US-Medienmilliardär Michael Bloomberg hatte eine klare Verkaufs-Strategie: Im Bewerb um das demokratische Ticket für die US-Präsidentschaftswahlen könne nur er, Bloomberg, den Amtsinhaber Donald Trump schlagen. 

Senator Bernie Sanders, der in landesweiten Umfragen derzeit führt, könne Trump jedenfalls nicht schlagen, erklärte Bloomberg bei seiner ersten TV-Debatte am Mittwoch (Ortszeit): Man gehe nicht in den Wahlkampf hinein und sage "ich werde 160 Millionen Menschen ihre Versicherung wegnehmen, die sie so lieben." Bloomberg bezieht sich dabei auf die von Sanders propagierte allgemeine öffentliche Krankenversicherung. So könne man keine Koalition aufbauen, meinte Bloomberg. "Wenn Sanders unser Kandidat wird, dann haben wir Trump noch die nächsten vier Jahre. Und das können wir uns nicht leisten", so Bloomberg.

 Senatorin Elizabeth Warren zerreißt es förmlich, während sie Bloomberg zuhört: "Lasst uns darüber klar werden, gegen wen wir hier antreten: Einen Milliardär, der Frauen 'fette Bräute' und 'pferdegesichtige Lesben' nennt", sagt Warren: Und nein, sie rede nicht von Donald Trump, sie rede über Bloomberg. Die Demokraten werden nicht gewinnen, wenn sie jemanden nominieren, der in der Vergangenheit seine Steuerrückzahlung versteckt hat, der Frauen schikanierte, und eine  rassistische Politik ("Stop and Frisk") in seine Zeit als Bügermeister von New York implementiert habe.

"Einen arroganten Milliardär gegen den nächsten austauschen"

"Ich werde den demokratischen Kandidaten unterstützen, wer auch immer er es sein möge", sagt Warren. "Aber die Demokraten gehen ein hohes Risiko ein, wenn wir einfach einen arroganten Milliardär gegen den nächsten eintauschen." Mit dieser Pointe erntet Warren einen spontanen Applaus im Auditorium der TV-Debatte in Las Vegas. "Dieses Land hat schon lange für die Reichen gearbeitet, und hat alle anderen im Dreck gelassen. Es ist an der Zeit, dass wir einen Präsidenten haben, der auf der Seite von arbeitenden Familien steht", ruft Warren und meint sich selbst.

Auch Senator Bernie Sanders warf Bloomberg vor, in seiner Bürgermeisterzeit "empörende" Praktiken der Polizei gegen Afroamerikaner und Latinos unterstützt zu haben. So werde man nicht die notwendigen Wähler mobilisieren - wenn Minderheiten zuhause bleiben, anstatt dem etwaigen Kandidaten Bloomberg ihre Stimme zu geben.

Der moderate Kandidat Pete Buttigieg fährt bei der Debatte seine Linie, die an die Mitte appelliert: "Stellen Sie sich vor, in zwei Wochen, nach dem 'Super Tuesday', gibt es nur noch die zwei Kandidaten, Sanders und Bloomberg." Das seien die, die am meisten polarisierten. Die meisten Amerikaner würden sich weder bei dem einen noch bei dem anderen aufgehoben fühlen - zwischen einem "Sozialisten, der glaubt, dass Kapital die Wurzel allen Übels ist", und einem "Milliardär, der glaubt, Geld regiert die Welt". Man solle den Wählern jemanden geben, der tatsächlich ein Demokrat ist, erklärt Buttigieg und meint - sich selbst.

Angesprochen auf die Gesundheitsvorsorge, attackiert Warren ihre moderaten Mitbewerber. Buttigiegs ließe sich auf einen Slogan reduzieren, den seine Berater erfunden hätten. Millionen von Menschen wären mit Buttigiegs Vorhaben ohne leistbare Gesundheitsvorsorge. Und der Plan von der moderaten Kandidatin Amy Klobuchar ist nicht einmal annähernd Plan, es sei mehr ein "Post-It-Sticker", wo darauf stünde: "Plan bitte hier draufschreiben".

"Warren war der Eisberg für Bloombergs Titanic"

Für Bloomberg, der schon lange nicht mehr bei TV-Debatten dabei gewesen war, war die Diskussion, "ein Desaster", finden die Kommentatoren bei CNN. Und das, obwohl die Erwartungen so hoch waren. "Bloomberg ist wie die Titanic hineingegangen, eine milliardenschwere Maschine. Und dann hat diese Titanic ihren Eisberg getroffen: Elizabeth Warren", formuliert es der ehemalige Berater von Barack Obama, CNN-Kommentator Van Jones. "Warren hat mit Bloomberg den Boden aufgewischt, wie ich es noch nie in einer Debatte gesehen habe."

Ohnehin war die TV-Debatte ungewohnt hitzig und geprägt von scharfen Wortgefechten. Nach den ersten zwei Vorwahlen in den Bundesstaaten Iowa und New Hampshire und vor den Vorwahlen in Nevada am kommenden Samstag und South Carolina Ende Februar steht bei den Demokraten viel auf dem Spiel.

In landesweiten Umfragen liegt derzeit Sanders klar vorn. Bloomberg, der am Mittwoch erstmals an einer TV-Debatte der Demokraten teilnahm, und der in Umfragen abgerutschte Ex-Vizepräsident Joe Biden ringen um den zweiten Platz. Beide gehören zur politischen Mitte. Es folgen Warren, Buttigieg und die Senatorin Amy Klobuchar.

Bloomberg war erst im November in das Bewerberrennen der Demokraten eingestiegen. Seitdem hat der Multimilliardär hunderte Millionen Dollar aus seinem Privatvermögen in seinen Wahlkampf gesteckt. Seine Rivalen werfen ihm deswegen vor, sich das Präsidentenamt erkaufen zu wollen.