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Gestalten statt Verwalten

Von Sabine M. Fischer

Gastkommentare
Sabine M. Fischer, Inhaberin von Symfony Consulting, ist Wirtschaftspädagogin, Human-Factor-Unternehmensberaterin und Sprecherin des AK Industrie 4.0/IoT in Wien.
© Symfony/Klaus Prokop

Schluss mit dem Gerede vom "Weg zurück in die Normalität".


Wie ein Lackmus-Test zeigt Covid-19 weltweit deutlich Grenzen beziehungsweise Fehler von politischen Systemen, Gesetzen, Geschäftsmodellen, Bildungs-, Gesundheits- und Pflegesystemen und so mancher Persönlichkeit auf.

Nach viereinhalb Monaten des Beobachtens und des Verwaltens des durch die Pandemie notwendigen Lockdowns und seiner Folgen ist es nun hoch an der Zeit, die Weichen für eine positive Zukunftsentwicklung zu stellen.

Als erster Schritt wäre es dazu notwendig, dass alle Regierungsverantwortlichen und Interessenvertreter das Gerede vom "Weg zurück in die Normalität" beenden. Selbst wenn es Mitte 2021 eine funktionierende Impfung im globalen Einsatz geben wird, wird sich die Welt bis dahin weiter so stark verändert haben, dass der Weg zurück unmöglich sein wird: Unternehmensinsolvenzen, Arbeitslose, Lieferengpässe, wegen Reisebeschränkungen fehlende Pflegekräfte und Touristen und wegen Infektionen geschlossene Kinderbetreuungs- und Bildungseinrichtungen werden uns noch lange begleiten.

Überlebende Unternehmen werden ihre Digitalisierung und die Automatisierung von Prozessen noch stärker vorantreiben, etwa um den Kundenwunsch nach Geschäftsabwicklung ohne physischen Kontakt zu erfüllen oder um das eigene Personal zu schützen. Eine nutzenorientierte Digitalisierung ermöglicht es, Kosten weiter zu senken und/oder neue Produkte anzubieten. All das sind essenzielle Grundlagen für das so dringend benötigte Wirtschaftswachstum.

Angesichts der katastrophalen betriebswirtschaftlichen Folgen des Shutdowns brauchen Unternehmen kräftige Unterstützung, damit sie mit ihrer wirtschaftlichen Aktivität wiederum Gesellschaft und Staat unterstützen können:

Planbarkeit: Jede Woche neue Vorschriften, die keiner versteht und die nicht alltagstauglich sind, blockieren wirtschaftliches Handeln und erhöhen die Infektionszahlen.

Kapital: Besonders Einpersonen-, Klein- und Mittel-Unternehmen benötigen Investment-Kapital für einen längeren Zeitraum. Denn erst die Chance des "langen Atems" ermöglicht Innovation und Transformation.

Soziale Infrastruktur: Ein funktionierendes Gesundheitssystem und umfassende Kinder- und Altenbetreuung sorgen für planvoll einsetzbare Mitarbeiter. Ein effektives Bildungssystem benötigen vor allem kleinere Unternehmen, die nicht genug Ressourcen haben, um ihre Leute selbst ausbilden zu können, damit sie hochwertige Produkte und Dienstleistungen herstellen können.

Technische Infrastruktur: Zusätzlich zur Verkehrs- brauchen Unternehmen in einer digitalisierten Welt eine verlässliche Daten- und Kommunikationsinfrastruktur und staatlich geförderte Cybersicherheit.

Rechtsstaatlichkeit: Je rascher und präziser, desto mehr Zeit und Geld können Unternehmensleitungen in die Führung ihres Unternehmens investieren.

Dass in den genannten Bereichen seit Jahrzehnten Personal- und Ressourcenmangel herrschen, macht die Sache nicht einfacher. Aber die weitere Verwaltung des Mangels neuralgischer Punkte bringt uns sicher nicht durch die Krise.