St. Pölten. Eigentlich sollte am Donnerstag mit dem Beschluss der niederösterreichischen Jagdgesetznovelle der größte Puzzlestein für ein österreichweites Gatterjagdverbot eingesetzt werden - Kritiker bleiben jedoch skeptisch. Denn während die im niederösterreichischen Landtag mit den meisten Sitzen vertretenen Parteien ÖVP, SPÖ und FPÖ von einem großen Wurf sprechen, meinen die Grünen, darin eine Mogelpackung zu erkennen. Wie die Novelle letztendlich gelebt wird, wird jedenfalls richtungsweisend für die Jagd in Österreich sein. Denn 69 der österreichweit rund 80 Jagdgatter befinden sich in Niederösterreich. Für die Gatterjagd wird hier das Wild gezüchtet, um darin von Gastjägern im Zuge von Veranstaltungen bejagt zu werden.
In Vorarlberg, Tirol, Kärnten, Oberösterreich und der Steiermark sind Gatterjagden bereits verboten. In Wien und dem Burgenland sind Verbote beschlossen: In Wien wird die Gatterjagd ab 2021 abgeschafft sein, das einzige Jagdgatter ist hier der Lainzer Tiergarten. Im Burgenland hat der Landtag im Vorjahr das neue Jagdgesetz beschlossen, das ein Verbot für die Gatterjagd ab 1. Februar 2023 besiegelt. Bis dahin müssen alle Jagdgatter aufgelöst sein. Eines der derzeit acht Gatter wird vom Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly im Bezirk Güssing betrieben.
In Salzburg ist ein Verbot angeblich in Planung, hieß es vor einiger Zeit aus dem Büro von Landesrat Josef Schwaiger - die schwarz-grüne Landesregierung hat in ihrer Legislaturperiode allerdings kein neues Jagdgesetz fertiggebracht. Am 13. Juni wurde die neue Regierung aus ÖVP, Grünen und Neos angelobt. In Salzburg gibt es zur Zeit nur noch ein aktives Jagdgatter, das der Unternehmer Maximilian Mayr-Melnhof betreibt. An genau diesem und dem Umgang damit scheiden sich aber offenbar die politischen Geister.
Antrag ist eingebracht und paktiert
Und in Niederösterreich? Hier galt das Gatterjagdverbot als so gut wie fix. Mit der Jagdgesetznovelle werde der niederösterreichische Landtag dieses am Donnerstag ja auch beschließen, heißt es von ÖVP, SPÖ und FPÖ. Ein entsprechender Antrag wurde eingebracht und sei paktiert.
Die Jagdgesetznovelle wurde laut Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) im Vorjahr vorgelegt und in Begutachtung geschickt. Von daraus resultierenden 81 Stellungnahmen sei etwa je ein Drittel "dafür, dagegen oder neutral" gewesen, so Pernkopf. Klaus Hackländer vom Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur in Wien habe den Prozess wissenschaftlich begleitet.