US-Präsident Donald Trump ist wegen seiner Infektion mit dem Coronavirus ins Krankenhaus gebracht worden. Nach Angaben des Weißen Haues handelte es sich dabei um eine Vorsichtsmaßnahme auf Empfehlung der Ärzte. Trump traf am Freitagabend (Ortszeit) mit dem Helikopter im Militärkrankenhaus Walter Reed in Bethesda nördlich von Washington ein. "Ich denke, es geht mir sehr gut", sagte Trump in einer kurzen Videobotschaft, die er im Weißen Haus aufgenommen hatte.
Beim Verlassen des Weißen Hauses demonstrierte der Präsident vor Kameras, dass er auf den Beinen ist. Er zeigte in Richtung anwesender Journalisten einen Daumen und winkte und ging dann wie gewohnt über den Rasen zum wenige Meter entfernt wartenden Helikopter. Trump trug Anzug und Krawatte und einen Mund-Nasen-Schutz und wurde von Mitarbeitern begleitet, die ebenfalls Masken trugen. Die 50-jährige First Lady blieb im Weißen Haus. Trump sagte in seiner Videobotschaft, seiner Ehefrau gehe es "sehr gut".
Kurz nach Mitternacht hatte Trump am Freitag auf Twitter geschrieben,
dass er und seine Ehefrau Melania (50) positiv auf das Coronavirus
getestet worden seien. "Wir werden unsere Quarantäne und Erholung sofort
beginnen. Wir werden das GEMEINSAM durchstehen." Kurz darauf hatte sein
Arzt Sean Conley eine Erklärung herausgegeben. Mit seinen 74 Jahren
gilt Trump als Corona-Risikopatient.
Donald J. Trump (@realDonaldTrump) October 2, 2020
Indes wurden am Samstag weitere Infektionen aus dem Umfeld des Präsidenten bekannt. Ein Sprecher des Republikaners Ron Johnson teilte am Samstag mit, ein Senator habe sich am Vortag testen lassen. Das Ergebnis sei positiv ausgefallen. "Senator Johnson fühlt sich gesund und zeigt keine Symptome." Der Senator werde isoliert bleiben, bis sein Arzt Entwarnung gibt. Er sei mit einer infizierten Person in Kontakt gekommen. Johnson sei in den vergangenen Wochen nicht im Weißen Haus gewesen. Die republikanischen Senatoren Mike Lee und Thom Tillis hatten bereits am Freitag mitgeteilt, sie seien positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Turbulenzen im Wahljahr
Trump selbst wird seit Freitagabend im Militärkrankenhaus Walter Reed bei Washington behandelt. Er werde die nächsten Tage von Büroräumen des Präsidenten in der Klinik arbeiten, erklärte das Weiße Haus. Der Präsident weise nach der Infektion "leichte Symptome" auf. Er sei aber nach wie vor guter Dinge und habe den ganzen Tag über gearbeitet.
Die Infektion sorgt für weitere Turbulenzen im ohnehin chaotischen Wahljahr. In weniger als fünf Wochen - am 3. November - stellen sich Trump und sein demokratischer Herausforderer Joe Biden zur Wahl. Trump ist nun gezwungen, seine persönlichen Auftritte auszusetzen. Wahlkampfchef Bill Stepien teilte am Freitag mit, alle bereits angekündigten Veranstaltungen unter Teilnahme des Republikaners würden entweder verschoben oder online abgehalten. Biden setzt seinen Wahlkampf dagegen fort.
Zahlreiche Wahlkampfauftritte absolviert
Ungeachtet der Coronavirus-Pandemie hatte er in den vergangenen Wochen Wahlkampfauftritte teils vor Tausenden Anhängern absolviert, bei denen er stets ohne Maske auftrat. Trumps Wahlkampfteam teilte mit, Veranstaltungen mit Mitgliedern der Trump-Familie würden ebenfalls verschoben. Bei allen anderen Veranstaltungen werde im Einzelfall entschieden, ob sie abgehalten oder abgesagt werden.
Vizepräsident Mike Pence plane, seine Wahlkampfveranstaltungen wieder aufzunehmen. Pence war am Freitag nach Angaben seines Arztes negativ auf das Coronavirus getestet worden. Pence müsste einspringen, sollte Trump seinen Job nicht mehr ausüben können. Angesichts des Krankenhausaufenthaltes stellte die Sprecherin des Weißen Hauses, Alyssa Farah, gegenüber dem Sender ABC News klar, dass der Präsident die Amtsgeschäfte nicht auf seinen Vize übertragen habe.
Nach Angaben seines Leibarztes wurde Trump am Freitag neben dem Medikament Remdesivir auch eine Dosis eines Antikörper-Cocktails verabreicht - eine experimentelle Behandlungsmethode. Zudem nehme er Zink, Vitamin D, das Magenmittel Famotidin, das Schlafhormon Melatonin und Aspirin ein. Er weise Ermüdungserscheinungen auf, benötige aber keinen zusätzlichen Sauerstoff. Weitere Details zu seinen Symptomen gab es nicht. Zu First Lady Melania dagegen hieß es, ihr gehe es weiterhin gut und sie habe lediglich einen leichten Husten und Kopfschmerzen. US-Medien berichteten, Trump habe Fieber gehabt.
Potus doctor note on his treatment >pic.twitter.com/V74wON51aU
Maggie Haberman (@maggieNYT) October 2, 2020
Trumps Sohn, Donald Trump Junior, sagte bei Fox News: "Er nimmt es natürlich ernst, aber er ist ein Kämpfer." Er zeigte sich erstaunt, dass sein Vater das Virus bekommen konnte. "Wenn er es bekommen kann, kann es wahrscheinlich jeder bekommen."
Die Infektion des Präsidenten richtet wieder ein Schlaglicht auf die Pandemie, die in den USA bei weitem nicht ausgestanden ist. Mehr als 7,3 Millionen Ansteckungen sind bekannt, mehr als 208.000 Menschen starben nach einer Infektion. Kritiker machen Trump wegen seines Krisenmanagements schwere Vorwürfe. Er hatte mehrfach gesagt, das Virus werde einfach verschwinden, und Einschätzungen seiner Experten offen in Zweifel gezogen. Den Demokraten Biden verspottete er für seine Vorsicht in der Pandemie.
Biden verzichtete bei einem Wahlkampfauftritt auf Attacken gegen den Amtsinhaber, spielte aber durchaus auf dessen laxen Umgang mit dem Coronavirus an. Trumps Infektion sei eine Mahnung, das Virus ernstzunehmen, sagte Biden in Grand Rapids im US-Bundesstaat Michigan. "Es wird nicht automatisch verschwinden." Biden rief dazu auf, in der Pandemie auf Wissenschaftler zu hören, Masken zu tragen, Abstand zu halten und regelmäßig die Hände zu waschen.
"Es geht nicht darum, ein harter Kerl zu sein"
"Es geht nicht darum, ein harter Kerl zu sein", sagte der Demokrat. Es gehe darum, seinen Beitrag zu leisten. "Wir als Nation müssen besser mit dieser Pandemie umgehen", mahnte er. Bidens Arzt Kevin O'Connor hatte zuvor mitgeteilt, dass der 77-Jährige und dessen Ehefrau Jill Biden negativ getestet worden seien.
Biden und Trump standen am vergangenen Dienstag bei ihrer ersten TV-Debatte auf einer Bühne. Die beiden Kontrahenten hielten zwar stets einen deutlichen Abstand voneinander - laut Medienberichten waren es knapp vier Meter. Sie trugen in der zum Teil sehr hitzig und laut geführten Diskussion allerdings keine Masken. Trump könnte bereits in den Tagen vor seinem positiven Corona-Test ansteckend gewesen sein. Unklar blieb auch, ob die Kandidaten sich hinter den Kulissen in unmittelbarer Nähe aufgehalten haben könnten.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) steigt bei Coronavirus-Infektionen das Risiko einer schweren Erkrankung ab 50 bis 60 Jahren stetig mit dem Alter an. Als weitere Risikofaktoren gelten Vorerkrankungen wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes sowie Übergewicht. Zu Trumps generellem Zustand wird einmal im Jahr ein Gesundheitscheck veröffentlicht. Leibarzt Conley schrieb im jüngsten Bericht Anfang Juni, der Präsident sei gesund.
Veranstaltung im Rosengarten als Super-Spreader-Ereignis?
Aus Trumps Umfeld werden inzwischen immer mehr Infektionen bekannt. In den Tagen vor seinem positiven Corona-Test ist Trump viel gereist, er hielt sich in der Nähe Dutzender Menschen auf. In den Fokus gerät insbesondere eine Veranstaltung im Garten des Weißen Hauses vor einer Woche, als Trump die konservative Juristin Amy Coney Barrett als Kandidatin für den freien Posten am Obersten Gericht der USA vorstellte. Dort versammelten sich auf engem Raum mehr als 100 Menschen, auf Fotos und Videos ist zu sehen, dass wenige Masken trugen oder Abstand hielten. Laut Fernsehsender CNN umarmten sich Teilnehmer oder schüttelten sich die Hände.
Bei mindestens sechs der Anwesenden fielen seitdem Corona-Tests positiv aus: Neben Trump und seiner Frau Melania sind das die frühere hochrangige Trump-Beraterin Kellyanne Conway - die nach eigenen Angaben am Freitagabend positiv getestet worden war und milde Symptome habe -, sowie die Senatoren Mike Lee und Thom Tillis und der Präsident der katholischen Universität Notre Dame, John Jenkins. Die Nachbesetzung des Richterpostens soll trotzdem planmäßig laufen.
Zudem wurde inzwischen bekannt, dass sich auch Trumps Wahlkampfchef, Bill Stepien, angesteckt hat. Das Wahlkampfteam bestätigte einen entsprechenden Bericht des Magazins "Politico". Stepien habe leichte, grippeähnliche Symptome. Er behalte aus dem Home-Office weiter die Kontrolle über die Kampagne. Auch die republikanische Parteivorsitzende Ronna McDaniel hat sich angesteckt. Der positive Test von Trumps enger Beraterin Hope Hicks am Donnerstag hatte zahlreiche weitere Tests im Umfeld des Präsidenten nach sich gezogen.
Weitere Ansteckungen könnte es unter Umständen bei mehreren Spender-Treffen gegeben haben. Trump hat sich am Donnerstagnachmittag entschieden, noch zu einem Treffen mit Spendern in New Jersey zu fahren, nachdem im Weißen Haus bereits der positive Test von Hope Hicks bekannt war. Auch am Mittwoch hatte sich Trump im Bundesstaat Minnesota mit Spendern getroffen.