Der Nationalrat will morgen, Donnerstag, das Ende der "Wiener Zeitung" als Tageszeitung beschließen. Kommt es im weiteren parlamentarischen Prozedere nicht mehr zu Verzögerungen, erscheint am 30. Juni die "Wiener Zeitung" zum letzten Mal in gedruckter Form. Nach einer Demonstration am Dienstagabend, bei der mehrere hundert "Wiener Zeitung"-Leserinnen und Leser ihre Solidarität mit der Zeitung bekundeten, hielten Mitglieder der Redaktion eine öffentliche Redaktionssitzung unter freiem Himmel vor dem Parlament ab.
Am Dienstag hatten sich bei der Abschlusskundgebung auf dem Ballhausplatz erneut zahlreiche prominente Unterstützer der "Wiener Zeitung" zu Wort gemeldet. So fand der frühere EU-Kommissar Franz Fischler deutliche Worte für ÖVP-Medienministerin Susanne Raab und die grüne Mediensprecherin Eva Blimlinger. "Woher nehmen sich die ahnungsvollen Leuchten des Politikgewerbes, Frau Raab und Frau Blimlinger, das Recht und die Frechheit, dieser 320 Jahre alten Institution den Garaus zu machen?", fragte Fischler. "Die Demokratie in Österreich ist nicht mehr in dem Maße gesichert, wie sie es einmal war", betonte der einstige ÖVP-Minister.