Mürzzuschlag. Wenn Lukas Amsüß in seinem Haus in Mürzzuschlag Gäste empfängt, dann tut er das in der Regel im Garten - also jenem Ort, wo vor rund 20 Jahren seine Karriere als Gedächtnissportler begann. Um sich Inhalte, etwa ein Spielkartendeck, in der richtigen Reihenfolge zu merken, hat er zwischen Eingangstür, Garage, Pool und Gartenlaube eine imaginäre Route angelegt, entlang der er Inhalte "ablegt" und mit einer Geschichte verknüpft. Ein Gespräch über Lernmethoden, Weltmeisterschaften und den Sinn des Auswendiglernens.

"Wiener Zeitung":Mürzzuschlag scheint ja ein gutes Pflaster für Gedächtnissportler zu sein. Neben Ihnen ist auch die Gedächtnisweltmeisterin und österreichische Rekordhalterin Astrid Plessl von hier. Liegt das an der guten Luft?

Lukas Amsüss: Nein, das liegt daran, dass bei uns in der Schule 1999 das Freifach Gedächtnistraining angeboten wurde. Ich habe dann die Astrid auch dafür begeistert, und so haben wir als Erste in Österreich richtig zu trainieren begonnen. Wir waren dann bei den österreichischen Meisterschaften und auch bei den Weltmeisterschaften. 2002 ist uns der Grand-Master-Titel verliehen worden.

Grand Master wird man nur, wenn man konkrete Voraussetzungen erfüllt .. .

Das hat sich im Laufe der Zeit wieder geändert. Damals musste man sich in einer Stunde zehn Decks von Spielkarten in der richtigen Reihenfolge merken, also 520 Karten. Dann 1000 Ziffern in einer Stunde und die Reihenfolge von 52 Karten in weniger als drei Minuten.

Sie waren mit 18 bei der österreichischen Gedächtnisolympiade und haben den zweiten Platz gemacht. War der Ehrgeiz schon von Anfang da, bei Turnieren zu gewinnen?

Nein, eigentlich nicht. Das hat mich auch selbst überrascht, dass das so schnell gegangen ist. Und es ist wirklich erstaunlich. Bei der ersten Meisterschaft habe ich mir, glaube ich, 20 Karten in fünf Minuten gemerkt und binnen drei Jahren ist dann meine persönliche Bestleistung auf 33 Sekunden für alle 52 Karten gestiegen. Und damit bin 2003 in Kuala Lumpur auch Weltmeister geworden.

Die Disziplin, Speedcards genannt, ist Ihre Spezialität. Der Weltrekord liegt mittlerweile bei 15 Sekunden. Wie ist das möglich?

Die grundsätzliche Technik basiert darauf, dass man jede Karte mit einem Bild codiert. Zum Beispiel Karo 5 ist bei mir Kaffee. Alle Karo-Karten beginnen mit K und weil Kaffee ein F in der Mitte hat, ist Karo 5 Kaffee. Wenn man dann eine Karte sieht, muss man das Bild dazu möglichst schnell parat haben und das legt man dann nach der sogenannten Loci-Methode ab.