Das Rätsel Rimbaud. Auch Pierre Michon vermag es in seinem fulminanten Langessay nicht zu lösen. Dennoch gelingt es ihm, Leben und Werk dieses frühvollendeten Dichters eindringlich und eindrücklich zu umkreisen. Seine Methode ist eine poetische Vorgehensweise, die sich dem Gegenstand der Untersuchung mimetisch anzunähern sucht.
Leser, die hier eine Einführung in das wundersame Werk des Jean Nicolas Arthur Rimbaud suchen, sind bei Michon freilich am falschen Platz. Sein Buch setzt gute Kenntnisse des poète maudit voraus. Mit solchen erst erschließt sein Ansatz, den Dichter von seiner mehrfachen Sohnschaft her zu deuten, neue Perspektiven. Rimbaud, so Michon, sei nämlich nur zu verstehen als Sohn eines abwesenden Vaters und einer bäuerlichen Mutter, als Sohn einer von Vergil bis zu Baudelaire reichenden Reihe von literarischen Vorgängern, und nicht zuletzt als Sohn einer alles überragenden Macht - der Poesie.
Pierre Michon: Rimbaud der Sohn. Aus dem Französischen von Anne Weber. Suhrkamp, Frankfurt/M. 2008, 119 Seiten, 12,20 Euro.