Wer in die Welt des Weines eintaucht, will auch etwas über seine Herstellung erfahren. Eine perfekte Möglichkeit, sowohl Weingartenarbeit als auch Winzer kennenzulernen, bietet die Aktion "Rent a Rebstock" im Weinviertel. Margreth Schinko und Georg Moravec aus Wien versuchten sich eine Saison lang als Hobbywinzer in Schrattenthal.
Woher stammte die Idee, bei "Rent a Rebstock" mitzumachen?
Margreth Schinko: Mundpropaganda! Eine ehemalige Arbeitskollegin hatte das selbst ausprobiert und war begeistert. Und für mich war klar: Das ist das perfekte Geburtstagsgeschenk für meinen Freund zum 40er. Denn er ist wie ich ein absoluter Weinfreak.
Wie war der Start ins Winzerleben?
Beim ersten Termin im März des Vorjahres wurde unsere Gruppe – insgesamt 20 Weinliebhaber – ganz offiziell vom Bürgermeister im Gemeindeamt begrüßt und die sieben Rent-a-Rebstock-Winzer boten Weine zur Verkostung an. Ein supernetter Einstieg.
Danach hieß es ab in den Weingarten?
Genau. Der Winzer Martin Mühlberger stellte für die Gruppe einen Hektar mit Grünem Veltliner in Schrattenthal zur Verfügung. Dort bekamen wir eine eigene Rebzeile mit 40 Stöcken. An vier Terminen waren wir dann im Weinberg, gleich im März für den Rebschnitt inklusive Anbinden der Reben. Zwei Winzer zeigten die Arbeiten jeweils vor und vermittelten viel Wissen. Nach ein paar Stunden konnten wir uns beim Weingutsbesuch mit einer Winzerjause stärken.
Wie ging es dann weiter?
Mitte Juni war die Laubarbeit dran. Eine spezielle Herausforderung war das Ausdünnen, denn im Sinne der Qualität mussten wir bereits weit entwickelte Trauben auf den Boden schneiden. Dann folgte Mitte September die Ernte und einige Monate später konnten wir den abgefüllten Wein verkosten und 40 Flaschen mit eigenen Etiketten versehen.
Was hat am meisten Spaß gemacht?
Die Unternehmung an sich machte großen Spaß und die Zeit in der Natur war extrem schön. Dreimal haben wir im Gebiet übernachtet und festgestellt, wie toll die touristische Infrastruktur im Weinviertel ist. Wir lernten unterschiedliche Winzerpersönlichkeiten und super Weine kennen. Auch die Hobbywinzer-Gruppe hat sich von Mal zu Mal besser verstanden.
Was war am anstrengendsten?
Die Lese! Die fand ich auch ein wenig desillusionierend. Man hat ja eine eher romantische Vorstellung von der Weinlese. Wir kamen dabei aber ordentlich ins Schwitzen. Cool war, dass wir den frischen Saft der Trauben direkt von der Presse probieren konnten – der beste Traubensaft, den ich je getrunken habe!
40 Flaschen Grüner Veltliner und ein Winzerdiplom. Zufrieden?
Absolut. Unser Wein kam auch in einer Blindverkostung mit Freunden sehr gut an. Für das Winzerdiplom mussten wir am Abschlussabend vor der Winzerjury eine Prüfungsfrage beantworten. Sie ging etwa so: "Wie heißt das Gerät, mit dem man den Zuckergehalt der Trauben im Weingarten misst?"
Und die Lösung lautet?
Refraktometer!
Das heißt, ihr legt euch nun einen Weingarten zu?
Nein – Wein ist und bleibt unser großes Hobby. Wir verbinden immer wieder gern unsere Urlaube mit Ausflügen in die jeweilige Weingegend. Dabei bestätigt sich immer wieder, dass es nirgendwo anders einfacher ist als in Österreich, unkompliziert – ohne Terminvereinbarung – und vor allem mit großer Herzlichkeit der Winzer Weine zu verkosten. Dass man dafür nichts zahlt, kommt noch dazu – anders als in vielen anderen Ländern. Das macht jedes Mal wieder großen Spaß!