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Regionalität hat Vorrang

Von Barbara Havel

Gastkommentare
Barbara Havel ist Geschäftsführerin von Havel Healthcare und Vorsitzende der Jungen Wirtschaft Wien.
© Simon Casetti

Unternehmer dürfen in Krisen nicht auf sich alleine gestellt sein. Hier sind auch die Kunden gefragt.


Die Entwicklungen rund um die Corona-Pandemie haben die heimische Wirtschaft vor eine unvorhersehbare Herausforderung gestellt. Die Maßnahmen der Bundesregierung zum Schutz der Bevölkerung waren gleichermaßen notwendig wie existenzgefährdend für zahlreiche Betriebe. Nachdem nun die schrittweisen Lockerungen bei vielen für Erleichterung sorgen, sind die Langzeitfolgen für die Wirtschaft jedoch noch nicht abzusehen. Gerade in solch fordernden Zeiten ist es wichtig, die Unternehmen zu unterstützten, etwa durch die #wiederimgschäftchallenge. Die Teilnahme ist einfach: Kunden posten ein Foto von sich in ihrem Lieblingsgeschäft oder -lokal auf Social Media, nominieren fünf Freunde, die dies auch tun sollen, und holen damit Betriebe in Wien vor den Vorhang.

Aktionen wie diese sollen Bewusstsein für die Wichtigkeit regionaler Unternehmen schaffen. Speziell Jungunternehmer benötigen aber noch viel mehr Unterstützung. Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass viele Betriebe für eine Krise dieses Ausmaßes nicht gerüstet sind. Das macht sich etwa in Bezug auf die Digitalisierung bemerkbar: Wer online nicht vertreten ist, wird es zukünftig immer schwerer haben. Vor allem der stationäre Einzelhandel, aber auch Gewerbe und Dienstleister sollten die Möglichkeit des Internet-Verkaufs in Betracht ziehen. Denn die Krise hat gezeigt: Konsumenten sind durchaus bereit, bei regionalen AnbieterInnen online zu kaufen. Doch auch was interne und externe Strukturen betrifft, gibt es Optimierungsbedarf. Unternehmer dürfen in Krisenzeiten nicht auf sich alleine gestellt sein. Daher wäre etwa das heimische Insolvenzrecht zu lockern, um möglichst viele Betriebe - die unverschuldet in diese Notsituation kamen - zu retten, um so die Konjunktur wieder anzukurbeln. Aus diesem Grund sollten auch die Steuern gesenkt und gleichzeitig die Bürokratie verschlankt werden. Denn eines dürfen wir nicht vergessen: Als wichtiger Motor für die Wirtschaft und als Arbeitgeber für hunderttausende Österreicher, müssen Unternehmer in herausfordernden Zeiten entsprechende Rückendeckung erhalten.

Digitalisierungsförderungen, Umschulungsförderungen und Coaching-Programme sind zukünftig unerlässlich. Turbulente und unsichere Zeiten erfordern für viele Betriebe ein Umdenken des eigenen Geschäftsmodells, um es an die aktuellen Gegebenheiten anzupassen - nur so kann die Wirtschaft wieder ordentlich angekurbelt werden. Das kann aber nur dann geschehen, wenn speziell auch junge heimische Unternehmer auf entsprechende Förderungen bauen und so auch in eine positive Zukunft blicken können. Unabhängig von sämtlichen Förderungsprogrammen brauchen Wiens Unternehmer aber auch Unterstützung seitens der Bevölkerung: Der Besuch des Cafés ums Eck, der Einkauf in der Buchhandlung oder der Gärtnerei des Vertrauens liefert einen essenziellen Beitrag zu einem pulsierenden Wirtschaftsstandort. Dessen muss sich jeder von uns bewusst sein, selbst in Zeiten, in denen internationale Player zum Online-Kauf locken - nur so bleiben regionale Betriebe auch zukünftig wirklich im G’schäft.