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Ein Kuhhandel, große Erwartungen und dünne Luft im Atomstreit

Von Arian Faal

Analysen

Im seit 2003 vor sich hintreibenden Atomstreit rund um die umstrittene Urananreicherung des Iran stehen die Zeichen auf Annäherung. "Wir verhandeln zumindest wieder intensiv - sowohl in der Atomenergiebehörde in Wien als auch im UN-Kontext." Mit dieser Aussage bringt ein westlicher Diplomat die Stimmung auf den Punkt. Nach dreimonatiger Unterbrechung haben seit voriger Woche Diplomaten der IAEO einen neuerlichen Anlauf gestartet, über die Modalitäten künftiger Inspektionen zu diskutieren; jetzt stehen sie offenbar kurz vor einer schriftlichen Einigung darüber.

Der Erfolg der Wiener Gespräche führte dazu, dass IAEO-Chef Yukiya Amano am Montag höchstpersönlich in den Iran reiste, um Bewegung in den festgefahrenen Konflikt zu bringen. Im Gepäck hatte er den positiven Rückenwind der nach eineinhalb Jahren im April in Istanbul wieder aufgenommenen Beratungen der 5+1-Gruppe (die fünf UN-Vetomächte und Deutschland) mit Teheran.

Nach außen hin entgegenkommend zeigten sich diesmal auch die Perser. "Der Iran ist bereit, seinen Willen zu konstruktiver und transparenter Zusammenarbeit mit der IAEO zu beweisen." Mit diesen Worten empfing der iranische Botschafter Ali Asghar Soltanieh Amano in Teheran. Der Umgangston war betont herzlich.

Warum dieser scheinbare Schwenk des Iran? Es wird wohl eine Mischung aus Taktik, Hoffnung auf die Reduktion der westlichen Wirtschaftssanktionen und ein wenig auch Furcht vor einer militärischen Eskalation des Konflikts - Stichwort israelische Drohungen - sein. Am heutigen Mittwoch geht es bei den Gesprächen in Bagdad ans Eingemachte.

Was herauskommen könnte, ist ein Kuhhandel: Der Iran verpflichtet sich, mit der IAEO enger und besser zu kooperieren und sämtliche geforderten Kontrollen zuzulassen: im Gegenzug hofft er auf eine Lockerung der Sanktionen durch die 5+1-Gruppe.

Hauptstreitpunkt ist aber nach wie vor die Urananreicherung. Selbst Washington weiß, was auf dem Spiel steht, und könnte sich deshalb unter Umständen mit einer iranischen Urananreicherung von fünf Prozent abfinden - auch wenn Israel diesem Kompromiss schon von vornherein eine Abfuhr erteilt hat. Eines scheint fix: Der Iran wird in altbewährter Manier Zeit gewinnen und sich mit diplomatischem Geschick weitere Verhandlungen ergattern.