Zurück auf dem Hof geht es ans „fette“ Eingemachte. Im Stall markiert ein Hahn akustisch sein Revier mit einem Krähen und die zottelige Puli-Hündin bellt aufgeregt, ihre schwarzen Fell-Dreadlocks wirbeln durch die Luft.
Das Schwein liegt jetzt mit aufgeschnittener Kehle vor einer Art Enthaarungsmaschine samt Trog, der mit 70 Grad heißem Wasser gefüllt wird.
Nachdem Isabell Wiesner die Maschine einschaltet, wird das Schwein hineingehievt und unter lautem Rattern wie auf einer ungemütlichen Massagepritsche durchgebeutelt.
Nach wenigen Minuten lässt sich das lockige Borstenfell mit der Hand abziehen. Darunter ist das Mangalitza-Schwein rosa wie ein ordinäres Hausschwein.
Das dampfende Tier wird an seinen Hinterläufen auf dem Traktor befestigt, damit Wiesner es in zwei Hälften schneiden kann, dabei anschaulich Organ für Organ herausschneiden und den Versammelten die Beschaffenheit des gesunden Schweins erklären kann.
„Auf die Seele des Schweins!“, hat der Bauer den Workshop-Teilnehmern mit Birnenschnaps zugeprostet, bevor es auf das Feld ging. Eine rumänische Tradition, die die Wiesners übernommen haben.
Jetzt, nur eine halbe Stunde später, hängt das Schwein haar-, klauen- und seelenlos mit gespreizten Hinterbeinen im sonnigen Hof und wartet auf seine Zerlegung. Noch ist kein Blut zu sehen.
Wenig Cholesterin
Aber lange dauert es nicht mehr. Christoph Wiesner schnappt sich Messer, Beil und Säge, stellt sich vor das Schwein und klopft auf die fettige, noch warme Haut.
Er packt den Ringelschwanz mit der einen Hand, mit der anderen schneidet er sanft die zehn Zentimeter dicke Fettschicht an. Spätestens jetzt lässt sich erkennen, wieso es sich beim Mangalitza um ein Fettschwein handelt. Sein Fleisch ist reich an wertvollen ungesättigten Fettsäuren und weist einen relativ geringen Cholesteringehalt auf.
Ein sauberer Schnitt zwischen den Zitzen abwärts und nach der Reihe kommen die Eingeweide an die Oberfläche. Blase, Gebärmutter, Niere, Magen und Milz.
Das Netz, das die Organe zusammenhält, spannt er mit seinen blutigen Fingern vor uns auf. Das Messer zwischen den Zähnen fixierend greift Wiesner mit beiden Händen im hohlen Körper nach der Leber.
Ein letztes Aufstöhnen
Es blubbert und gluckst aus dem ausgeweideten Tier: Ein letztes Aufstöhnen. Darm und Magen hängen uns jetzt entgegen.
Die Sache ist weniger blutig als erwartet. Nur aus dem Rüssel tropft es und sammelt sich geräuschvoll zu einer Lacke. Platsch, platsch, während das tote Tier langsam vor uns hin und her schwingt.