Sonntag, zehn Uhr, strahlender Sonnenschein über Neuseeland größter Stadt Auckland. Plötzlich ein Wetterumschwung. Der Himmel trübt sich, wirkt aber seltsam fremd. "Dunkle Wolken nahmen allmählich einen rötlich schimmernden Ton an. Wir konnten die Farben nicht zuordnen. Erst, als die Einheimischen Fotos machten, kamen wir auf die Idee, dass das etwas mit den Feuern in Australien zu tun haben könnte", berichtet Bettina de Roode, Touristin aus Wien, die derzeit mit ihrer Familie Neuseeland bereist. "Am Nachmittag war der Himmel orange. Es war bedrückend, fast apokalyptisch."

Riesige Flächen im australischen Busch stehen seit Wochen in Flammen. Ein Gebiet so groß wie Österreich ist bereits abgebrannt, 26 Menschen und Millionen Tiere sind dem Inferno zum Opfer gefallen. Es könnte noch Monate anhalten, denn eine neue, sommerliche Hitzewelle steht bevor. Ab Freitag werden im Outback von Queensland und New South Wales noch einmal 40 Grad erwartet.

Der Wind facht die Feuer zusätzlich an. Er trägt Rauchschwaden nicht nur bis in die Metropole Sydney, sondern noch tausende Kilometer weiter über die Tasmansee bis zur Insel Neuseeland. "Seit den Weihnachtsferien sehen wir Rauch. Es ist, als würden wir von unserem Garten durch Milchglas auf das Tal blicken", sagt der Pensionist Peter Moller, der auf der Banks Peninsula lebt, die Australien sogar abgewandt ist, im Telefonat mit der "Wiener Zeitung".

Sonnenuntergangsstimmung zur falschen Tageszeit

Vergangenes Wochenende erreichte das unheimliche Spektakel in Neuseeland einen Höhepunkt und erzeugte Sonnenuntergangsstimmung zur falschen Tageszeit. Die Wetterstationen berichteten vom Absacken der Temperaturen von bis zu fünf Grad Celsius.

Die Buschbrände und ihre Folgen auch jenseits von Australien: orangener Himmel über Auckland. - © reuters/Twitter @Zimenaj
Die Buschbrände und ihre Folgen auch jenseits von Australien: orangener Himmel über Auckland. - © reuters/Twitter @Zimenaj

Buschbrände erzeugen so viel Hitze, dass so etwas wie ein eigenes Wettersystem entsteht. Feuerwolke oder Pyrocumulus heißt der Wolkentyp, der infolge von Feuerstürmen entsteht. "Es handelt sich um besonders hohe, stark rußhaltige Wolken, die massive Stürme und Gewitter bringen und großflächige Buschbrände intensivieren können", erklärt die Meteorologin Claire Yeo vom Australian Bureau of Meteorology in Melbourne.

Feuerwolken entstehen durch eine starke Erhitzung der Erdoberfläche infolge von Waldbränden oder Vulkanausbrüchen, die enorme Mengen von winzigen Partikeln in die Erdatmosphäre schleudern. In der Geschichte waren die Konsequenzen teils verheerend. Etwa gingen der Kleinen Eiszeit in Europa vom Anfang des 15. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert starke Vulkanausbrüche voraus, die Staub, Asche, Gase und Schwefeldioxid bis in die Stratosphäre ausstießen. In den oberen Schichten blockierten die Partikel die Sonnenstrahlen. Die Abkühlung gipfelte im "Jahr ohne Sommer" 1816, das eine Hungersnot brachte, die zahlreiche Menschen zwang, in das wärmere Amerika auszuwandern. Der Ausbruch des Pinatubo 1991 auf den Philippinen wiederum war mit einem Temperaturabfall um 0,5 Grad Celsius sogar weltweit spürbar.