Am Dienstagabend demonstrierten in Wien hunderte Unterstützer der "Wiener Zeitung" vor dem Kanzleramt gegen die Einstellung der Printausgabe der "Wiener Zeitung" und für Qualitätsjournalismus. Unter den Protestierenden waren Persönlichkeiten wie der frühere EU-Kommissar Franz Fischler (ÖVP), der sich in seiner Wortmeldung die Frage stellte, wie weit man denn gekommen sei, dass man für den Erhalt des "Weltkulturerbes Wiener Zeitung" Zeitung demonstrieren müsse. Auch der frühere Journalist und Freund von Journalismus-Legende Hugo Portisch, Heinz Nußbaumer (er war später Pressechef der österreichischen Präsidentschaftskanzlei von 1990-1999) plädierte für den Erhalt des 1703 gegründeten Blattes. Der Geschäftsführer von IG Autorinnen Autoren, Gerhard Ruiss, gab seiner Hoffnung auf ein Wiederauferstehen Ausdruck und Medienforscher Fritz Hausjell beklagte den Zustand der österreichischen Medienpolitik.
Der Protest nun vor dem @bkagvat: "Abonnieren statt abmontieren! Rettet die @WienerZeitung!" // @susanneraab_at @blimlinger pic.twitter.com/9LLthevnBk
Organisiert wurde der Protestzug, der von der Albertina zum Kanzeramt führte von den Initiatoren der Onlinepetition "Retten Sie die Wiener Zeitung vor dem Aus!".

Hunderte Demonstrierende marschierten von der Albertina zum Ballhausplatz, um gegen das Ende der "Wiener Zeitung" zu protestieren.
- © Thomas SeifertAnlass der Proteste ist ein geplantes Gesetz der Regierung, das die älteste noch bestehende Tageszeitung der Welt künftig nur noch online erscheinen lassen soll. In Papierform soll die Zeitung künftig ca. monatlich erscheinen. Zudem wird ein "Media Hub Austria" bei dem republikseigenen Unternehmen eingerichtet. Er soll ein journalistisches "Praxisprogramm" bieten. Das Vorhaben, das zahlreichen Personen den Job kosten könnte, sorgte für zahlreiche kritische Stellungnahmen - kritisiert wird unter anderem, dass zukünftige Journalisten unter der Ägide des Kanzleramts ausgebildet werden sollen. Am Donnerstag wird die Regierung das Gesetz aller Voraussicht nach im Nationalrat beschließen. SPÖ und NEOS appellierten wie auch die Redaktion der "Wiener Zeitung", das Gesetz noch einmal zu prüfen und über Alternativkonzepte nachzudenken. "Es braucht mehr Qualitätsjournalismus und größere Medienvielfalt, nicht weniger", meinte SPÖ-Mediensprecher Jörg Leichtfried, der an der Kundgebung teilnahm. Die Regierung müsse ihr "Aus für Wiener Zeitung"-Gesetz zurückziehen, so die Forderung der SPÖ.
Auch die Mediensprecherin der Neos, Henrike Brandstötter, setzt sich für den Erhalt der "Wiener Zeitung" ein: "Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die 'Wiener Zeitung' mit Jahresende nicht zugesperrt, sondern weitergeführt wird – jedoch nicht mehr als Amtsblatt der Republik, sondern als unabhängiges Medienprojekt", so Brandstötter in einem Mail an die Redakteursvertretung der "Wiener Zeitung".