Hallo, mein Name ist Josh. Ich lebe in North Carolina und ich habe Donald Trump gewählt. Zu meiner Familie sage ich: Das tut mir leid." Josh blickt lange in seine Kamera und sagt, er habe noch nie die Demokraten gewählt. Aber diesen November werde er es tun. Und dabei sei ihm auch egal, ob er für Joe Biden, den gegenwärtigen Kandidaten der Demokraten, stimmen wird, oder für eine "Dose Tomaten". Denn: "Ich glaube, dass eine Dose Tomaten weniger Leid verursacht, als unser momentaner Präsident."

Dieses Video wurde zuletzt von der "Washington Post" zitiert. Aber davon gibt es mittlerweile dutzende. Die Bewegung "Republican Voters Against Trump" (www.rvat.org) lässt auf ihrer Webseite alle US-Amerikaner per Video zu Wort kommen, die zuletzt Donald Trump gewählt hatten. Und es diesen November nicht mehr tun werden.

Monica aus Texas identifiziert sich als evangelikale Christin, die gegen Schwangerschaftsabbruch ist. Auch sie hätte noch nie für die Demokraten gestimmt, sagt sie in die Kamera. Aber Trump hält sie nicht mehr aus: Seine Lügen, sein Verdrehen der Wahrheit. Seine Einstellung gegenüber Minderheiten und Frauen. Diesen November werde sie für Joe Biden stimmen. Hauptsache, die gewählte Person ist "bei gesundem Verstand und verhält sich wie ein Mensch."

Albert aus Pennsylvania erklärt in seinem Video, für ihn war im September 2017 der Nazi-Aufmarsch in Charlottesville, Virginia, der Knackpunkt. Die Menschen haben Nazi-Slogans geschrien und konföderierte Flaggen getragen. Eine Frau namens Heather Heyer ist dabei zu Tode gekommen. Sie war Teil einer Gegen-Demonstration; einer der Rechtsextremen hatte sein Auto bewusst in die Gruppe gelenkt. "Man hat darauf gewartet, dass der Präsident dazu Worte findet", sagt Albert, ein Verfassungsjurist. Aber da kam nichts. Albert bemüht ein Zitat von US-Präsident Barack Obama (für den Albert beide Male nicht gestimmt hatte): "Wie schwer ist es, zu sagen: Nazis sind böse? Trump hat das nie getan." Der Jurist erinnerte daran, dass viele US-Amerikaner Ahnen haben, die für die US-Verfassung gekämpft hätten. "Donald Trump ist gegen die US-Verfassung. Trump muss weg, wenn man die Verfassung schützen will."

Die 74-jährige Helen erklärt: "Mein Problem mit Trump ist: Er lügt. Und nicht nur das: Ich weiß, dass er etwas gesagt hat, weil ich es gehört habe, und das streitet er dann ab. Er will, dass wir an der Realität zweifeln, und das finde ich nicht gut", sagt Helen. Außerdem hätte Trump die Covid-Krise nicht gemanagt. "Ich werde lieber für einen Mann wie Joe Biden stimmen, auch wenn er nicht alle meine konservativen Wünsche erfüllt. Aber wenn Biden sich einen groben Schnitzer erlaubt, und das sind viele, dann entschuldigt er sich wenigsten nachher."

Tim aus Maryland sagt von sich selbst, es hätte 2016 keinen größeren Trump-Fan als ihn gegeben. Das hat sich geändert, dank der Missachtung der Verfassung, der Lügen und der Verbreitung von Verschwörungstheorien. Trumps Verhalten in der Corona-Krise sei noch ein finaler "Schlag in die Magengrube" gewesen. Die USA sind mit 3,3 Millionen Corona-infizierten Menschen mit Abstand das am meisten von der Pandemie betroffene Land.

Virologe wird gezielt diskreditiert

Trump hat sich beharrlich geweigert, entgegen den Empfehlungen des renommierten Virenexperten und Präsidentenberaters Anthony Fauci nationale Schutzmaßnahmen zu verhängen. Mehr noch, Trump hat gegen Gouverneure gewettert, wenn sie Schutzmaßnahmen durchsetzten.

Nun versucht das Weiße Haus offenbar in einer verzweifelten PR-Aktion, den von vielen in der Bevölkerung geschätzten Mediziner Fauci zu diskreditieren. Das Trump-Lager lancierte am Sonntag eine Liste mit Beispielen, in denen Fauci mit Blick auf das Coronavirus falsch gelegen haben soll. Die "New York Times" verwies allerdings auf Beispiele, in denen Äußerungen Faucis nur unvollständig wiedergegeben werden.

Trumps Herausforderer Biden liegt derzeit 9 Prozentpunkte vor Trump.(wak)