Eine Schaufel, ein blaues Sesselchen, weiße Schlingen an der Decke, dort ein weißes Hemd, hier ein grünes Langarm-Shirt, am Boden feiner Kieselsand: Es sind die Requisiten für "Idiota" der aus Kap Verde stammenden Choreografin Marlene Monteiro Freitas, die sie für ihre Reise in die Büchse der Pandora benötigt. Die Performance hatte am Mittwoch im Mak im Rahmen der Wiener Festwochen Premiere.
Freitas Büchse ist allerdings eine Glasbox. In der griechischen Mythologie wurde die Büchse der Pandora mit Übeln gefüllt, die auf die Welt losgelassen wurden. Ob allerdings die Hoffnung noch vor dem Schließen der Büchse entweichen konnte, oder für immer dort verwahrt bleibt, ist unklar. Idiota allerdings besteigt Pandoras Büchse aus Neugierde, so Freitas im Programmheft, um Elpis, die Personifikation der Hoffnung, auszuspionieren. Ihr Weg dorthin ist ein beschwerlicher, der letztlich scheitert.

Marlene Monteiro Freitas in ihrer Büchse.
- © Bea BorgersWobei der Name Idiota keineswegs als Idiotin zu verstehen ist, sondern Freitas greift auch diesbezüglich auf die Antike zurück, in der dieser Begriff für Laien oder einfache Privatpersonen verwendet wurde. Idiota jedenfalls durchlebt auf ihrer Reise pure Verzweiflung, Angst vor drohendem Unheil und Schmerz. Aber auch Freude am Leben in Form von südamerikanischen Tänzen.
Dabei zeigt Freitas eine Bandbreite ihres performativen Könnens, das unerschöpflich scheint in dieser körperlichen Tour de Force: Sie ist ebenso Clown wie überzeugende Pantomime, zeigt unmenschlich wirkende Grimassen im militärischen Stechschritt, kindliche Verzweiflung mit stummen herzerweichenden Schreien oder grotesken Humor. Eine sehenswerte Leistung.