Die Corona-Krise hat den Fitnessbereich auf den Kopf gestellt. Studios mussten von heute auf morgen schließen. Sport daheim oder im Park war angesagt. Wie haben sich Trainer und Fitnessberater darauf eingestellt?  Christopher Frank und Christopher Wolf von C&C Systems über die große Herausforderung Online-Coaching, trügerische Fitnessvideos und Zuckerfallen in Corona-Zeiten.  

"Wiener Zeitung": Was machen Sie seit Beginn der Corona-Krise anders?
Christopher Frank: Während der Krise sind wir auf Online-Coaching umgestiegen. So kann weiterhin zusammen Sport gemacht werden, ohne gegen die verordneten Maßnahmen der Regierung zu verstoßen. Mit Zoom, FaceTime oder WhatsApp halten wir dort seit Mitte März live Einzeltrainings und Gruppentrainings ab. Dabei gibt es nach wie vor eine medizinische Betreuung sowie ein komplett persönlich zugeschnittenes Workout-Programm. Ich bin zwar schon seit zehn Jahren Personal Trainer, habe mich aber mit der ganzen Umstellung auf "online" wie in der Startphase meiner Selbstständigkeit gefühlt. Die Werbeagentur, mit der wir zusammenarbeiten, wurde zum professionellen Onlinestudio umfunktioniert, um auch in diesem Bereich höchste Qualität zu bieten.

Wie waren die Reaktionen auf das Online-Coaching?
Frank: Ich war positiv überrascht, wie schnell meine Kunden sich auf die neuen Gegebenheiten eingestellt haben. Selbst ältere Menschen waren dabei offen für neue und innovative Fitnessangebote wie Online-Live-Workouts. Nach der ersten Woche war mir klar, dass die Krise eine enorme Chance bietet, wenn man sich rasch selbst digital fit macht. Nach ungefähr zwei Monaten kann ich schon sagen, dass mindestens 30 Prozent meiner Kunden auch in Zukunft dieses Angebot nutzen werden. Natürlich ist der persönliche Kontakt wichtig und nicht wegzudenken. Wir sind in der Fitnessbranche sicher um zehn Jahre vorwärtsgesprungen.

Warum ist die richtige Ernährung gerade jetzt wichtig?
Christopher Wolf: Grundsätzlich sollte man sich bewusst machen, dass Ernährung 80 Prozent des Erfolgs ausmacht. Speziell in Phasen, in denen sich der Mensch weniger bewegt, ist es umso wichtiger, diszipliniert und konsequent zu bleiben. Ernährungssünden haben auf Dauer oft schlimme gesundheitliche Folgen. Mit den richtigen Lebensmitteln kann dem entgegengesteuert werden. Auch auf die Nahrungszufuhr vor dem Training sollte geachtet werden. Hier kann man beispielsweise einen Proteinshake trinken. Dieser hat sehr wenige Kalorien, gibt dem Körper durch hochwertiges Protein viel Power und hilft, schnell wieder zu regenerieren. Der Shake kann vor dem Training genauso wie nach dem Training getrunken werden. Am besten mit Wasser und nicht mit Milch.

Laut Angaben eines österreichischen Handelsunternehmens ist nicht nur der Umsatz von Mehl und Germ gestiegen, sondern besonders auch von Zucker. Glauben Sie, dass die Menschen in Krisenzeiten zu einem ungesünderen Lebensstil tendieren?
Wolf: Ein Übermaß an Zucker versteckt sich nicht nur in Softdrinks, sondern auch in Sushi, in Smoothies und in Früchtejoghurts. Auf Zucker sollte jedenfalls generell verzichtet werden, weil der Blutzuckerspiegel ansteigt und die Bauchspeicheldrüse vermehrt Insulin ausschüttet. Diese Insulinflut bringt Unordnung in unseren Stoffwechsel, die Fettverbrennung stoppt und der gesamte Körper beschäftigt sich damit, den Zucker zu verarbeiten. Gerade in unserer modernen Gesellschaft ist es wichtig, den Zucker im Ernährungsalltag zu reduzieren. Zucker macht müde, antriebslos und krank, und gerade in Pandemiezeiten sollte man versuchen, das Immunsystem zu stärken, um sich vor allen möglichen Viren zu schützen. Viele Zivilisationskrankheiten, beispielsweise Stoffwechselerkrankungen, sind Folgen von übermäßigem Zuckerkonsum.

SORGENFREI BEIM SPORT

Tipps von Christopher Frank und Christopher Wolf: 

  • Jetzt ist die perfekte Zeit, um sich ein Einzeltraining zu gönnen. Outdoor mit einem Trainer können der Körper und das Immunsystem in Topform gebracht werden. In richtiger Umgebung, etwa im eigenen Garten, kann auch der notwendige Abstand eingehalten werden. Dabei kann jeder individuell entscheiden, ob mit oder ohne Schutzmaske trainiert wird. 
  • Während der Krise sollte man nicht vergessen, Spaß am Sport zu haben und sorgenfrei zu leben, indem man gutes Wetter nützt und im Freien trainiert. Wandern, Laufen, Fahrradfahren oder Kraftübungen – es gibt eine große Auswahl. 
  • Generell heißt es, sich an neue Situationen zu gewöhnen und trotz der Krise aktiv und gesund zu bleiben. 

Könnte man sich als Alternative einer neuen Sportart widmen? Vielleicht vom Wohnzimmer aus?
Frank: Besonders jetzt sollte man versuchen, sich positiv zu motivieren und fit zu bleiben. Mit Spaß, Begeisterung und Leidenschaft sind langfristige Erfolge garantiert. In unserem Coaching arbeiten wir daran, ein gewisses Basislevel zu erreichen. Dabei achten wir darauf, in den ersten sechs Wochen eine gute Grundlagenausdauer aufzubauen und so das Herz-Kreislauf-System zu stärken. Parallel dazu ist es wichtig, mit Übungen das Core, sprich die Körpermitte, zu trainieren, um die Wirbelsäule zu entlasten und Rückenschmerzen vorzubeugen. Danach werden komplexe Bewegungen wie beispielsweise Squats, also Kniebeugen, korrekt erlernt. Unter professioneller Anleitung kann innerhalb von zwölf Wochen eine gute allgemeine Kondition erreicht werden. Für zu Hause reicht für den Beginn eine Matte, Kurzhanteln und ein Theraband als Grundausstattung.
Wolf: Nachdem einen die Motivation gepackt hat, sollte man sich nicht vom Überangebot an Fitnessprodukten überwältigen lassen. Beispielsweise können Fitnessvideos kontraproduktiv wirken, denn diese sind für Amateursportler oftmals zu intensiv und gehen nicht auf die individuellen Bedürfnisse ein. Gerade im Amateurbereich ist es für den Anfang wichtig, ein gewisses Basislevel unter Aufsicht zu entwickeln.

In Zeiten der Krise dreht sich alles um die richtige Kommunikation. Welche Tools nutzen Sie, um digital zu motivieren?
Frank: WhatsApp spielt dabei für mich eine wichtige Rolle als Kommunikationstool. Ich möchte die Personen nämlich coachen und dafür braucht es vollen Einsatz. Als Personal Trainer ist es mir daher wichtig, immer für meine Kunden da zu sein. Wolf und ich sind bei unserem Motivationscoaching zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar. Es gibt für uns kein Wochenende und auch keine Feiertage, an denen wir nicht mit unseren Kunden über WhatsApp kommunizieren. Unser Programm entspricht damit dem Zeitgeist, da es "kontaktlos" funktioniert und es echt Spaß macht. Außerdem haben wir da einen enormen Anstieg der Erfolgsquote in den letzten Jahren bemerkt. Auch die Kurse finden online statt. Dabei werden alle Teilnehmer beobachtet. Da geht es beispielsweise um die richtige Körperhaltung oder das korrekte Ausüben der Workouts. Denn auch beim Trainieren zu Hause gilt: Wer die Übungen nicht richtig macht, kann sich verletzen. Mit dem Online-Coaching wird dem entgegengewirkt und man muss während der Coronakrise nicht auf sein professionelles Workout verzichten.

Bieten Sie zurzeit auch Outdoor-Training an?
Frank: Ja, ich fahre zu den Kunden und wir trainieren gemeinsam draußen. Man kann in öffentlichen Parks oder im privaten Garten trainieren. Wir achten dabei immer darauf, den Mindestabstand einzuhalten oder sogar mehr. Wenn das Training sehr intensiv wird und man dadurch eher ins Schwitzen gerät, ist es immer besser, mehr Abstand zu halten.

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