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Wie lange bleiben die Supermarktregale voll?

Von Peter Spak

Gastkommentare
Peter Spak ist Eigentümer des 1935 gegründeten Familienunternehmens Spak, das im niederösterreichischen Gallbrunn Ketchup, Senf und Mayonnaise produziert. Als früherer Lehrling bei Starkoch Reinhard Gehrer und ausgebildeter Lebensmitteltechniker fungiert Peter Spak im Betrieb zudem als Chef-Produktentwickler.
© Spak / Imre Antal

Auch der Lebensmittelhandel steht vor großen Herausforderungen.


Betriebe, Konzerne und ganze Branchen werden dieser Tage gerne in Corona-Kategorien unterteilt: Wer ging als "Gewinner", wer als "Verlierer" aus der Pandemie hervor? Bei näherer Betrachtung erweist sich diese oberflächliche Klassifizierung jedoch oftmals auch als trügerisch. Die heimische Lebensmittelindustrie ist hierfür ein Musterbeispiel.

Lockdowns und Panikkäufe gehören in Österreich der Vergangenheit an, leergeräumte Supermarktregale sind praktisch schon vergessen. Die Lebensmittelindustrie floriert, die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. So verzeichneten die Lebensmitteleinzelhändler im Pandemiejahr 2020 ein Umsatzplus von mehr als 10 Prozent. Als Konsequenz daraus stehen auch die Produkte heimischer Zulieferer hoch im Kurs. Dass deren gute, teils sogar hervorragende Auftragslage mit wachsenden Schwierigkeiten in der Sicherstellung der Warenverfügbarkeit einhergeht, ist hingegen wenig bekannt. Engpässe und Lieferschwierigkeiten ortet die Öffentlichkeit eher auf dem (Computer-)Chip- als auf dem (Kartoffel-)
Chips-Markt. Dass die Aufgabe, die Supermarktregale weiterhin zu befüllen, zunehmend schwieriger wird, offenbart erst ein Blick hinter die Kulissen.

Auch in diesem Fall sind die Zahlen eindeutig. Die Nachfrage an Lebensmittelprodukten mag während der Corona-Krise deutlich gestiegen sein - die Herstellungskosten sind zugleich aber immens angewachsen, Tendenz stark steigend. So zogen nahezu alle Rohstoffe, die wir bei Spak für unsere Produkte benötigen, deutlich im Preis an, vom Zucker, über Essig bis hin zu österreichischen Paradeisern. Beim Rapsöl erleben wir aktuell gar einen Kostenzuwachs von 60 bis 100 Prozent.

Vergleichbare Trends zeichnen sich in der gesamten Lebensmittelindustrie ab. Diese hat der Fachverband der Lebensmittelindustrie in der Wirtschaftskammer vor kurzem als "historische Kostenlawine" zusammengefasst.

Aber nicht nur die Rohstoffe sind derzeit knapp und teuer. Dasselbe gilt auch für Verpackungsmaterialien. Vor allem Aluminium und Plastik gehen preislich durch die Decke und erreichen stetig neue Rekordwerte. Darüber hinaus ist ein akuter Personalmangel zu beklagen. Selbst eine krisenbeständige Anstellung in einem systemrelevanten Bereich verliert abseits der Ballungszentren zunehmend an Attraktivität. In unserer Produktion im niederösterreichischen Gallbrunn etwa suchen wir seit Monaten händeringend Fachkräfte, um unser Team zu stärken und zu entlasten.

Als "Gewinner" der Pandemie sehen wir uns nicht. Wer uns oder der Lebensmittelindustrie im Ganzen diesen Titel nachsagt, sollte etwas tiefer blicken - zu den österreichischen Zulieferern, die mit immer größeren Herausforderungen kämpfen. Eine Besserung ist derzeit nicht in Sicht, doch wir alle arbeiten weiterhin auf Hochtouren und blicken optimistisch nach vorne, um die Versorgung mit österreichischen Lebensmitteln weiter sicherzustellen.