Willkommen im Museum. Fünf Länder: Ukraine, Belarus, Armenien, Georgien, Aserbaidschan. Fünf Schaukästen: Sonnenblumen, Kartoffeln, Granatäpfel, Orangen, ein Tee-Set. Fünf Lautsprecher. Fünf Episoden.

Die Bühne bei der Weltpremiere von "Museum Of Uncounted Voices" ("Museum der ungezählten Stimmen") im Zuge der Wiener Festwochen wirkt zwischenzeitlich wie eine kleine Geografiestunde. "Es gibt nur eine Karte!" "Nein, es gibt viele", tönt es aus einem der Megafone. Es geht um Staatsgrenzen.

Lebendige Bühne

Schauspielerin Marina Weis führt durch Vergangenheit und Gegenwart. - © Nurith Wagner Strauss
Schauspielerin Marina Weis führt durch Vergangenheit und Gegenwart. - © Nurith Wagner Strauss

Die Verfasserin, Marina Davydova, russische Oppositionelle, Kritikerin und Theatermacherin, setzt sich im Rahmen einer interaktiven Inszenierung mit der Geschichte der ehemaligen Sowjetunion, historischen und aktuellen Nationalitätenkonflikten und ihrer eigenen Geschichte auseinander. "Ich stamme aus Aserbaidschan und protestierte gegen den Krieg in der Ukraine. Ich bin ein Mensch mit armenischen Wurzeln, der von den Boulevards Moskau träumt. Ich bin einer Verräterin Russlands, in deren Kopf Passagen russischer Poesie herumschwirren", heißt es an einer Stelle.

In "Museum Of Uncounted Voices" macht die designierte Schauspielchefin der Salzburger Festspiele (ab 2024) die Vergangenheit selbstreflektiert, düster und schonungslos lebendig. Besucherinnen und Besucher sind Teil des Stücks, Teil der Kulisse, Teil der Geschichte. Ein Besuch in einem "Museum", der sich lohnt.