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Bildungsgerechtigkeit für unsere Kleinsten

Von Beate Meinl-Reisinger

Gastkommentare
Beate Meinl-Reisinger ist Klubobfrau der Neos.

Warum der Kindergarten das Sprungbrett in eine moderne Gesellschaft ist.


"Früh übt sich, was ein Meister werden will", lautet der berühmte Satz, geprägt von Friedrich Schillers Werk "Wilhelm Tell". Besonders aktuell ist diese Erkenntnis auch in Bezug auf Österreichs Kindergärten und die Bildungsgerechtigkeit in unserem Land. Unzählige Studien belegen den Wert frühkindlicher Bildung und pädagogischer Betreuung. Hier kommen Kinder das erste Mal mit institutionalisierter Bildung in Kontakt und erlernen ihre ersten Schritte in einer Gemeinschaft. Im Kindergarten, dem Start einer jeden Bildungskarriere, sollten alle Kinder die Möglichkeit erhalten, früh die eigenen Talente zu erkennen und zu entwickeln, unabhängig vom Bildungsgrad ihrer Eltern. Mit einer gelungenen frühkindlichen Bildung legen wir das Fundament für ein selbstbestimmtes Leben.

Neben Chancengerechtigkeit für unsere Kleinsten ist echte Wahlfreiheit für die Eltern ein wichtiges Argument für Kinderbetreuung. Ein Kind bedeutet für die meisten Elternteile auch, eine Entscheidung darüber treffen zu müssen, wer in Teilzeit geht oder den eigenen Beruf zumindest für eine Zeit an den Nagel hängt. In einem Land, in dem knapp 30 Prozent aller Kindergärten weniger als acht Stunden geöffnet sind und jede vierte Kinderbetreuungseinrichtung mehr als 25 Schließtage hat, werden wir der so oft zitierten Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht gerecht. Noch immer sind es hauptsächlich Frauen, die einen Karrierebruch hinnehmen oder in Teilzeit arbeiten, um die Kindererziehung zu bewerkstelligen.

In einem Arbeitsmarkt, der nicht nur unter einem Fachkräfte- sondern einem generellen Arbeitskräftemangel leidet, sind Kinderbetreuungsplätze ein Wirtschaftsfaktor. Wer keine Betreuung hat, kann nicht arbeiten. Dieser simple Umstand muss von der Regierung gerade auch angesichts einer Anzahl offener Stellen wie seit Jahrzehnten nicht mehr anerkannt werden. Noch absurder mutet dies an, wenn eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Frauen angibt, mehr Stunden arbeiten zu wollen, dazu aber aufgrund fehlender Betreuungsmöglichkeiten nicht in der Lage ist. Während das Stellenangebot kontinuierlich wächst, bleiben vor allem Frauen zuhause, verdienen weniger und erhalten dafür auch eine geringere Pension. Auch in Anbetracht der Teuerungswelle verwehrt man Familien mit dieser konservativen Politik ein Zusatzeinkommen.

Investieren wir also in unsere Jüngsten. Der Herbst markiert auch den Beginn der Budgetverhandlungen. Gibt es einen besseren Zeitpunkt, um die Finanzierung einer qualitativ hochwertigen und kostengünstigen Kinderbetreuung ab dem ersten Geburtstag sicherzustellen? Länder wie Dänemark zeigen vor, wie es anders gehen kann. Die Zeit für ein Kindergartengesetz für ganz Österreich und eine Steigerung der Ausgaben auf 1,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zur Sicherstellung eines flächendeckenden und qualitativ hochwertigen Kinderbetreuungsangebots ist jetzt. Jeder Euro, den wir in unsere Kinder investieren, rentiert sich.

Jeden Dienstag lesen Sie an dieser Stelle den Kommentar eines Vertreters einer Parlamentspartei.