"Wiener Zeitung":Sie sind eine der wenigen österreichischen Astrophysikerinnen in der internationalen Spitzenforschung. Wie kamen Sie auf die Idee, nach außerirdischem Leben zu suchen?
Lisa Kaltenegger: In der Schule interessierten mich viele Dinge, sodass ich im ersten Semester meines Studiums viele Vorlesungen besuchte: technische Physik, Astronomie, Film- und Medienkunde, Übersetzung ins Spanische und Betriebswirtschaftslehre mit Japanisch. Astronomie und Biophysik blieben übrig, weil sie erklären, wie die Welt funktioniert. Während des Studiums war ich in Korsika auf einer Konferenz über Exoplaneten, als man diese zu suchen begann. Das faszinierte mich wahnsinnig, und da man es damals in Österreich nicht machen konnte, ging ich für meine Dissertation nach Spanien, für mein Doktorat in die Niederlande und für meinen Post-Doc in die USA.
Was genau ist ein Exoplanet?
Ein extrasolarer Planet kreist nicht um die Sonne, sondern um einen anderen Stern. Es ist also jeder Planet außerhalb unseres Sonnensystems. Wir haben bisher 800 davon als Exoplaneten charakterisiert, und mehr als 2000 sind derzeit in der Warteschleife, um untersucht zu werden.
Aber es werden ständig neue Galaxien entdeckt. Müsste es nicht noch viel mehr Exoplaneten geben?
Erste Ergebnisse zeigen, dass etwa jeder zweite Stern mindestens einen Planeten hat, und es gibt Milliarden von Sternen allein in unserer Galaxie sowie Milliarden von Galaxien im All, von denen wir nur die hellsten sehen können. Ein Exoplanet ist allerdings winzig im Vergleich zu einem Stern. Je weiter weg er ist, desto schwieriger ist er zu entdecken. Wir können daher derzeit nur Planeten in Sonnennähe in unserer Galaxie charakterisieren.
Wie charakterisieren Sie Planeten?
Die Transitmethode verrät uns die Größe. Derzeit untersucht das Kepler-Teleskop der Nasa rund 150.000 Sterne auf diese Weise. Es beobachtet Planeten, die sich zwischen die Erde und ihren Stern schieben - also Planetentransits vor Sonnen. Wenn sich der Stern periodisch verdunkelt, kreist etwas um ihn. Je mehr sich vom Stern verdunkelt, desto größer ist der Planet.
Die Doppler-Methode verrät etwas über die Masse. Kreisende Planeten haben eine Anziehungskraft auf ihre Sonne. Der Planet zieht den Stern an, ähnlich wie wenn Sie etwas Schweres halten und sich dann um die eigene Achse drehen: Dann zieht das Schwere an Ihrem Arm - zum Ausgleich lehnen Sie sich beim Drehen zurück. Auch der Stern macht eine Ausgleichsbewegung. Die kann man messen, daraus die Gravitation des Planeten errechnen und daraus seine Masse. Anhand von Größe und Masse errechnen wir schließlich die mittlere Dichte des Planeten. Somit wissen wir, ob er gasförmig ist oder ein Stein wie die Erde. Wenn wir ein Riesen-Wasserbad hätten, würde die Erde hineinsinken und der Gasplanet Saturn darauf schwimmen, weil seine mittlere Dichte kleiner ist als jene von Wasser.