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Dresden zwischen Gedenken und Protest

Von Nadja Kwapil

Europaarchiv

Dresden erinnert sich der Opfer von 1945 - Demos gegen Nazi-Aufmarsch.


Dresden/Berlin. Ganze Gebäudefassaden verschwinden hinter ausgerollten Stoffballen. Eine weiße Fahne hängt ausladend über dem Dresdner Schauspielhaus: "Unser Dresden, kein Platz für Nazis" steht da. Es ist eine zwiegespaltene Stimmung, die in der Landeshauptstadt von Sachsen herrscht, sie oszilliert zwischen stillem Gedenken und lauten Protesten.

Am 67. Jahrestag der Zerstörung Dresdens durch Bomben der Alliierten im Jahr 1945 haben am Montag tausende Menschen an die Bombardierung der Stadt vor 67 Jahren erinnert und zugleich ein Zeichen gegen Rechts gesetzt. Bei den Luftangriffen britischer und amerikanischer Bomber am 13. und 14. Februar 1945 auf Dresden starben rund 25.000 Menschen. Weite Teile der historischen Altstadt wurden zerstört.

In der Innenstadt bildeten am Abend laut Polizei 13.000 Bürger eine lange Menschenkette, um damit auch Rechtsextremismus und Gewalt entgegenzutreten. Rechtsextreme versuchen seit Jahren, die Zerstörung Dresdens durch alliierte Bomber im Februar 1945 für ihre Propaganda zu missbrauchen. An einem Neonazi-Aufmarsch nahmen nach Angaben der Polizei mehr als 1600 Rechtsextreme teil. Ihnen stellten sich tausende Gegendemonstranten entgegen, "Dresden nazifrei" sprach von 5000 bis 6000 Teilnehmern, die Polizei von 2500.

Im vergangenen Jahr gab es heftige Auseinandersetzungen zwischen Rechten, Linken und der Polizei. Laut Polizei blieb es am Montag weitgehend friedlich.

Brisantes Datenmaterial um Zwickauer Terrorzelle

Auch rund um die Ermittlungen um die Zwickauer Terrorzelle gerät Sachsen ins Visier der Polizei. Laut Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" sind zwei Mitarbeiter eines sächsischen Video- und Computerspiel-Verleihs in den Kreis der Verdächtigen gerückt. Sie stünden im Verdacht, Uwe Mundlos, der gemeinsam mit Beate Zschäpe und Uwe Börnhardt die rechtsradikale Terrorzelle bildete, vor knapp zehn Jahren bei der Beschaffung von Waffen unterstützt zu haben.

Mittlerweile brachte auch das Datenmaterial des inhaftierten und mutmaßlich engsten Unterstützers der Terrorzelle André E. neue Ergebnisse. Ermittler fanden auf der Festplatte eines offenbar von ihm benutzten Computers Dateien von drei der neun Opfer der Morde der Zwickauer Terrorzelle. Ein weiteres Foto zeigt die 2007 von der Bande ermordete Polizistin Michèle Kiesewetter. Auch der ehemalige SPD-Kanzler Gerhard Schröder wird auf einer der Dateien mit rechtsradikalen Parolen verunglimpft.

Die Spuren reichen über Deutschland hinaus: Die deutsche Bundesanwaltschaft hat ein Rechtshilfeersuchen an die zuständigen US-Behörden gestellt, um Aufschlüsse über die Internetaktivitäten der Terrorgruppe zu erhalten.