Bei den demokratischen Vorwahlen in New Hampshire überrascht nicht der erste Platz, sondern die Plätze danach.

Wie erwartet holte der linksgerichtete Bernie Sanders in dem überwiegend weißen und überwiegend wohlhabenden Bundesstaat wie erwartet Platz eins. Der 78-jährige Sanders kommt hier gut an. 2016 hat er im Wettstreit mit Hillary Clinton 60 Prozent der Stimmen geholt. Diesmal hat er mehr Konkurrenten. Und so waren es nun lediglich 26 Prozent.

Auf dem Fuß folgte in New Hampshire Pete Buttigieg mit 24 Prozent. Buttigieg war bereits der Überraschungssieger in Iowa (mit einem hauchdünnen Vorsprung vor Sanders), sodass der ehemalige Bürgermeister Sanders auch bei dessen Quasi-Heimspiel so nahe rückt. Auch Platz drei lässt in New Hampshire aufhorchen: Die moderate Senatorin Amy Klobuchar, die in Iowa noch den letzten Platz belegte (unter den verbleibenden nennenswerten Kandidaten). Klobuchar ist den US-Amerikanern ein Begriff geworden, weil sie den umstrittenen Kandidaten für das Höchstgericht, Brett Kavanaugh, bei seiner Anhörung vor dem Senat in die Mangel genommen hat. Buttigieg ist den US-Amerikanern bekannt, weil er von Anfang an als der nette, junge Bürgermeister von nebenan gehandelt worden ist, der sich bereitwillig als homosexuell geoutet hat und dem kein Beobachter anfangs Chancen eingeräumt hat.

Doch nun hat Buttigieg Oberwasser und die anderen Bewerber, die lange als Favoriten gegolten haben, kämpfen um das Überleben im Wahlkampf. Die linksgerichtete Senatorin Elizabeth Warren schaffte in New Hampshire einen schwachen vierten Platz mit nur neun Prozent (in Iowa war sie noch auf Platz drei).

Spannung vor South Carolina

Ganz miserabel schlägt sich bisher jener Kandidat, dem lange die größten Siegesschancen eingeräumt worden waren: der ehemalige Vizepräsident Joe Biden. Er landete schon in Iowa nur auf Platz vier, in New Hampshire kam er mit acht Prozent auf den fünften und letzten Platz.

Biden muss jetzt hoffen, dass ihm die afroamerikanischen Wähler im Süden noch immer gewogen sind. Eine der nächsten Vorwahlen ist am 29. Februar in South Carolina. Sollte Biden auch dort versagen, muss er sich ernsthaft Sorgen machen, dass ihm langsam das Geld, also die Sponsoren ausgehen. Vielleicht hat sich Biden zu viele Fettnäpfchen geliefert (zuletzt hat er eine Studentin beschimpft), vielleicht ist er für jene Wähler, die gerne jemanden moderaten an der Spitze hätten, mit 77 Jahren einfach auch zu alt - wo es doch mit Buttigieg eine jüngere Alternative zu geben scheint. Ob der bisher äußert höflich und leise auftretende Buttigieg es mit dem republikanischen Kandidaten, Amtsinhaber Donald Trump, in öffentlichen Duellen aufnehmen kann, wird sich weisen.

Spannend wird auch noch der kommende Wahlkampfeinstieg des Medienmilliardärs Michael Bloomberg. Der 77-Jährige tritt erst beim Super-Tuesday am 3. März offiziell an, an dem in 14 Staaten die Vorwahlen stattfinden.