Zum Hauptinhalt springen

Eislaufverein als Feigenblatt?

Von Bernd Vasari

Politik

Die Debatte um Neugestaltung des Heumarkts wird vom langjährigen Pächter WEV erneut angeheizt.


Wien. In die Debatte um die geplante Neugestaltung des Areals Eislaufverein (WEV), Hotel Intercontinental und Konzerthaus, auch bekannt als Heumarkt, steigt nun auch der langjährige Pächter WEV ein. Man werde vom Investor und Grundstücksbesitzer Wertinvest für seine Pläne zu Unrecht instrumentalisiert, so der Vorwurf. Weiters würden die vom Investor vorgelegten Pläne "gravierende" Mängel aufweisen. Auf diesen sei etwa nicht ersichtlich, wo die Grenze zwischen öffentlichem Bereich und WEV gezogen werden soll.

Obwohl zwischen dem WEV und Wertinvest bereits Verhandlungen stattfanden, die auch zu einer Vereinbarung führten, scheint man aufseiten des WEV mittlerweile das Vertrauen in den Investor verloren zu haben. "Wir sind vorsichtig geworden", sagt Peter Menasse vom WEV. Andere Stimmen sprechen von einer Doppelstrategie des Investors, mit der dieser ausschließlich seine eigenen Interessen durchsetzen will.

Denn, ob der geplante Umbau - bei dem vor allem eine Erhöhung des Hotels Intercontinental sowie der Bau eines 73 Meter hohen Turms mit Luxuswohnungen vorgesehen ist - tatsächlich verwirklicht werden kann, steht noch nicht fest. Für die Umsetzung braucht es schließlich noch den positiven Ausgang des Flächenwidmungsverfahrens. Und auch die für Weltkulturerbefragen zuständige Unesco wird noch ein Wörtchen mitreden. Diese steht dem Turm bekanntlich sehr kritisch gegenüber. Dass sich hier eine kritische Stellungnahme durchaus auf das Bauvorhaben auswirken kann, zeigte auch die Debatte um die Überbauung des Bahnhofs Wien-Mitte, der sich in unmittelbarer Nähe zum Heumarkt befindet. Letztendlich musste dort der geplante 97 Meter hohe Büroturm zugunsten eines U-förmigen Gebäudekomplexes mit einer Höhe von 70 Meter fallen gelassen werden.

Das derzeitige Verfahren des Flächenwidmungsplans für den Heumarkt dreht sich um die Frage, ob die bestehende Widmung (derzeit: 10 Meter) der Fläche für den geplanten 73 Meter hohen Turm um das Siebenfache erhöht werden soll. Sollte der Gemeinderat dafür stimmen, müssten für die Realisierung des Turms in weiterer Folge 1000 Quadratmeter von der Eisfläche des WEV abgezwickt werden.

Eisfläche statt Straße

Damit die Eisfläche des WEV aber weiterhin ihre Größe von 6000 Quadratmeter behalten kann - einer Verkleinerung würde der WEV nicht zustimmen - will sich der Investor die fehlenden 1000 Quadratmeter vom öffentlichen Raum holen. Nach den derzeitigen Plänen würde man die Eisfläche in Richtung Lothringerstraße ausdehnen. Diese müsste dann ihrerseits ebenfalls verlegt werden.

Die Vereinnahmung des WEV besteht nun darin, dass - so der Vorwurf - der Investor den Bau des Turms und die damit verbundenen Umwidmungen an eine Sanierung des WEV koppelt. Im Klartext: Sollte der Gemeinderat gegen die Widmungen stimmen, bleibt alles so, wie es ist.

Das wäre ein empfindlicher Rückschlag für die Planungen der Stadtregierung, allen voran Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne). Das belegt etwa eine Aussendung von Vassilakou im vergangenen Sommer. Seit vielen Jahren sei die Wiener Stadtplanung bemüht, "eine Entwicklung an diesem Ort anzustoßen", heißt es dort. Und weiter: "Niemand, der sich an diesem Ort aufhält - sei es als Besucher des WEV, des Konzerthauses oder auch als einfacher Passant - wird die Ästhetik als Bereicherung für das Stadtbild wahrnehmen."

Für den WEV ist die Vorgehensweise von Wertinvest auf keinen Fall hinnehmbar. Peter Menasse betont: "Wir weisen zurück, dass wir der Anlass für Umbauten sind." Der WEV sei nicht für die Architektur und das Ausmaß der Bau-Kubaturen verantwortlich, heißt es weiter. Weiters sei man nicht für die Umwidmungen von öffentlichem Grund verantwortlich.

Kritik übt man vonseiten des WEV auch an den vorgelegten Plänen für den Umbau. Kritisiert wird hier vor allem die fehlende Abgrenzung zwischen Eislauffläche und öffentlichem Raum. Nötig sei diese aber jedenfalls: "Der Eislaufplatz ist ein Platz der Sportausübung, und die braucht entsprechende Infrastruktur", sagt Menasse.

Es gebe ein Buffet, Kassen und Garderoben. Auch für die Eismaschine werde Platz benötigt. "Und wir wollen natürlich weiterhin Eintritt verlangen", so der WEV-Sprecher. Ein jederzeit freier Zutritt zu dem Bereich, in dem der Eislaufbetrieb stattfindet, sei nicht erwünscht. Barrieren müsse es zudem aus Sicherheitsgründen geben - etwa da am Areal des Eislaufvereins auch Eishockey gespielt werde. Offen ist neben der fehlenden Abgrenzung auch ein mögliches Ausweichquartier während der Bauzeit. Und auch die Sommernutzung sei noch nicht geklärt.

WEV gegen "Bobo-Ästhetik"

Sorgen macht man sich zudem über das zukünftige Flair am Heumarkt. Menasse betont die Rolle als gemeinnütziger Verein, der eine Aufgabe der Stadt Wien erfüllen würde. "Wir sind eine niederschwellige Sportstätte, die für alle Bevölkerungsschichten zugänglich ist", sagt Menasse. "Diese Identität soll auch aufrecht erhalten bleiben." Gegen eine Sanierung des Areals gebe es an sich nichts einzuwenden. Allerdings sei eine eventuelle "Bobo-Ästhetik" nicht erwünscht.

Ursprünglich wollte man das Gelände mit eigenen Mitteln selber sanieren. Die Pläne landeten allerdings in der Schublade, nachdem das Areal vom Wiener Stadterweiterungsfonds, der im Innenministerium angesiedelt ist, im Jahr 2008 privatisiert wurde. Obwohl der WEV damals das Grundstück käuflich erwerben wollte, erhielt allerdings Wertinvest den Zuschlag.