Kiew/Moskau. Der Ton zwischen der Ukraine und Russland wird schärfer, und die Auseinandersetzungen nehmen an Härte zu. Am frühen Freitagabend brachten Separatisten in Slawjansk einen einen Bus mit OSZE-Beobachtern in ihre Gewalt. Der Gruppe gehören drei deutsche Soldaten, ein deutscher Dolmetscher sowie jeweils ein Militärbeobachter aus Tschechien, Polen, Schweden und Dänemark an. Dazu kommen  fünf ukrainischen Militärs und der Fahrer des Wagens.

Die Gruppe werde derzeit im Gebäude des Inlandsgeheimdienstes SBU befragt, das von Gegnern der Zentralregierung in Kiew besetzt sei, erklärte der örtliche Separatistenführer Wjatscheslaw Ponomarjow. Er behauptete, dass sich in dem Fahrzeug Patronen und Sprengsätze befunden hätten.

Am Nachmittag einigten sich die wichtigsten europäischen Länder und die USA darauf, den Druck auf Moskau erhöhen. Wie Frankreichs Präsident Francois Holland am bekannt gab, müsse Russland sich "provokativer Erklärungen oder Manöver der Einschüchterung" enthalten und damit zu einer "Deeskalation" der Lage beitragen. Vorangegangen war eine Telefonkonferenz mit US-Präsident Barack Obama, der deutschen Kanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Staatschef Francois Hollande und den Regierungschefs von Großbritannien und Italien David Cameron und Matteo Renzi.

"Die territoriale Integrität und Souveränität der Ukraine muss vollständig respektiert werden", hieß es in der Erklärung des Elysee-Palasts nach der Beratung. Gefordert wurde zudem eine "schnelle Reaktion der G7". Auch solle eine Stärkung der Beobachtermission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) beantragt werden.

Obama, der sich derzeit auf einer Asien-Reise aufhält, wirft Russland vor, sich nicht an die Genfer Vereinbarung zu halten. Nach Einschätzung der USA unterstützt Russland die Separatisten im Osten der Ukraine und versucht, sein Nachbarland zu destabilisieren.

Vereinbarungen bestehen nur auf dem Papier

In Genf hatten Russland, die USA, die EU und die Ukraine vereinbart, dass alle illegalen bewaffneten Gruppen entwaffnet und alle illegal besetzten Gebäude und Plätze in der Ukraine geräumt werden müssten. Doch auch eine Woche nach der Konferenz wurde kein einziges Gebäude aufgegeben, und die Lage eskaliert zusehends.