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Ein dreifaches Verlustgeschäft

Von Sophie Achleitner

Gastkommentare
Sophie Achleitner ist Ökonomin am sozialliberalen Momentum Institut.
© privat

Die Senkung der Körperschaftsteuer kostet viel, bringt wenig und kommt vor allem den Reichsten im Land zugute.


Österreichs Unternehmen sollen künftig weniger Steuern zahlen. Die türkis-grüne Bundesregierung hat im Zuge der ökosozialen Steuerreform eine Senkung der Körperschaftsteuer (KöSt) angekündigt. Gewinne von Aktiengesellschaften und GmbHs - jenen Unternehmen also, die der KöSt unterliegen - sollen in Zukunft nur noch mit 23 Prozent statt mit 25 Prozent besteuert werden. Damit handelt sich Österreich ein dreifaches Verlustgeschäft ein: Die KöSt-Senkung kostet viel, bringt wenig und kommt vor allem den Reichsten im Land zugute.

Vermögen in Form von Unternehmensbesitz ist sehr ungleich verteilt in Österreich, es ruht im Schoß des obersten Zehntels der Vermögensverteilung. Das reichste Prozent besitzt knapp mehr als 70 Prozent Anteile an Unternehmen. Eine Senkung der Körperschaftsteuer kommt somit den Reichsten im Lande zugute und verteilt rund 800 Millionen Euro von unten nach oben um, und zwar jedes Jahr aufs Neue. Zudem ist das KöSt-Aufkommen sehr ungleich zwischen den Unternehmen verteilt. Das führt dazu, dass ein kleiner Anteil von großen, profitablen Unternehmen besonders entlastet wird. Selbst unter den Kapitalgesellschaften bedeutet das: Nur 3.000 Unternehmen, (das ist ein Fünfzigstel aller Unternehmen) erhalten drei Viertel des Steuersenkungsvolumens. Einpersonenunternehmen, Einzelunternehmerinnen und -unternehmer sowie Betriebe in Schwierigkeiten sehen von der Steuersenkung ohnehin nichts.

Dass Unternehmensteuersenkungen zu erhöhter Wirtschaftsleistung und Investitionen führen würden, ist in der empirischen Literatur keinesfalls garantiert. Viel eher würden budgetschonendere Instrumente, wie zum Beispiel zeitlich begrenzte vorzeitige Abschreibungen auf eng definierte grüne Investitionen, eher die gewünschten Investitions- und Wachstumseffekte bewirken.

Auch im Hinblick auf die Corona-Pandemie ist die KöSt-Senkung mehr als fragwürdig. Nach dem Motto "Rettet die Wirtschaft, rettet die Unternehmen" haben Österreichs Unternehmen wie keine anderen von Subventionen während der Krise profitiert - in der EU ist Österreich mit Corona-Hilfen in Höhe von knapp 5 Prozent des BIP sogar Spitzenreiter.

Schlussendlich feuert Österreich mit der bevorstehenden KöSt-Senkung auch das internationale Dumping bei Unternehmensteuern aktiv mit an. Seit den 1970er Jahren ist hier ein "race to the bottom"-Effekt zu beobachten, bei dem Staaten einander mit immer niedrigeren Steuersätzen unterbieten. In Österreich ist der KöSt-Satz von 55 Prozent vor 40 Jahren mittlerweile auf 25 Prozent gesunken. Nun heizt Österreich das Wettrennen auch in der Eurozone weiter an.

Österreichs große Unternehmen sollten sich an der Rückzahlung der Corona-Krisenkosten beteiligen; gerade auch jener Hilfen, die sie während der Pandemie erhalten haben. Doch leider gibt die türkis-grüne Bundesregierung mit dieser abermaligen Senkung der KöSt ein eindeutiges Statement ab: Wir wollen den Unternehmen geben und anderen nehmen.