Glücklich, wer nur solche Probleme hat: Am Mittwochabend sind ausreichend Menschen gekommen, um die volle Kapazität der Staatsoper auszureizen - aber ausnahmsweise waren nicht genug Programmhefte zur Hand. "Sie wissen schon, wie viel Leute da reingehen?", pflaumt ein glückloser Interessent den Billeteur an.
Die Mangelerscheinung war wohl rasch vergessen: Die Staatsoper zeigt einen Durchlauf von Richard Wagners "Ring des Nibelungen", und sie hat goldrichtig begonnen: Das "Rheingold" lässt sich im Rahmen des Repertoirealltags kaum besser herausputzen. Dirigent Ádám Fischer leistet beste Dienste: Er setzt die zweieinhalb Musikstunden unter Strom, lässt das Klanggeschehen flirren und glühen, verleiht ihm Luftigkeit, verdichtet es aber auch im rechten Moment explosiv.
Tomasz Konieczny ist auf Burg Walhall wieder der Götterbauherr Wotan, und seine Stimme ein Klang gewordener Speer: stählern, scharfkantig, durchbohrend. Gewiss, Schwelgereien sind nicht seine Domäne; gleichwohl reichert Konieczny seinen Wotan um neue Facetten an, nimmt sich hier und da ins Piano zurück und zeigt sich in bester Spiellaune - was für das gesamte Personal gilt.
Nobert Ernst wirbelt wieder als Flammengott Loge herum: vokal etwas flackerhaft, entzündet er in seinen besten Momenten eine Fusion aus Hinterfotzigkeit und Lyrik. Martin Winkler legt den Alberich erneut als Mischwesen aus Clown und Ungustl an, Herwig Pecoraro bringt das Selbstmitleid des Zwerg Mime näselnd zur Geltung.
Frauenseitig besteht dagegen noch Luft nach oben: Die Hilferufe der Freia (Anna Gabler) dröhnen unüberhörbar, doch drohen zu übersteuern; Monika Bohinec ist eine noch unerfahrene Erda und Michaela Schuster eine volltönende Fricka, die etwas geschmeidiger klingen könnte. Nun - vielleicht ja bei der "Walküre" am Sonntag.