Das Heizen öffentlicher Gebäude ist eine besondere Herausforderung. Während technischer Fortschritt das Streben nach einer nachhaltigeren Heizsaison erleichtert, verändert der Klimawandel die Ausgangslage für diese Bemühungen grundlegend.
Wer in der Heizsaison seinen Energieverbrauch im Auge behalten will, hat es zu Hause vergleichsweise einfach. Der Gaszähler, die Betriebsstunden des Brenners oder der Stand im Pelletlager können einen Anhaltspunkt liefern. Doch wie behält man den Überblick über mehr als sieben Millionen Quadratmeter? Der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) gehören mehr als 2.000 Gebäude. Dazu zählen Schulen, Universitäten und Spezialimmobilien wie Gerichtsgebäude oder Justizanstalten sowie über die Tochtergesellschaft ARE Büro- und Wohngebäude. Wie werden diese öffentlichen Bauten beheizt?
Große Flächen, großes Potenzial
"Im Eigenheim ist üblicherweise eine individuelle Steuerung der Heizung vorgesehen, während in Bürogebäuden eine zentrale Steuerung der Normalfall ist, die die richtige Expertise bei der Betriebsführung voraussetzt", erklärt Wolfgang Gleissner, Geschäftsführer der Bundesimmobiliengesellschaft. In den Gebäuden der BIG helfen Monitoringsysteme, den Energieverbrauch zu überwachen. Mit den erfassten Daten wird der Energieverbrauch analysiert und optimiert. Regelmäßige Überprüfungen von Heizung, Warmwasser und Strom sparen dabei bis zu 20 Prozent Energie.
"Als Bundesimmobiliengesellschaft sehen wir es als unsere Verantwortung, Maßstäbe für Klimaschutz bei Heizen und Kühlen zu setzen", sagt Gleissner. Dies geschieht etwa bei neu errichteten Gebäuden, in denen, neben der neuesten Technik, höhere Standards zur Anwendung kommen. Dabei werden die gesetzlichen Mindestanforderungen deutlich übertroffen und mit den späteren Mietern neuer Liegenschaften abgestimmt, die nach der Übergabe für den Betrieb und die Einhaltung der Vorgaben verantwortlich sind.
Modernste Technik
Welche zentrale Rolle die Beheizung eines Objekts abseits von Umweltschutzbemühungen spielen kann, zeigt das Gebäude der ehemaligen Postsparkasse in der Wiener Innenstadt: "Otto Wagner setzte die Zentralheizung, die vor hundert Jahren der neueste Stand der Technik war, mit dem damals ebenfalls neuen Werkstoff Aluminium richtig in Szene und zeigte damit, dass sein Gebäude auch technisch Avantgarde ist", so Gleissner über eine der einzigartigen Immobilien der BIG. In der Kassenhalle des besagten Hauses sind die mannshohen Warmluftausbläser nicht nur funktionell, sondern haben eine gestalterische Funktion. "In unseren anderen Liegenschaften spielt sich das Thema Heizen eher hinter den Kulissen ab, verdient aber genauso viel Aufmerksamkeit", findet der BIG-Geschäftsführer.
In neuen Gebäuden werden verstärkt Photovoltaik, Wärmepumpen oder Erdwärme genutzt. Bestehende Anlagen werden, soweit möglich, modernisiert und umgerüstet. Drei Viertel der Flächen sind an das Fern- bzw. Nahwärmenetz angeschlossen und beziehen damit ihre Heizenergie unter anderem aus Biogas. Ein weiterer großer Anteil entfällt mit 17,7 Prozent auf Erdgas. Dahinter reihen sich erneuerbare Energieträger mit vier Prozent und Heizöl mit drei Prozent ein. Mit Strom wird ein Prozent der Flächen im Besitz der BIG beheizt. Der Energieträgermix ist damit vielfältig – nur eine Form kommt gar nicht mehr darin vor: Kohle.
Fahrplan in die Nachhaltigkeit
Bis zum Jahr 2025 will die BIG auch auf die fossilen Brennstoffe Öl und Gas vollständig verzichten. Die bisher verbleibenden Flächen, die mittels fossiler Energieträger beheizt werden, sollen in den kommenden fünf Jahren entweder ebenfalls an das Fernwärmenetz angeschlossen oder auf erneuerbare Energiequellen umgerüstet werden.
Dies ist nur einer von zehn Vorsätzen, welche die öffentliche Immobiliengesellschaft im Vorjahr gefasst hat, um ihre Nachhaltigkeit zu steigern. Weitere Ziele in diesen "10 BIG Points" sind eine Photovoltaik-Offensive, eine Erhöhung der Energieeffizienz im Bestand sowie die Modernisierung der Haus- und Regelungstechnik.
Der Plan sieht die Installation von Photovoltaikanlagen auf 20 Hektar Dachfläche vor. Innerhalb von vier Jahren sollen außerdem fast alle Flächen über modernisierte Haus- und Regelungstechnik verfügen. Aufgerüstet werden soll dabei eben auch das Verbrauchsmonitoring, das unter anderem die Aufwendungen fürs Heizen im Blick behält.
Klimawandel in der Haustechnik
Ein Grund für die großen Bemühungen zeigt sich unterdessen längst aus einer anderen Perspektive. Denn das eigentliche Zukunftsthema ist wegen des Klimawandels weniger das Heizen, sondern bereits mehr die sommerliche Erhitzung von Gebäuden: "Der Energieverbrauch für das Kühlen von Gebäuden wird den Energieaufwand für das Heizen bald übersteigen", gibt Gleissner zu bedenken. Daher finden sich in den "10 BIG Points" Maßnahmen wie die Begrünung von Dächern und Fassaden sowie die verstärkte Bepflanzung von verbauten Flächen, um auch Energie für die Kühlung der Liegenschaften zu sparen.
Nichtsdestotrotz gilt es aktuell noch Verbesserungspotenziale beim Heizwärmebedarf (HWB) zu heben. Wie der Jahresbericht des Konzerns für 2019 ausweist, konnten durch Modernisierungsmaßnahmen in Bestandsgebäuden – wie beispielsweise thermische Sanierung oder Erneuerung der Anlagentechnik – bis zu 48 Prozent der Endenergie eingespart werden.