und dann muss man fünf Kilometer fahren, weil man irgendwo ein Türl aufmachen muss. Damit fallen auch Kosten im Betreuungsbereich an. Es wäre wichtig, ein Freiwilligennetzwerk aufzubauen, um diese Erfordernisse unmittelbar abdecken zu können. Zum Beispiel Mehrpersonenhäuser zu schaffen, die ein Zusammenleben von Jung und Alt unter einem Dach ermöglichen. Das heißt, dass mittlerweile zu groß gewordene Einfamilienhäuser für Wohnraumsuchende so umgebaut werden, dass zwei oder mehrere getrennte Wohnbereiche entstehen.